Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
anzulassen, während Mary Catherine und er so nahe am Boot im Wasser waren.
    Diese Gedanken schossen ihm in Sekundenbruchteilen durch den Kopf, nicht in konkreten Worten, aber doch als ausgeprägte logische Schlussfolgerungen. »Todd, was machst du da?«
    In einer kläglichen Schwimmparodie strampelte er mit den Beinen und ruderte matt mit den Armen, was allerdings eher dem Versuch glich, einen Wackelpudding durch Treibsand zu befördern. Aber er musste sich ja gar nicht anstrengen und schwimmen. Dort. Todd brachte das Boot zu ihm.
    Leider fuhr er viel zu schnell. Das war riskant.
    »He!«
    Ein Schrei. Aus einem Albtraum. Du machst den Mund auf und versuchst zu schreien, bringst aber keinen Ton heraus. Und dadurch wird der entsetzliche Albtraum noch schlimmer. Er versuchte, mit den Armen zu wedeln, aber jeder wog tausend Pfund. Er konnte sie nicht einmal übers Wasser heben.
    »Todd«, krächzte er. »Dreh nach Backbord! Ich bin hier! Kannst du mich nicht sehen?«
    Er konnte ihn sehen. Kerzengerade schaute er ihn durchs Plastikfenster vor dem Cockpit an. Die Lichter des Steuerpults verwandelten sein verletztes, geschwollenes Gesicht in eine Halloween-Maske. Rot glühten seine Augen. Höllenfeuer.
    Ein letztes Mal schrie Roark aus Leibeskräften, dann trieb ihn die Angst in die Tiefe. Binnen Sekunden übermannten ihn tosende Wasserstrudel und drohten, ihn zu ersticken. Und dann packte ihn Todesangst. Nackte Todesangst. Eine Angst, wie sie zum Glück nur wenige Menschen je am eigenen Leib erleben. Blankes Entsetzen. Im Vergleich dazu war der Tod ein Segen.
    Dieses Entsetzen kannte nur einen Begleiter: den Schmerz. Unerträglichen, maßlosen Schmerz.
    Schmerz, der den Körper zerfetzt und die Seele mordet.

Kapitel 38
    Im eng anliegenden kleinen Schwarzen mit täuschend züchtigem Ausschnitt traf Nadia in der Cocktailbar ein. Dazu trug sie eines jener kecken Hütchen mit einem Schleier, der ihr halbes Gesicht bedeckte. Von ihrer Schulter baumelte an einer zierlichen Goldkette ein mit schwarzen Federn besetztes Täschchen. Sehr attraktiv. Ganz Femme fatale.
    Die Leute verrenkten sich den Hals, als sie durch die Bar schritt, in der sich Manhattans Prominenz und Möchtegerns drängten. Sie wurde angesprochen, winkte einer Dreiergruppe an einem Ecktisch zu.
    Als sie an Noahs Tisch trat, platzte er schier vor Stolz. Die bezauberndste Frau im ganzen Raum leistete ihm Gesellschaft. Er umarmte sie innig und doch vorsichtig. Während er ihr einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange gab, flüsterte er: »Ich könnte dich auf der Stelle vögeln.«
    »Wie immer der Romantische.« Sie glitt neben ihm auf die Polsterbank.
    »Martini?«
    »Unbedingt.«
    Er bestellte bei dem Ober, der binnen Sekunden nach Nadias Eintreffen an ihren Tisch geeilt war, und wandte sich dann lächelnd an sie. »Man kennt dich hier.«
    »Mich kennt man überall.«
    Er lachte über ihren Dünkel. »Ich habe deine scharfen Retourkutschen vermisst. Unsere letzte Begegnung ist viel zu lange her.«
    »Dieser alberne Streit.«
    »Längst Vergangenheit.« Er holte tief Luft. »Aaah, dein provozierendes Parfüm.«
    »Chanel.«
    Mit einem schlauen Grinsen schüttelte er den Kopf.
    »Sex. Schade, dass man das nicht in Flaschen füllen kann. Du würdest ein Vermögen machen.« Sein bewundernder Blick wanderte über ihr Gesicht. »Du siehst sensationell aus. Ich mag diesen Schleier.«
    »Vielen Dank.«
    »Er verleiht dir eine geheimnisvolle Aura, die unglaublich sexy wirkt.« Unter dem Tisch presste er seinen Oberschenkel gegen ihren.
    »Du gehst ja heute Abend mächtig ran. Bist wohl in der letzten Zeit zu kurz gekommen, oder?«
    »Ich hatte anderweitig zu tun.«
    »Ja, das hattest du.« Sie schien sich für das kunstvolle Federarrangement auf ihrer Handtasche zu begeistern. Ihre Finger glitten über den weichen, irisierenden Flaum. »Du warst beschäftigt, deinen Schwiegervater zur letzten Ruhe zu betten.«
    »Reichlich viel Gesumse.«
    »Ich fand die Elogen ziemlich bewegend.«
    »Schätzungsweise hat sich Daniel Matherly so einen Abschied verdient. Ich bin froh, dass es vorbei ist. Jetzt können wir aufhören, sein Leben zu bejubeln, und wieder unser eigenes leben.«
    »Normalerweise genießt du doch den Platz im Rampenlicht. Ich dachte, die Rolle als loyaler, tief betrübter Schwiegersohn hätte dich gereizt.«
    Er legte die Hand aufs Herz. »Ich habe mein Bestes getan.« Ihre Martinis kamen. Sie stießen an und nippten daran. »Eigentlich war’s gar nicht so

Weitere Kostenlose Bücher