Envy-[Neid]
bettle. Ich bettle. Hol mich hier raus.«
Der Rauch brachte Parker zum Husten. »Sorry, Noah. Es ist zu spät, selbst wenn ich’s wollte. Ich muss mich selbst retten. Damit beraube ich mich zwar des Vergnügens, dich sterben zu sehen, aber…«
»Parker! Tu das nicht.« Noah schluchzte. »Bitte, lass mich nicht sterben. Was soll ich sagen?«
Parker starrte zu ihm hinunter. Seine Gesichtszüge verhärteten sich. Jeder Anflug von Humor war verschwunden. »Sag, dass es dir Leid tut.«
Noah hörte zu schluchzen auf, schwieg aber weiter störrisch.
»Hast du wenigstens Mary Catherines richtigen Namen gekannt?«
»Welchen Unterschied macht das?«
»Sie hieß Sheila. Du hättest wenigstens den Namen des Mädchens kennen sollen, das dein Baby verloren hat.«
»Da war kein Baby. Das war ein Weibertrick. Eine Falle.«
»Also hast du es gewusst«, murmelte Parker. »Ich hatte mich schon gewundert.«
»Parker, das ist doch Schnee von gestern.«
»Falsch. Die Sache ist sogar brandaktuell. Wenn du hier lebend herauskommen willst, Noah, dann gestehe, dass du Mary Catherine über Bord gestoßen und nichts zu ihrer Rettung unternommen hast. Rein gar nichts.«
Noah zögerte. Parker legte die Hände auf die Räder seines Rollstuhls und begann, ihn herumzudrehen. »Und tschüss.«
»Warte! Na schön! Was mit Mary Catherine…«
»Sheila.«
»Sheila. Was mit Sheila passiert ist, war meine Schuld.«
»Und ich? Du hast mich absichtlich mit dem Boot überfahren.«
»Ja.«
»Sag es.«
»Ich habe dich absichtlich mit dem Boot überfahren.«
»Warum?«
»Ich… Ich habe versucht, dich zu töten, damit es nach einem Unfall aussah. Ich wollte dich aus dem Weg haben.«
»Wegen deiner Karriere.«
»Stimmt.«
»Hast du deshalb auch Daniel Matherly umgebracht?«
»Scheißkerl!«
»Du hast ihn umgebracht, nicht wahr?«, brüllte Parker zu ihm hinunter. »Gesteh’s, oder du erstickst, du Drecksack. Wenn du nicht schon vorher in deiner eigenen Pisse ersäufst.«
»Ich… Ich…«
»Noah, wie hast du diesen Sturz arrangiert?«
»Ich habe ihn provoziert. Mit seinem alten Judenfreund. Da wurde er wütend und ging auf mich los. Ich bin ausgewichen…«
»Du hast ihn gestoßen.«
»Na schön.«
»Sag es!«
Noah gab nach. Inzwischen war er verzweifelt. »Ich habe ihn gestoßen. Das hätte ich nicht tun müssen, aber ich hab’s getan. Nur um sicher zu gehen.«
Der Rauch brachte Parker zum Husten. Seine Augen brannten. »Noah, du bist abscheulich. Ein widerlicher Mensch. Ein Mörder.« Bedauernd schüttelte er den Kopf.
»Trotzdem bist du keinen Mord wert.«
Parker rollte den Stuhl rückwärts. In Panik schrie Noah seinen Namen vom Grund des Brunnens. Nur kurze Zeit war er außer Sichtweite. So lange dauerte es, das Seil zu holen, das er für diesen Augenblick versteckt hatte. Er ließ es über den Brunnenrand baumeln, wo Noah es sehen konnte. »Bist du sicher, dass du von mir gerettet werden willst? Du wirst ins Gefängnis kommen, das weißt du.«
»Wirf es runter.« Flehend streckte er die Arme aus.
»Ich weiß genau, wie du dich fühlst«, erklärte ihm Parker. »Ich wusste, dass meine Beine restlos kaputt waren. Ich hätte alles getan, damit dieser Schmerz aufhört. Alles, nur nicht sterben. Ich dachte, ich wollte sterben, aber als mir diese Fischer die Hände entgegengestreckt haben, habe ich mich mit letzter Kraft daran geklammert.«
Er ließ das Seil zu Noah hinunter, der es hektisch packte.
»Binde es dir ein paar Mal um die Brust und zieh es fest«, wies ihn Parker an.
»Okay«, rief Noah, als er fertig war. »Zieh mich rauf.« Parker fuhr zurück. Das Seil straffte sich. »Fertig? Wenn du Tritt fassen kannst, klettere die Wand hoch.«
»Kann ich nicht. Mein Knöchel.«
»Okay, aber sacht. Ja nicht…«
»Reißen«, wollte er gerade sagen, aber es war zu spät.
Kapitel 42
In seiner Panik hatte Noah zu heftig am Seil gezogen; darauf war Parker nicht gefasst gewesen. Es hatte ihn nach vorne aus seinem Stuhl gerissen. Nun lag er auf dem gestampften Erdboden. »Gottverdammte Scheiße!«
»Was? Was ist passiert? Parker?«
Mehrere Sekunden lag Parker mit der Stirn auf dem Boden und holte Luft. Dann zog er sich zentimeterweise mit Hilfe seiner Arme zum Brunnenrand und schaute hinunter.
»Du hast mich aus dem Stuhl gezogen.«
»Nun, dann setz dich wieder rein.«
»Jeder Vorschlag, wie ich das bewerkstelligen soll, ist mir willkommen.«
»Nun, tu wenigstens etwas.«
Die Verzweiflung zerrte an Noahs
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