Envy-[Neid]
opfern. Bisher war alles nach Plan verlaufen, weil er es auf seine Art und nach seinem Zeitplan gemacht hatte.
Der erste Schritt war erreicht, als ihn Daniel Matherly einstellte. Er hatte das Vertrauen des Alten errungen, indem er sich der Firmenphilosophie anpasste. Durch die Heirat mit Maris hatte er eine weitere hohe Hürde übersprungen und seine Position noch mehr gefestigt. Anschließend hatte er im richtigen Moment Blume über Nadia sein Interesse an einer Fusion signalisiert. Blume operierte noch immer unter der fälschlichen Annahme, diese Idee stamme ursprünglich von ihm. Aber weit gefehlt. WorldView hatte von Anfang an auf Noahs Spielplan gestanden.
Bis zu diesem Punkt war alles so verlaufen, wie Noah Reed das wollte. Und Noah Reed war das Maß aller Dinge. Er würde sich selbst kein Bein stellen, indem er nun überstürzt agierte.
»Ich weiß gar nicht, warum du heute so gereizt bist«, sagte Nadia. »Morris hat die Deadline für heute angesetzt, nicht ich.«
Dies war die einzige Unregelmäßigkeit in Noahs Plan gewesen, die er nicht vorhergesehen hatte. Sie war auch an seiner schlechten Laune heute Abend schuld. Während der Cocktailstunde mit Daniel hatte er dem weitschweifigen Gerede des Alten nur mit halbem Ohr zugehört. Stattdessen ging ihm Blume mit seinem Echsenlächeln nicht aus dem Kopf, der ihm eine Deadline in zwei Wochen gesetzt hatte, den Köder zu werfen oder Leine zu ziehen.
Blume hatte Noah daran erinnert, dass er reichlich Zeit gehabt hätte, das Angebot zu prüfen. Entweder sei er nun daran so interessiert, dass er einen Schritt vorwärts tat und den Deal realisierte, oder eben nicht. Noah hatte ihn seinerseits daran erinnert, dass sein Schwiegervater kein kleiner Stolperstein sei, sondern ein ernsthaftes Hindernis.
»Daniel hat unmissverständlich gesagt, seine Firma stehe nicht zum Verkauf.«
»Dann müssen Sie kühne Schritte unternehmen, damit er seine Ansicht ändert, nicht wahr?«
Blume beendete das Treffen, indem er Noah darauf hinwies, es gebe noch andere Prestigeverlage im Stil von Matherly Press, die liebend gern die Chance ergreifen würden, ein Teil von WorldView zu werden.
Noah wusste ganz genau, wie realistisch Blumes Drohung war, das war das Schlimme daran. Viele kleinere Verlage hingen am seidenen Faden. Sie konnten mit den Vertriebskapazitäten und den massiven Werbebudgets der Mediengiganten nicht konkurrieren und würden die finanzielle Entlastung und die Stabilität begrüßen, die mit WorldView einherging. Im Gegensatz zu Daniel sorgten sie sich in allererster Linie ums nackte Überleben. Sentimentalitäten konnten sie sich nicht leisten.
Obwohl Noah selbst nicht den winzigsten Funken Sentimentalität im Leibe hatte, war er bestens damit vertraut, wie fanatisch Daniel an Traditionen und seiner Familiengeschichte festhielt. Der Alte würde nicht ohne weiteres loslassen. Doch diese verzwickte Komplikation schien Blumes Begriffsvermögen zu übersteigen.
»Ich bin mir über Blumes Deadline sehr wohl im Klaren«, erklärte Noah jetzt Nadia. »Ich werde dafür sorgen, dass sie eingehalten wird.«
»Und was ist mit Maris?«
»Die hat in Florida zu tun.«
»In Georgia.«
»Was?«
»Du hast mir erzählt, sie fahre nach Georgia.«
»Egal. Ich werde während ihrer Abwesenheit weiterhin Daniel unterminieren. Damit habe ich schon heute Abend mit dem Hinweis auf die Vorteile von Blumes Angebot begonnen.«
»Und was passiert, sobald Maris wieder da ist?«
»Sie wird sich Daniel anschließen.«
»Das war eigentlich nicht mein Thema.«
So viel Glück sollte ich mal haben! Mit einem müden Seufzer schloss Noah die Augen und rieb sich den Nasensattel. Himmel noch mal, darüber brauchte er momentan nun wirklich keine Diskussion. Er hatte schon genug um die Ohren.
»Nadia, ich weiß, worauf du anspielst.« Er senkte die Hand, schlug die Augen auf und schaute sie an. »Denk mal nach. Ist es sinnvoll, Maris jetzt um die Scheidung zu bitten? Nein. Das kann ich erst machen, wenn der Vertrag mit WorldView unter Dach und Fach ist.«
Entnervt atmete er aus. »Glaubst du etwa, die Ehe mit ihr hat mir Spaß gemacht? Meinst du, ich bin Daniel all die Jahre zum Vergnügen in den Hintern gekrochen?«
»Was für ein widerlicher Gedanke.«
»Nicht wahr? Dann stell dir das mal aus meiner Sicht vor.« Er hoffte, diese Bemerkung brächte sie zum Lachen, was sie aber nicht tat.
»Und Maris?«, wollte sie wissen. »Wirst du ihren hübschen Hintern vermissen?«
Er lachte
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