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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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war in zehn Minuten ein Termin anberaumt, trotzdem bat er seine Assistentin durchzustellen. »Liebling! Ich freue mich ja so, dich zu hören.«
    »Schön, dass ich endlich mit dir reden kann«, sagte sie.
    »Es ist schon so lange her. Deine Stimme klingt seltsam.«
    »Seltsam?«
    »Meine Ohren haben sich schon an den schleppenden Tonfall der Südstaatler gewöhnt.«
    »Gott bewahre.«
    »Es kommt sogar noch schlimmer. Ein paar Mal sind mir tatsächlich schon Dialektausdrücke rausgerutscht, und außerdem kann ich mich für Grütze begeistern. Das Geheimnis sind viel Salz und Pfeffer und dann so viel Butter, bis alles schwimmt.«
    »Mach ruhig weiter mit so einer Diät, dann kommst du dick und fett zu mir zurück.«
    »Wenn ja, bist du wenigstens vorgewarnt. Wo die Südstaatler nicht mit Butter kochen, verwenden sie ausgelassenen Schinkenspeck. Und alles schmeckt einfach köstlich. Hast du schon mal gebackene grüne Tomaten gegessen?«
    »Wie im gleichnamigen Film?«
    »Und im Buch. Beide sind nach einem Originalrezept benannt. Mit Maismehl paniert und in ausgelassenem Speck herausgebacken schmecken sie einfach köstlich. Mike hat mir gezeigt, wie es geht.«
    »Der außergewöhnliche Autor kocht auch noch?«
    »Mike ist nicht der Autor, sondern… Also, bis aufs Schreiben kümmert sich Mike hier um fast alles.«
    Nach einem Blick auf seine silberne Tiffany-Uhr auf dem Schreibtisch überlegte Noah, wann er das Gespräch mit Anstand abbrechen könnte. »Geht’s mit dem Buch voran? Wie läuft’s denn mit dem Autor?«
    »Noah, er hat Talent. Außerdem ist er von sich eingenommen und manchmal schwierig. Mitunter sogar unmöglich. Trotzdem fordert er mich heraus. Und da kann ich nicht widerstehen.«
    »Also hat sich der Ausflug als produktiv erwiesen?«
    »Ja. Deshalb werde ich auch noch das ganze Wochenende hier bleiben und ihn häppchenweise mit konstruktiver Kritik und aufmunternden Worten füttern. Es sei denn, ich müsste aus irgendeinem Grund unbedingt heimkommen. Aber für eine überstürzte Abreise gibt es doch keinen Anlass, oder?«
    »Außer der Tatsache, dass ich dich vermisse, nicht.«
    »Dass du mich vermisst, ist keine Kleinigkeit.«
    »Ich wäre doch nie so egoistisch, dich einzig und allein meinetwegen zurückfliegen zu lassen. Deine enthusiastische Stimme verrät mir, wie sehr du es genießt, wieder mal als Lektorin an vorderster Front zu arbeiten.«
    »Ganz außerordentlich. Und du? Schreibst du?«
    »Wenn ich kann. Obwohl ich mit dem Überprüfen der Geschäftsberichte aus dem zweiten Quartal genug zu tun hatte, ist es mir gelungen, jeden Abend noch ein paar Stunden am Schreibtisch hineinzuquetschen.« Nach einer kurzen Pause fragte er: »Du wirst mich doch jetzt nicht ständig damit plagen, wie viel ich schon geschrieben habe?«
    »Als ›plagen‹ würde ich das nicht bezeichnen.«
    »Maris, denk daran, das ist nicht meine Hauptaufgabe. Das Schreiben kommt erst nach meiner Verantwortung hier im Haus.«
    »Verstanden. Ich bin doch nur ganz wild darauf, wieder etwas Neues von meinem Lieblingsautor zu lesen.«
    »Nun mal langsam. Bis dahin kann noch viel passieren. Außerdem sollte man beim Schreiben nichts überstürzen.«
    »Ließ sich deine Idee umsetzen?«
    »Sie entwickelt sich«, erwiderte er ausweichend.
    »Das Warten wird sich lohnen, egal, was du schreibst.«
    »Anscheinend versorgen wir dich nicht mit genügend Arbeit, wenn du so viel Zeit hast, zum Vergnügen zu lesen.«
    »Nur keine Angst«, meinte sie lachend, »mit diesem Projekt bin ich vollauf beschäftigt. Dazu noch die anderen Manuskripte, die in den nächsten Monaten fällig sind. Wahrscheinlich werde ich noch im Schlaf redigieren.«
    Das klang gut. Wenn sie durch Arbeit abgelenkt wäre, hätte er mehr Zeit und Freiraum, seinen Deal mit WorldView endgültig abzuschließen. Inzwischen spürte er Morris Blumes unerwartetes Ultimatum im Nacken sitzen. Doch trotz des ungemütlichen Drucks begrüßte er es, ein genau umrissenes Ziel zu haben, einen Schlusspunkt, der noch einmal alle Kräfte mobilisierte.
    Panik verspürte er keine. Trotzdem kam es bei jedem Gedanken daran zu einem heftigen Adrenalinstoß. Diese Deadline würde er einhalten, davon war er überzeugt. Genauso wie er Blume zu einer Verlängerung überreden würde, sollte ihm das aus irgendeinem Grund nicht gelingen. Der Vorstandsvorsitzende war viel zu sehr auf Matherly Press erpicht, um wegen einiger Tage darauf zu verzichten.
    Inzwischen war Maris genau zum richtigen

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