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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Takt des Atmens hebt, fasziniert ihn. Und doch liegt in seiner Bewunderung etwas Ehrfürchtiges, als wäre sie so unberührbar wie die Madonna.
    Eigentlich hätte er sich als Gentleman in dem Moment , als er sie gesehen hat, höflich zurückziehen müssen. Stattdessen bleibt er und schaut sie unverwandt an, bis er ein Fuhrwerk näher kommen hört, das die Rückkehr der Familie verkündet, die zum Einkaufen in die Stadt gefahren war.
    Charlotte erfuhr nie, dass Sawyer sie an jenem Tag im Schlaf beobachtet hatte. Er hat es ihr nie gesagt. Und das gefällt mir ganz besonders an ihm. Diese Erinnerung war etwas ganz Spezielles, das er nicht einmal mit ihr teilen wollte. So sehr, dass er sie sich am Tag seiner Hinrichtung wieder ins Gedächtnis rief. Als die Falltür am Galgen unter ihm wegsackte, durchlebte er sie erneut. Der erste Blick auf Charlotte war der zentrale Punkt seines Lebens. Und deshalb durchlebt er ihn im Sterben noch einmal.«
    Parker hatte zugehört. Reglos. Auf jedes Wort konzentriert. Als sie schwieg, schauten sie einander mehrere Augenblicke nur an. Keiner war im Stande oder willens, die Stimmung zu stören.
    Als er endlich sprach, klang seine Stimme ungewöhnlich belegt. »Maris, Sie hätten die Autorin sein sollen.«
    »Ich? Nein«, sagte sie kopfschüttelnd und lachte leise.
    »Ich beneide jeden um diese Begabung. Ich kann sie in allen erkennen, die damit gesegnet sind, aber ich bin nur Vermittlerin, keine Kreative.«
    Nachdem er eine Weile darüber nachgedacht hatte, sagte er: »Wissen Sie, was diese Szene so erotisch macht?«
    Fragend legte sie den Kopf schief.
    »Die Tatsache, dass er einer Frau derart nahe gekommen und mit ihr in seiner Vorstellung intim geworden ist. Ohne ihr Wissen.«
    »Ja.«
    »Er hat mit Augen und Sinnen berührt, was Hände und Lippen gern berührt hätten. Obwohl er nicht viel gesehen hat, fühlt er sich für den Blick an und für sich schuldig.«
    »Das Verbotene.«
    Er nickte und fuhr mit noch leiserer Stimme fort: »Das stärkste aller sexuellen Stimulanzien. Was nicht gut für uns ist. Was wir nicht haben können. Was wir so sehr wollen, dass wir es schmecken, aber doch nicht berühren können.«
    Maris holte zitternd kurz Luft und atmete dann langsam aus. Zum ersten Mal wurde sie sich der losen Haarsträhnen in ihrem Nacken bewusst. Sie hob die Hand, aber selbst diese Korrektur schien zu viel. Erneut senkte sie die Hand in den Schoß, allerdings nicht ohne zuvor noch kurz an jenem Knopf Halt zu machen, an dem sie zuvor herumgedreht hatte. Diesmal strich sie lediglich mit den Fingerspitzen darüber, als wollte sie sich versichern, dass er immer noch da war. Parkers Blick blieb daran hängen.
    Plötzlich stellte sie sich in den schmalen Raum zwischen ihnen. »Ich gehe jetzt zurück. Es hat zu regnen aufgehört.«
    Dies entsprach nicht ganz der Wahrheit. Der heftige Wolkenbruch war einem leichten Regen gewichen. Trotzdem widersprach Parker nicht. Er ließ sie vorbei.
    Fast.
    Noch ehe sie einen vollen Schritt machen konnte, streckte er die Hände aus und brachte sie zum Stehen. Er umfing sie knapp unterhalb der Taille. Seine Handwurzeln drückten sich gegen ihre Beckenknochen. Seine Finger bogen sich um ihre Hüften. Er befand sich in Augenhöhe mit jenem reizvollen nackten Hautstreifen zwischen Bluse und Rock. Langsam wanderten seine Augen an ihr hoch.
    Verblüfft und ängstlich schaute sie mit erhobenen Armen zu ihm hinunter. Ihre Hände befanden sich auf Schulterhöhe, als sei sie nicht sicher, wohin sie sie legen, was sie damit tun sollte.
    »Wir wissen, warum ich dich gestern Abend geküsst habe, Maris.«
    »Um mich zu erschrecken.«
    Er runzelte die Stirn. »Eine solche Bemerkung verdient keinen Kommentar. Ich habe dich geküsst, weil du bei Terry’s allen mutig die Stirn geboten und sie blamiert hast, mich eingeschlossen. Ich habe dich geküsst, weil mir allein dein Anblick durch und durch ging. Ich habe dich geküsst, weil ich ein verdorbener Mistkerl bin, und weil dein Mund so verdammt gut zu küssen aussah. Einfach gesagt: Ich habe dich geküsst, weil ich es wollte. Das gebe ich zu, und das weißt du auch verdammt gut. Aber da wäre noch eine Frage, die mich schier um den Verstand bringt.«
    Seine Blicke ließen nicht locker und durchbohrten sie förmlich. »Warum hast du mich zurückgeküsst?«

Kapitel 14
    Obwohl Maris zur unpassenden Zeit anrief, entschied Noah, den Anruf entgegenzunehmen. Er wollte sie nicht misstrauisch machen. Auf seinem Terminkalender

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