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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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fürchte ich mich nicht.«
    »Dann setzen Sie sich wieder hin.« Als sie reglos verharrte, deutete er auf die Tür. »Fein, gehen Sie. Werden Sie ruhig nass bis auf die Haut. Umso mehr werden Sie dann Mike erklären müssen. Das wird unschön, aber wenn Sie unbedingt wollen…«
    Nach einem schiefen Blick auf den Wolkenbruch draußen drehte sie zögernd die Kiste um und nahm steif und mit stocksaurer Miene erneut darauf Platz.
    »Maris, erzählen Sie mir, wie Sie Ihren Mann kennen gelernt haben.«
    »Warum?«
    »Ich will es wissen.«
    »Wozu?«
    »Nennen Sie es kreatives Interesse.«
    »Nennen wir es pure Neugier.«
    »Sie haben Recht. Euphemismus ist eine Krücke. Ich bin neugierig.«
    Ihrer Miene nach schien sie keinen Piep mehr sagen und jede weitere Fortsetzung ihres Gesprächs verweigern zu wollen. Stattdessen verschränkte sie die Arme vor dem Bauch – zweifelsohne wollte sie ihren Nabel verstecken – und sagte: »Noah hat eine Stelle bei Matherly Press angenommen. Aber schon lange vorher kannte ich ihn wegen seiner Reputation als einer der führenden Köpfe eines Konkurrenzverlages. Als er zu uns stieß, war ich von der Gelegenheit, mit ihm zu arbeiten, restlos begeistert. Im Laufe der Zeit wurde mir allerdings klar, dass meine Gefühle für ihn weit über kollegiale Bewunderung hinausgingen. Ich hatte mich in ihn verliebt. Anfänglich hat sich mein Vater Sorgen gemacht, weil ich eine Büroaffäre eingegangen bin. Außerdem hat ihm unser Altersunterschied Kopfzerbrechen bereitet. Er hat mich zu Rendezvous mit anderen Männern ermuntert und sogar ganz unverblümt versucht, mich mit den Söhnen und Neffen seiner Freunde und Geschäftskollegen zusammenzubringen. Aber ich hatte mich entschieden. Ich wollte nur Noah. Zum Glück empfand er das auch so. Wir haben geheiratet.« Zur Betonung nickte sie mehrmals heftig. »Das war’s. Zufrieden?«
    »Wie lange sind Sie schon verheiratet?«
    »Fast zwei Jahre.«
    »Kinder?«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    Sie funkelte ihn so wütend an, dass er beschwichtigend eine Hand hob. »Sie haben Recht, das ist zu persönlich. Falls Sie steril sind…«
    »Bin ich nicht.«
    »Dann liegt’s an ihm?«
    Sie wollte schon wieder von der Kiste auffahren, aber er tätschelte die Luft zwischen ihnen. »Ist ja gut, ist ja gut, das Thema Kinder ist tabu. Ich werde nicht mehr nachhaken.« Er hielt inne, als wollte er seine Gedanken neu ordnen. »Also haben Sie Noah jeden Tag bei der Arbeit gesehen und sich binnen kurzem Hals über Kopf in ihn verliebt.«
    »Eigentlich habe ich schon vor unserer ersten Begegnung schrecklich für ihn geschwärmt.«
    »Wieso das?«
    »Ich hatte sein Buch gelesen.«
    »Vernichtet.«
    »Sie kennen es? Ach, natürlich, wieder dieser Artikel. Er hat darauf Bezug genommen.«
    »Ja, allerdings kannte ich es bereits«, sagte er. »Ich hatte es schon beim Erscheinen gelesen.«
    »Ich auch. Ungefähr fünfzig Mal.«
    »Machen Sie Witze?«
    »Nein. Ich liebe es. Die Hauptfigur, Sawyer Bennington, wurde der Held meiner romantischen Träume.«
    »Sie haben Träume?«
    »Hat das nicht jeder? Dafür muss man sich nicht schämen.«
    »Sie vielleicht nicht. Ich hatte schon ziemlich beschämende Träume. Möchten Sie sie hören?«
    »Sie sind nicht kleinzukriegen.«
    »Genauso hat mich meine Vorschullehrerin meiner Mama beschrieben.«
    »Wann?«
    »Als sie mich drei Tage hintereinander auf der Toilette beim Ausprobieren meines neuen Lieblingsspielzeugs erwischt hat.«
    »Ich frage lieber nicht.«
    »Würde ich Ihnen auch empfehlen. Also, worüber sprachen wir gerade?«
    »Sawyer Bennington.«
    »Richtig. Ihr Held und das Objekt Ihrer romantischen Träume, was mich doch seltsam berührt.«
    »Warum?«
    »War er nicht eine Art Verbrecher?«
    »Ein Dieb und ein Mörder.«
    »So etwas nennt man allgemein einen Verbrecher.«
    »Aber seine Verbrechen sind durch das gerechtfertigt, was man seiner Frau und seinem Kind angetan hat. Als er ihre Leichen entdeckt hat, habe ich geheult wie ein Schlosshund. Und tue es noch heute bei jedem Wiederlesen.«
    Ihr Gesicht nahm einen wehmütig-verträumten Ausdruck an. »Sawyer ist so ein harter Mensch. Allen gegenüber, nur nicht bei Charlotte. Sie haben sich so leidenschaftlich geliebt. Solch eine Liebe konnte nicht einmal der Tod zerstören. Als man ihn wegen seiner Verbrechen gehängt hat, dachte er zuletzt an…«
    Ihre Stimme verebbte. Verlegen zuckte sie leicht die Schultern. »Verzeihen Sie mir, Parker. Sie merken ja, wie sehr ich diesen

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