Envy-[Neid]
Befürchtung, nie wieder zu einem harmonischen Verhältnis mit Hadley finden zu können. Damit sei dann auch eine miserable Note für seine Abschlussarbeit garantiert. Endlich verebbte der Wortstrom und brach schließlich gänzlich ab. Roark versank erneut in Schweigen und verkroch sich in seine Jacke. Nicht, weil ihm kalt war, sondern weil er sich schämte, dass er wie ein blöder Jammerlappen geklungen hatte.‹«
Wieder hob Parker den Kopf und schaute Maris an.
»Nun? Soll ich’s wegwerfen oder weitermachen?«
»Mach weiter. Bitte.«
»Ich setze mit Leslies Antwort ein.«
Er wandte sich wieder dem Manuskript zu und las: »›Sie wartete, bis sein Zorn verraucht war, und von draußen spürbar die Kälte ins Auto kroch. Ihr Atem bildete kleine Dampfwölkchen zwischen ihnen. Sie redete leise, wie man es mit einem temperamentvollen Tier macht, das sich nur vorübergehend handzahm benimmt. »Roark, was heute passiert ist, ist gut.« Er schnaubte und schaute zu ihr hinüber. »Gut? Wie kann das gut sein, in Gottes Namen? Nicht, dass ich an Gott glaube.« Diese ketzerische Bemerkung gefiele ihr nicht, das wusste er. Als tiefgläubiger Mensch stieß sie sich an allen Witzen über religiöse Dinge. Normalerweise schalt sie ihn deshalb und bat ihn, seine despektierlichen Kommentare gefälligst für sich zu behalten. Diesmal entschied sie sich, ihn zu ignorieren. »Nur weil dir Schreiben so viel bedeutet, nimmst du es dir so zu Herzen.«
»Gut getroffen.« Er wollte mehr hören. »Und weil es dir so viel bedeutet, wirst du auch Erfolg haben. Wenn du das Missverständnis mit Professor Hadley einfach abtun und darüber lachen könntest, würde ich dir raten, deine Berufswahl noch mal zu überdenken. Diesen Vorfall könntest du nur ohne die geringste Leidenschaft fürs Schreiben wegschieben. So aber illustriert er nur, wie tief diese Leidenschaft geht. Deine Niedergeschlagenheit – in Wahrheit ist das im großen Lauf der Dinge doch nur ein Schluckauf – ist ein Gradmesser für deinen tiefen Wunsch zu schreiben, und zwar gut. Dieser Vorfall hat dich da getroffen, wo es am meisten weh tut. Und damit bestätigt, dass du genau das machst, wozu du geboren bist.« Sie lächelte. »Mir musstest du das nicht mehr beweisen, aber vielleicht dir selbst. Und wenn dem so ist, dann war diese Erfahrung sämtlichen Kummer wert, den sie ausgelöst hat.« Sie ergriff seine Hand und drückte sie. »Denk darüber nach, Roark. Dann wirst du merken, dass ich Recht habe.‹«
Als Parker schwieg, sagte Maris: »Eine junge Frau mit sehr viel Intuition.«
»Findest du?«
Sie nickte. Nach einem Blick auf die Blätter, die noch in seinem Schoß lagen, sagte sie: »Wie reagiert Roark darauf?«
»So wie die meisten Männer auf emotional aufgeladene Situationen reagieren.«
»Und das wäre?«
»Na ja, kommt darauf an, ob sie in uns ein schlechtes Gefühl auslösen oder ein gutes. Entweder wollen wir zuschlagen oder vögeln.«
Kapitel 16
Maris räusperte sich. »Ich schätze mal, Roark verspürt nicht den Wunsch, auf etwas einzuprügeln.«
»Stammt nicht von dir der Vorschlag, ihre Beziehung zu verstärken?«
»Ja.«
»Na also. Sie küssen sich, und dann wird’s, wie man sich denken kann, gefährlich. Roark schlägt ihren Mantel zurück und kuschelt sich an ihre Brust. Sie gibt ihm ein Stück Haut frei. ›Samtig-warme duftende Frauenhaut‹, steht hier. Daran werde ich noch arbeiten.« Er machte sich eine Notiz.
»Er streichelt ihren Busen. Zum ersten Mal in ihrer Beziehung benutzt er dazu seinen Mund. Er küsst ihre Brustwarzen. Dabei erhält sie eine Lektion über Erregung und die angenehmen Möglichkeiten, die Mann und Frau offen stehen, wenn sie bereit sind, sich darauf einzulassen.«
Maris’ Herz pochte.
»Ihr Geruch. Ihr Atem. Die Struktur ihrer Haut unter seiner Zunge. Gekoppelt mit der Frustration des vorausgegangenen Tages. Das Vorspiel bringt’s einfach nicht. Der Junge lechzt nach mehr. Also schiebt er Leslies Hand sacht in seine Jeans, und sie lässt ihn kommen. Um es mal vorsichtig zu umschreiben.«
»Das ist eine vorsichtige Umschreibung?«
Der belegte Klang ihrer Stimme ließ seinen Kopf hochfahren. Er schaute sie an. »Im Vergleich zu einigen anderen Ausdrücken, die hier zur Auswahl stünden, ist das sogar ziemlich vorsichtig. Jawohl.«
»Okay.«
»Roark erklärt ihr seine Liebe.«
»Meint er es ernst?«
»In dem Moment? Aus tiefstem Herzen.«
Parkers trauriges Gesicht brachte sie zum Lachen.
Ȇberzeugt.
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