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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dazu gehabt hätte; und aus dem Stehgreif ein Dutzend Geschichten, die überzeugender waren als die Wahrheit. Aber er spürte einfach, daß Titch es wissen würde, wenn er ihn belog; und gleichzeitig hatte er Angst davor, sie auszusprechen, als ahne etwas in ihm, daß das
Ding,
das dort draußen in der Nacht umherschlich und ihn belauerte, mit jedem Male stärker wurde, wenn er seine Existenz bestätigte. Der
Daij-Djan
war wie eine Lüge: er wurde wirklicher, je öfter er über ihn sprach.
    »Du hattest recht«, sagte er schließlich. »Er war die ganze Zeit über da.«
    »Seit wann?« fragte Titch. Seine Stimme war kalt wie die einer Maschine, und vielleicht war es gerade das, was sie so drohend und furchteinl^ößend machte. »Seit Elay? Seit Drasks Burg?
    Oder schon vorher?«
    »Seit mehr als zwanzig Jahren, Titch«, murmelte Skar. »Und ich glaube, schon länger. Vielleicht seit dem Tag meiner Geburt.
    Er ist ein Teil von mir.« »Den du natürlich haßt.« Der Spott in Titchs Stimme tat weh.
    »Ja. So wie du den Krieger in dir.«
    Titch machte eine zornige Handbewegung. »Ich will nicht mit dir diskutieren, Satai. Behalte deine geschliffenen Worte für dich. Ich weiß, daß du besser reden kannst als ich. Ich will einfach nur die Wahrheit hören. Wer bist du? Was willst du wirklich, und wozu hast du mich gebraucht?«
    Skar hielt sein Pferd mit einem so heftigen Ruck am Zaumzeug an, daß das Tier vor Schmerz schnaubte und auszubrechen versuchte. Er brachte es zur Räson, ohne die Bewegung auch nur bewußt zu registrieren. Plötzlich spürte er nichts anderes als Wut; einen Zorn, der aus Hilflosigkeit geboren war und fast körperlich weh tat.
»Verdammt!«
brüllte er. »Was willst du hören? Daß ich dich die ganze Zeit über angelogen habe? Ja, zum Teufel, ich habe es! Aber nicht, weil es mir Spaß macht, sondern weil ich dieses… dieses
Ding
genauso fürchte wie du. Und ich hasse es, ja! Ich hasse es mehr, als du dir vorstellen kannst!«
    Titch blieb ganz ruhig. Skars Zornesausbruch prallte von ihm ab, ohne daß sich auch nur etwas an seinem Blick änderte, geschweige denn an der eisigen Entschlossenheit, die Skar spürte. Dafür lenkte Kiina ihr Pferd mit einer heftigen Bewegung herum und versuchte das Tier zwischen Skars und Titchs Pferde zu drängen, was ihr aber nicht gelang.
    »Wovon redet ihr?« fragte sie. Ihr Blick irrte haltlos zwischen Titchs und Skars Gesichtern hin und her, und was sie sah, ließ sie mit jeder Sekunde ängstlicher werden. »Was… was bedeutet das alles. Titch! Was hat das zu bedeuten? Was waren das für Spuren? Was meint ihr? Skar!«
    »Sag es ihr«, grollte Titch.
    »Bitte, Titch, ich glaube nicht, daß das —«
    »Sag es ihr.«
verlangte Titch noch einmal, leise, scharf und im gleichen, keinen Widerspruch duldenden Ton wie zuvor. »Sag ihr alles, Satai. Ihr und mir. Jetzt! Oder ich schwöre dir, daß ich auf der Stelle kehrtmache und dich allein weiterreiten lasse.
    Nicht«, fügte er bitter und mit einem abfälligen Verziehen der Lippen hinzu, »daß ich noch glauben würde, daß das einen Unterschied macht.«
    Kiina hob in einer hilflosen, flehend wirkenden Geste die Hände. »Was soll er mir sagen?«
    »Die Wahrheit über den
Daij-Djan«,
flüsterte Skar. »Das Wesen, dessen Spuren du gefunden hast.«
Aber er war nur ein Schatten, der keine Spuren hinterließ.
»Das Ding, das die Krieger auf Crons Hof erschlagen hat.«
    »Der
Daij-Djan?«
Kiinas Reaktion verriet deutlich, daß sie diesen Namen nicht zum ersten Mal hörte. »Aber ich dachte, er wäre… vernichtet. Der
Dronte…«
    »Deine Mutter hat dir von ihm erzählt«, vermutete Skar, ehe ihm einfiel, daß nicht nur Gowenna Kiina die Geschichte von ihrer ersten Begegnung mit der Sternenbestie erzählt hatte, sondern er selbst. Trotzdem verbesserte er sich nicht, sondern fuhr fort: »Aber sie hat dir nur erzählt, was sie
glaubte.«
    »Und was hat sie
geglaubt?«
fragte Titch auf eine Art, die Skar erneut zusammenfahren und den Quorrl fast verzweifelt anblik-ken ließ. Die Bitterkeit in Titchs Stimme tat ihm weh; mehr als je zuvor.
    »Daß er nur ein Ungeheuer war«, sagte er zögernd. »Ein…
    Ding.
Ein Geschöpf der Sternengeborenen, wie der
Dronte
oder die
Ultha —
oder das
Netz.«
Er machte eine Handbewegung, die klar machte, daß er die Aufzählung beliebig fortsetzen konnte.
    »Aber das war er nicht. Er hat nur einen Körper bekommen, damals. Aber er war schon immer da. In mir.«
    »In
dir?«.
Kiina versuchte zu

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