Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
jetzt.«
    Gowenna erbleichte. Für den Bruchteil einer Sekunde breitete sich ein fassungsloser, beinahe entsetzter Ausdruck auf ihren Zügen aus, ein flüchtiger Schatten von Erschrecken, von Furcht. Ihre Hand krampfte sich so fest um den Schwertgriff, als wollte sie ihn zerbrechen.
    Skar sah die Bewegung im letzten Moment.
    Er hatte geahnt, daß Gowenna schnell sein würde, aber er hatte nicht geahnt, daß sie so schnell war. Ihr Schwert sprang, in einer Bewegung, die fast zu blitzartig war, als daß das Auge ihr folgen konnte, aus der Scheide und züngelte in einem tödlichen Halbkreis flirrenden Stahls direkt auf ihn zu.
    Skar warf sich zurück und versuchte gleichzeitig seine eigene Waffe zu ziehen. Es gelang ihm nicht mehr ganz, aber der geschliffene Stahl glitt auf Armlänge aus der Hülle und bildete so eine Sperre dicht über seinem Körper. Ein hoher, peitschender Laut brachte die Luft zum Schwingen, als die beiden Klingen aufeinanderprallten. Skar schrie vor Schmerz auf, als sein Handgelenk — im falschen Winkel und verspannt — die ganze Kraft des Hiebes auffing. Die Wucht des Aufpralls schleuderte ihn vollends hintenüber, ließ aber auch Gowenna zurücktaumeln und gab ihm so Gelegenheit, wieder auf die Füße zu kommen.
    Er ließ ihr nicht einmal die Spur einer Chance. Vierzig Tage Haß, vierzig Tage aufgestauter Wut und Verzweiflung entluden sich in einem einzigen mörderischen Hieb. Sein Schwert schmetterte Gowennas Waffe zur Seite, züngelte in einer ungeheuer raschen Bewegung nach ihrem Gesicht und hinterließ, im letzten Moment herumgerissen, einen langen, blutigen Schnitt auf ihrer Wange, prallte in der Abwärtsbewegung abermals gegen ihr Schwert, die Klinge wie Glas zerbrechend und sie selbst meterweit zurückschleudernd.
    Skar schleuderte seine Waffe fort und setzte mit einem wütenden Sprung nach. Gowenna versuchte sich zu wehren, aber sie hatte nicht mehr Chancen als ein Kind gegen einen wütenden Quorrl.
    Ihre Hand zuckte hoch, Zeige- und Mittelfinger zum tödlichen »V« gespreizt und auf seine Augen gezielt. Er schlug sie mit einer fast spielerischen Bewegung zur Seite, parierte einen Kniestoß mit dem Ellbogen und schlug ihr den Unterarm quer über den Leib.
    Gowenna stieß einen gurgelnden Laut aus, verkrampfte die Hände über dem Bauch und brach in die Knie. Skars abschließender Tritt wäre nicht mehr nötig gewesen, um sie vollends zu Boden zu schleudern. Aber es bereitete ihm Freude — für einen winzigen Moment bereitete es ihm Freude, ihr seine ganze Überlegenheit zu zeigen, ihr weh zu tun, sie, anstelle von Vela, deren er nicht habhaft werden konnte, zu quälen, zu schlagen und zu demütigen.
    Und er tat es weiter, wenn schon nicht mit Taten, so doch mit Worten. »Hast du jetzt genug?« fragte er schweratmend. »War es das, was du wissen wolltest? Oder soll ich weitermachen?«
    Er bückte sich, riß sie grob vom Boden hoch und schleuderte sie gegen die Wand.
    Sie stöhnte. Ihr Gesicht war blutüberströmt. Sie brach wieder in die Knie, krümmte sich vor Schmerzen und versuchte qualvoll zu atmen. Wahrscheinlich verstand sie seine Worte gar nicht, aber er sprach trotzdem weiter, sprudelte all das hervor, was sich wochenlang in ihm aufgestaut hatte, gleichermaßen erschrocken über seine eigenen Worte wie unfähig, sie zurückzuhalten. »Du bist ja eine so große Kriegerin, nicht?« sagte er. Seine Stimme troff vor Hohn, jedes Wort, jede einzelne Silbe war ein Hieb, der sie treffen, verletzen, quälen sollte. »Die ganze Welt soll sich vor dir fürchten, nicht wahr? Aber selbst ein Satai-Novize würde dich mit leeren Händen fertigmachen. Du bist nicht so stark, wie du glaubst. Du bist nichts, Gowenna, nichts als ein verbittertes, männerhassendes Weib, das sich für unbesiegbar hält, nur weil es ein Schwert führen kann und von zwei Ungeheuern bewacht wird. Du wirst mir jetzt die Wahrheit sagen! Ich will wissen, was es mit diesem Stein auf sich hat, und ich will wissen, wer diese Männer sind!«
    Jemand riß ihn grob am Arm zurück. Skar fuhr herum, darauf gefaßt, von den beiden Sumpfmännern angegriffen zu werden.
    Aber es war nur Arsan. »Hör auf, Skar!« sagte er mit zitternder Stimme. »Hör auf!«
    Skar schlug seine Hand beiseite, aber der Kohoner griff sofort wieder zu. In seinen Fingern lag eine erstaunliche Kraft.
    »Misch dich nicht ein!« zischte Skar.
    »Hör auf!« sagte Arsan noch einmal. »Ich bitte dich, hör auf. Du hast sie besiegt. Du mußt sie nicht auch

Weitere Kostenlose Bücher