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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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aus einem langwierigen Krieg je einen Nutzen gezogen .«
    »Aus den Weisheiten des Xsu-Ree«, stellte Tozay fest. »Zweites Kapitel.«
    »Merkwürdig«, erwiderte ich schroff. »Seine Majestät hat mir außerdem gesagt, nur Königen und Generälen sei es erlaubt, die Abhandlung des Xsu-Ree zu lesen.«
    Ich sah Tozays seltenes Lächeln aufblitzen. »So sehe ich das auch.« Er stützte sich auf das Geländer, das das kleine Deck über uns trug, und sah auf das Meer. Seine Miene war wieder ernst geworden. »Seine Majestät wird Euch nicht bitten, den Treueeid noch einmal zu brechen.«
    »Warum sagt Ihr das?«
    Tozay knurrte. »Ich könnte Euch seine komplizierte Erklärung wiederholen, wonach Ihr ein Symbol der Hoffnung seid und man etwas braucht, das unberührt ist von korrumpierender Macht und vom Hua-do der Menschen.« Er wandte sich wieder zu mir. »Aber am Ende wird er darauf verzichten, weil er Euch liebt. Er will nicht, dass Ihr leidet.«
    Obwohl die Äußerung, Kygo liebe mich, mein Blut rascher fließen ließ, schüttelte ich den Kopf. »Seine Majestät wird seine Gefühle nicht über das Wohl seines Landes und seines Volkes stellen. Das hat er mir gesagt.«
    »Das habe ich auch immer gedacht, doch das hat sich geändert. Euretwegen.« Tozay sah mir in die Augen, und sein Blick war undurchdringlich. »Xsu-Ree sagt auch, eine der fünf Grundlagen des Sieges ist ein fähiger General, der ungehindert von seinem Herrn handelt. Als Kygos General ist es meine Aufgabe, Sethon zu besiegen. Ich bitte Euch um die Macht, die mir dabei hilft.«
    Ich griff nach einem geschnitzten Geländerknauf an der Seitenwand, um das Gleichgewicht zu halten. »Als sein General? Ich dachte, Ihr seid ein einfacher Fischer, Meister Tozay.«
    Er lachte barsch auf. »Und ich dachte, Ihr seid ein lahmer Junge ohne jede Chance, jemals Drachenauge zu werden. Wir alle sind mehr – und weniger –, als wir zu sein scheinen, Lady Eona.«
    Ringsum hob und senkte sich das Meer, während wir über seine nachtdunklen Tiefen glitten. Ich verspürte das dringende Bedürfnis, die Last aller Geheimnisse und Lügen abzuwerfen. Ich könnte Tozay alles erzählen, ich könnte ihm sagen, dass die Drachenmacht endete und dass sie wohl nur durch die Kaiserliche Perle bewahrt werden konnte; dass das schwarze Buch unterwegs war zu uns und dass darin vielleicht – hoffentlich! – ein anderer Weg aufgezeigt wurde, wie die Drachenmacht gerettet werden konnte, ein Weg, der nicht zu Kygos Tod führen würde. Ich könnte ihm sogar sagen, dass das schwarze Buch die Macht der Drachenaugen an den Willen des Königs binden konnte.
    »Hat Seine Majestät Euch von der Weissagung erzählt?«, tastete ich mich vor. Das Klatschen des Wassers am Rumpf klang, als würde eine Trommel geschlagen.
    Tozay nickte. »Denkt Ihr, Eure Weissagung ist irgendwie mit diesem Krieg verbunden?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Er zuckte geringschätzig die Achseln. »Genau wie Xsu-Ree gebe ich nicht viel auf Omen und Weissagungen. Sie stiften nur Verwirrung und Angst, wo Wille und Herrschaft walten sollten. Mögen die Priester die Ratschlüsse der Götter entwirren – ich glaube an Strategie und an die Mittel, eine Strategie in die Tat umzusetzen.«
    »Und ich bin eines dieser Mittel«, sagte ich nüchtern.
    Er neigte den Kopf. »Genau wie ich. Und wie Lord Ido und wie wir alle. Die Geschichte schert sich nicht um das Leiden des Einzelnen. Nur um die Ergebnisse ihrer Kämpfe.«
    »Und wie weit werdet Ihr gehen, um Sethon zu besiegen?«
    Tozay blickte mich unverwandt an. »Bis zum Äußersten. Und wenn es sein muss, noch weiter.«
    Ein Frösteln überkam mich bei dem harmlosen Wort: weiter. Wer entschied, wo weiter endete? Einerseits sehnte ich mich danach, Tozay alles zu erzählen, ihm die Last meines Wissens aufzubürden und ihn dazu zu zwingen, die schrecklichen Schwierigkeiten und Folgen zu durchdenken, doch etwas hielt mich davon ab. Tozay würde alles nutzen, was er hatte, um zu siegen, und das schwarze Buch enthielt etwas, das mich in ein Weiter drängen konnte, das ich mir nicht vorstellen mochte.
    »Wie lautet Eure Antwort, Lady Eona? Unterstellt Ihr Eure gesamte Macht seinem Befehl – also meinem Befehl?«
    Ich spürte, wie sich der Geschmack nach Asche in meinem Mund ausbreitete. Und doch waren Kygo und die Hoffnung, die er brachte, den Kampf letztlich wert. Und vielleicht sogar die Kosten.
    »Ja, General Tozay«, sagte ich.
    Er verbeugte sich.
    Mögen die Götter mir vergeben, fügte

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