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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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sinnliche Schönheit in seinen dunklen Augen und den vollen Lippen.
    Arme Lady Jila. Möge sie Frieden im Garten der Götter finden . Es kam mir vor, als wäre es nicht erst Wochen, sondern Jahre her, seit ich im Harem mit ihr zusammengesessen und gelobt hatte, ihren Sohn zu beschützen und ihm ein Freund zu sein. Bisher hatte ich wenig getan, um diese Versprechen zu halten.
    »Ich habe noch nie eine Lady ›Arsch‹ sagen hören«, stellte der Kaiser huldvoll fest.
    »Ich bin ja auch noch nicht lange eine Lady«, erinnerte ich ihn. Ein kleiner Dämon, der aus meiner Müdigkeit und dem Lächeln des Kaisers entsprang, verleitete mich zu dem Zusatz: »Ich hab fünf Jahre lang ›Arsch‹ gesagt. Nach so langer Zeit ist es schwer, nicht mehr ›Arsch‹ zu sagen. Ich schätze, ich sollte aufhören, ›Arsch‹ zu sagen, da Ladys einfach nicht –«
    »›Arsch‹ sagen«, vollendete er meinen Satz.
    Ich erwiderte sein Grinsen.
    Yuso kniete vor uns nieder. »Hoheit?«
    Der Kaiser straffte sich und das Behagen war aus seiner Miene gewichen. »Was ist?«
    »Wir dürften jedem Suchtrupp mindestens eine Tagesreise voraus sein, auch wenn er beritten ist. Dennoch sollten wir kein Feuer zum Kochen machen, sondern uns mit der Marschverpflegung begnügen. Das Mädchen wird Euch Essen bringen.« Er wies mit dem Kopf auf Vida, die gerade einem Pferd den Futtersack umhängte. »Sie sagt, keine Tagesreise entfernt gibt es Widerständler. Dorthin sollten wir uns aufmachen. Bestimmt sind sie über Sethons Unternehmungen auf dem Laufenden.«
    Der Kaiser nickte. »Gut. Ich möchte so viele Männer rekrutieren, wie wir können, und auf den Palast marschieren.«
    Yuso atmete vernehmlich ein, und trotz seiner achtsamen Selbstbeherrschung bekam seine Miene etwas Hartes und Angestrengtes. Doch nach nicht einmal einer Sekunde hatte er wieder seine übliche mürrische Miene. »Wir reiten also nicht zu den Stämmen im Osten, Majestät?«, fragte er. »Ryko sagt, dort sammelt sich der Widerstand.«
    »Nein. Bis wir aus dem Osten zurückkehren, sind die zwölf Tage, in denen ich Anspruch auf den Thron erheben kann, längst um. Es muss jetzt sein.«
    Ich kaute auf meiner Unterlippe. Ohne richtige Armee auf den Palast zu marschieren, wäre Selbstmord.
    »Wie Ihr wünscht, Majestät«, erwiderte Yuso.
    Auch er wusste, dass es Selbstmord war, das sah ich an seinem Blick. Warum sagte er nichts? Er verbeugte sich nur – ganz der pflichtbewusste, treu ergebene Soldat.
    »Majestät«, begann ich zögernd. »Die Widerständler zählen darauf, dass wir uns im Osten mit ihnen treffen. Dort könnt Ihr Euch starker Unterstützung gewiss sein.« Ich warf Yuso einen raschen Blick zu. »Ist es nicht so, Hauptmann?«
    Der Soldat sah mich nicht an, zweifellos um nicht in die Schusslinie zu geraten. »Seine Majestät wünscht, auf den Palast zu marschieren«, entgegnete er ausdruckslos.
    Ich funkelte ihn an. Jemand musste die Wahrheit sagen, aber ich hatte nicht vor, das allein zu tun. »Ihr stimmt sicher mit mir darin überein, Hauptmann, dass es unwahrscheinlich ist, dass wir auf dem Weg zum Palast genügend Männer auftreiben, um eine schlagkräftige Armee zu bilden«, sagte ich vorsichtig. »Im Moment ist Großlord Sethon militärisch überlegen.«
    Der Kaiser musterte mich ungerührt. Diese steinerne Maske hatte ich schon bei seinem ehrenwerten Vater gesehen, wenn er sich mit unliebsamen Neuigkeiten befasste. Ich bemühte mich, seinen unerbittlichen Blick auszuhalten. Als gewiefter Politiker war der alte Kaiser bereit gewesen, gegensätzliche Ansichten anzuhören, ohne eine Strafe zu verhängen. Ich hoffte, auch sein Sohn wäre so zurückhaltend.
    »Ihr könnt gehen«, sagte der Kaiser und entließ den Hauptmann mit einer Handbewegung. Yuso verbeugte sich und zog sich zurück.
    Der Kaiser wartete, bis Yuso außer Hörweite war, und sagte dann: »Mein Onkel mag uns militärisch überlegen sein, Lady Eona, doch er hat nicht die Kaiserliche Perle und er hat auch nicht Eure Macht hinter sich.«
    »Meine Macht, Majestät?« Ich grub einen Fingernagel in die goldene Päonie, mit der die Flasche verziert war. »Wollt Ihr, dass ich meinen Drachen im Krieg einsetze?«
    »Im Krieg?« Er schüttelte den Kopf. »Es wird keinen Krieg geben. Die zwölf Tage, in denen Berechtigte Anspruch auf den Thron erheben können, sollen eine solche Katastrophe ja gerade verhindern. Ich besitze das alte Herrschaftssymbol« – er berührte die Perle an seinem Hals – »und habe die

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