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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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Thron unblutig erobern zu können. »Natürlich habt Ihr recht. Er wird versuchen, die Perle zu nehmen. Er wäre schließlich nicht der Erste, der glaubt, er könnte ihre Macht rauben.«
    Der Kaiser kannte die Geschichte der Perle, vielleicht wusste er auch von Kinra. Das war die Gelegenheit für mich, herauszufinden, ob die Erinnerungen, die mich heimsuchten, sobald ich Kinras Schwerter in Händen hielt, historischen Tatsachen entsprachen und ob ich als ihre Nachfahrin durch Kinras Taten befleckt war. Binnen eines Augenblicks wog ich das Risiko meiner Frage gegen die günstige Gelegenheit ab, sie zu stellen.
    »Wie Kinra«, sagte ich und diese beiden Worte raubten mir fast den Atem.
    Er ließ verblüfft die Hände sinken. »Wie habt Ihr von Kinra erfahren?«
    Ich suchte nach einer plausiblen Erklärung. »Ich … ich habe ihren Namen bei Lord Brannon in einer Schriftrolle gelesen.« Seine Überraschung ließ nach. »Dort hieß es bloß, sie habe die Perle stehlen wollen. War sie eine Mörderin, Majestät?«
    »Nein, nur eine Blütenfrau. Sie hätte die Perle beinahe an sich gebracht, indem sie Kaiser Dao verhext hat, doch der ließ sie durch die Zwölf Tage der Folter als Verräterin hinrichten.« Kygo beugte sich vor. »Ich habe gehört, dass die Folterknechte ihre Opfer noch tagelang am Leben erhalten können, selbst nachdem sie die lebenswichtigen Organe herausgeschnitten haben. Das sollte ich mir für meinen Onkel merken.«
    Ich wandte mich ab und hoffte, dass meine Miene mich nicht verriet. Die Geschichten unterschieden sich – irgendwie war aus meiner Vorfahrin eine Hure geworden, kein Drachenauge –, doch in meiner Vision war ich Kinra gewesen und hatte den Hals eines Kaisers und dessen Perle gestreichelt. Vielleicht lagen die Geschichten nicht so weit auseinander. Hatte man sie aus der Historie getilgt, indem man eine Königin der Drachenaugen zur verräterischen Hure herabgesetzt hatte.
    Der Kaiser berührte mich am Arm. »Entschuldigt, Lady Eona, ich wollte Euch nicht erschrecken.«
    Ich rang mir ein schwaches Lächeln ab. »Ich glaube, ich bin bloß müde, Majestät.«
    Mit einer Handbewegung rief er Vida zu sich. »Bring Lady Eona etwas zu essen. Und einen Teppich.« Er stand auf. »Ruht Euch aus.«
    Mit wenigen Schritten war er bei Tiron und sagte dem Gardisten, wie er Ju-Long abreiben solle. Ich betete, er möge seine Strategie überdenken und zu unserem Plan zurückkehren, uns nach Osten zu wenden. Zwar hatte er die Neigung zu irregeleiteter Loyalität und das Traditionsbewusstsein von seinem Vater geerbt, doch er schien auch über den beweglichen Geist und die rasche Auffassungsgabe seiner Mutter zu verfügen.
    »Ich bringe es Lady Eona«, hörte ich Ryko sagen.
    Noch bevor ich mich wappnen konnte, stand der stämmige Insulaner vor mir und hielt mir ein Stück Trockenbrot und einen verschrumpelten Streifen Dörrfleisch hin.
    »Danke.« Ich nahm das Brot und mied seinen Blick.
    Seine freie Hand ballte sich zur Faust. »Wie habt Ihr mich unter Eure Kontrolle gebracht?«
    »Ich weiß es nicht.« Ich sah zu ihm hoch. Sein Mund war schmal vor Ungläubigkeit. »Ryko, ich weiß es wirklich nicht!«
    »Und warum?«
    »Weil es schon genug Tote gegeben hat.«
    »Könnt Ihr das tun, wann immer Ihr wollt?« Seine strenge Miene konnte nicht über die Furcht in seiner Stimme hinwegtäuschen.
    Dela kam zu uns. »Worum geht es, Ryko?« Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Du baust dich hier vor Lady Eona auf«, sagte sie und betonte meine Stellung.
    Er schüttelte ihre Hand ab. » Lady Eona hat irgendwie Macht über meinen Willen erlangt. Sie hat mich davon abgehalten, zu kämpfen.«
    »Macht über deinen Willen?«, wiederholte Dela und sah mich dabei fragend an.
    »Es stimmt«, sagte ich und senkte die Stimme, »aber ich weiß nicht, wie ich das bewirke. Es ist, als wenn sich eine Verbindung zwischen uns öffnen würde, wenn die Lage verzweifelt ist.«
    »Betrifft das nur Ryko? Oder habt Ihr auch Macht über andere?«, fragte sie.
    »Nur über Ry-« Ich verstummte, denn eine plötzliche unliebsame Erkenntnis überkam mich. »Und über Lord Ido. Es ist nicht genau das Gleiche, aber mit beiden bin ich irgendwie verbunden.«
    »Ryko und Lord Ido«, sagte Dela langsam und nachdenklich. »Was ist da die Verbindung?«
    »Nichts verbindet uns«, antwortete Ryko kühl. »Mit diesem Hundesohn hab ich nichts gemein.«
    »Das stimmt nicht«, erwiderte Dela und sie wurde bleich, als Verstehen in ihr aufkeimte. Sie warf mir

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