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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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zu wechseln. Die halbdunkle Höhle verwandelte sich in einen lebhaften Strudel aus Farbe und Energie. Über mir strömte Hua durch Madinas durchscheinende Gestalt und die Angst, die Quecksilber durch ihren Körper pumpte, strafte ihre äußerliche Ruhe Lügen. Zögernd griff ich mit meinem Hua in die Energiewelt hinüber, so als würde ich mit einer Stange tastend in weichen Boden stechen.
    War es sicher?
    Es gab keinen Ansturm trauernder Macht oder das Gefühl, eine andere Kraft ergriffe von mir Besitz. Ich spürte nur die köstliche warme Gegenwart des roten Drachen wie eine unwiderstehliche Einladung zur Vereinigung. Ich glitt ganz in die Energiewelt hinüber, gebannt von dem roten Tier, das die östliche Ecke des Raumes ausfüllte. Eonas Macht umfasste mich wie eine tief empfundene Liebkosung und lockte mich, sie zu rufen. Ich schmeckte zimtene Rundungen unseres gemeinsamen Namens und ich müsste nur seinen warmen Klang aussprechen, dann wären wir eins. Ich biss die Zähne aufeinander. Ich durfte nicht. Zehn mächtige Gegengründe warteten nur darauf, uns auseinanderzureißen.
    Ich nahm meine ganze Willenskraft zusammen und wandte mich von der hellen Gegenwart des Spiegeldrachen ab, hin zu der Nordnordwestecke. Mir stockte der Atem: Der kleinere Rattendrache war beinahe durchsichtig, sein zusammengekauerter Körper starr und verkümmert.
    Ido?, rief ich lautlos. Konnte er mich noch durch den blauen Drachen hören?
    Das Tier hob langsam den Kopf und streckte eine mit bleichen mattgrauen Krallen bewehrte Pranke nach mir aus.
    Eona. Idos Stimme war wie ein Frösteln in der warmen Luft und es war gleich wieder verschwunden.
    Das Leid, das darin lag, war so groß, dass ich zusammenzuckte, und ich löste mich vom Beckenrand. Madina fasste mich an der Schulter und zog mich wieder heran. Die Energiewelt dellte sich ein und wich zitternd in das dämmerige Innere der Höhle zurück.
    »Ist alles in Ordnung mit Euch, Mylady?«, fragte Madina.
    Ich nickte und meine Kehle schmerzte so heftig, dass ich nicht sprechen konnte. Wie hinfällig der Rattendrache war! Falls Ido genauso geschwächt war wie sein Tier, dann hatte er nicht mehr lange zu leben.
    »Weint Ihr, Mylady?«
    »Es ist alles in Ordnung, danke«, sagte ich, wandte mich ab von ihrem prüfenden Blick, schöpfte eine Handvoll heißes Wasser und spritzte es mir ins Gesicht. Ich hatte die überwältigende Macht des Rattendrachen erlebt, ja, ich hatte mich mit dieser Macht vereint. Dass das Tier nun in so schlechter Verfassung war, das zerrte an mir, auch wenn es die Grundlage von Idos dunkler Macht war. Und ich konnte nicht leugnen, dass das Drachenauge zweimal sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um mich zu retten. Das sprach ihn nicht frei von seinen furchtbaren Verbrechen, doch vielleicht hatte selbst er diese Qualen nicht verdient.
    Ein neuer Schatten erschien an der hinteren Wand der Höhle, eine Dienerin, die sich vor Madina verbeugte und deren leise zischendes Flüstern von den Steinen zurückgeworfen wurde. Als ich mich umdrehte, hatte sie ihre Botschaft bereits überbracht und zog sich zurück.
    »Mylady«, sagte Madina und erhob sich steif. »Seine Majestät wünscht, dass Ihr so schnell wie möglich zu ihm kommt.« Sie faltete ein großes Handtuch auseinander.
    Ich verharrte regungslos im Wasser und ein Hochgefühl und dunkles Unbehagen fuhren sengend durch mich hindurch. Kygo wollte mich sehen, so schnell wie möglich . Wieder spürte ich seine Beine um meine Taille und seinen muskulösen Körper an dem meinen. Bebend atmete ich ein. Wie konnte ich etwas so sehr wollen und es mit der gleichen Inbrunst zu vermeiden wünschen? Immerhin hatte ich – den Göttern sei Dank! – etwas für ihn: die Nachricht, dass Ido noch lebte.
    Als der Moment vorbei war, watete ich zum Beckenrand und ergriff Madinas beruhigende Hand. Mit einem starken Zug half sie mir auf die Stufen und hüllte mich rasch in das raue Tuch ein.
    »Seine Majestät ist selbst noch im Bad«, versicherte sie mir. »Ihr habt Zeit, Euch herzurichten. Anständig.«
    Ich fing ihren kühnen Seitenblick auf. Er war nicht unfreundlich, doch ich spürte, dass ich errötete. Sicher hatte ihr Mann ihr erzählt, wie er uns vorgefunden hatte. Der Arzt dachte vermutlich, ich hätte ihn belogen, was meine Bindung zu Kygo anging.
    »Viktors Frau ist genauso groß wie Ihr, und sie hat Euch ihr bestes Gewand überlassen«, fügte sie hinzu, während sie mein langes Haar trocken rieb. »Es ist zwar nur aus

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