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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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und brachte die Erinnerung an Kygos rasenden Puls und an die warmen, kraftvollen Muskeln unter meinen Fingerkuppen zurück. Ich knetete das Tuch in den Händen und kämpfte gegen das Verlangen, hinüberzugreifen und den seltsamen Moment in Mondschein zurückzuholen. Plötzlich war ich mir gewiss und es flüsterte in mir: Die Perle würde Kygo zurückholen. Die Perle würde seine Sonnenenergie entfachen, sein Blut schneller fließen lassen, sein Hua stärken. Ich bräuchte nur die Hand auf ihre bleiche Schönheit zu legen.
    Kaum hatte ich die samtige Oberfläche des Schmuckstücks berührt, ging Kygos Atem mit einem Mal rau und krächzend. Er zitterte unter mir, die Augen weit aufgerissen und mit einem wilden Ausdruck darin. Er war noch immer in der Schattenwelt gefangen. Beängstigend schnell packte er mein Handgelenk und riss mich zu sich hinunter. Ich lag quer über seiner Brust und wollte mich instinktiv von ihm lösen, doch mit der anderen Hand packte er mich im Nacken, setzte sich auf und schlang seine Beine um meine Taille.
    »Kygo! Ich bin es! Eona!«
    Endlich wurde sein Blick wieder klar und das Bewusstsein schwappte über ihre dunkle Wildheit wie eine Welle. Wir sahen uns an in nacktem Entsetzen. Dann zog er mich an sich und unsere Lippen trafen sich in klarem Erkennen. Etwas in meinem Geist brandete auf, von der gleichen Intensität wie bei ihm, in dieser brutalen suchenden Begegnung. Mit der freien Hand tastete ich nach seinem Hinterkopf und presste ihn fester an mich. Ich spürte, wie seine Zunge sich gegen die meine drängte, und die plötzliche Vereinigung jagte eine Schockwelle durch mich hindurch. Keuchend zog ich den Kopf zurück und schmeckte salziges Kupfer und Ginseng auf den Lippen.
    »Du blutest«, sagte ich und strich über seinen Mund.
    Mit der Zunge berührte er meine Fingerspitze und streifte sie mit den Zähnen, während seine Lippen sich zu einem Kuss darum schlossen. Ich zog die Hand weg, erschrocken über die Erregung, die als Reaktion in mir aufwallte. Er sah mir in die Augen und wir verharrten in einem Moment, den ich nicht verstand. Dann drückte er mit einem zitternden Seufzer die Stirn an meine Schulter.
    »Eona«, flüsterte er.
    Zögernd legte ich meine Hand auf seinen Nacken.
    »Majestät, Ihr seid wach!« Das war die Stimme des Arztes. Seine lautstarke Erleichterung hallte von den Wänden und von der Höhlendecke wider.
    Wir schraken zusammen und Kygos Beine schlangen sich fester um mich. In der Stille jenseits des Wandschirms stieg da und dort Jubel auf, der immer lauter wurde, je weiter sich die Nachricht von der Rückkehr des Kaisers aus der Schattenwelt in der Höhle verbreitete. Kygo zog mich näher an sich, während die laute Freude über uns hinwegbrauste, und sein Atem strich warm über meine Schulter. Ich lehnte mich an seine starke Brust. Als der Jubel verklang, hob er schließlich den Kopf und sah mir bedauernd in die Augen. Dann löste er die Beine von meiner Taille, ließ mein Handgelenk los und strich mir dabei wie als Versprechen zum Abschied mit dem Daumen über die Haut.
    »Tretet näher!«, sagte er zu dem Arzt und in seiner Stimme lag ein Befehl.

10
    I ch watete in die Mitte des Thermalbeckens und bei der beißenden Hitze lief mir ein Frösteln über die Schultern. An der Steinkante entlang tauchten Dutzende Lampions die kleine Höhle in schimmerndes Licht, versilberten die Wellen und warfen Madinas eckigen Schatten an die gegenüberliegende Wand. Die Frau des Arztes saß auf den rohen Stufen, die ins Becken führten. Sie achtete darauf, dass ich ungestört war, und sie würde sich um mich kümmern, sobald ich gebadet hatte.
    Ich streckte die Arme auf dem Wasser aus und genoss die Entspannung meiner Muskeln und die wohltuende Stille in dem kleinen Raum. Kygos Genesung hatte eine Flut von förmlichen Begrüßungen und militärischen Lageberichten nach sich gezogen, was wohl noch stundenlang dauern würde. Zum Glück war Madinas Mann rasch eingeschritten und hatte darauf bestanden, dass der Kaiser und sein Naiso Gelegenheit bekamen, zu essen und zu baden, bevor die strategischen Planungen ernsthaft begannen.
    Bei dem Gedanken an Kygo durchzog mich eine Welle der Lust. Ich duckte mich tiefer ins Wasser, als wäre mir die Erinnerung an unseren Kuss für alle sichtbar auf den Leib tätowiert, schloss die Augen und durchlebte den Moment noch einmal, wobei das heiße Bad mein Erröten tarnte. Sein Verlangen war übermächtig gewesen, doch die Erinnerung an das meine

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