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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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die Taschen und schritt langsam
über den Rasen in Richtung der Terrasse und des Wintergartens davon.
    Lara blickte noch einmal über die Szenerie unter sich,
sog sie ein, um sie in Erinnerung zu behalten, dann folgte sie ihm.

    Traurigkeit hat oft nichts mit Status oder
Herkunft zu tun, nichts mit Geld und Wohlstand. Denn für all diese Dinge kann
man sich die Fröhlichkeit, die das Herz leichter schlagen lässt, nicht kaufen.
    Sie betraten die Villa über die angelehnte
Terrassentür. Drinnen war es kühler als im lauen, vom Sommer bestimmten Abend
über der Stadt. Dunkler war es im Innern ebenfalls, wie Lara überrascht zur
Kenntnis nahm. Viel düsterer, als das Haus von außen den Anschein hatte.
Tiefdunkle Holzvertäfelungen bestimmten die Wände, glänzende schwarze Fliesen
mit wenigen Läufern darauf die Böden.
    Das Esszimmer, in das sie gelangt waren, wurde von
einer riesigen polierten Tafel dominiert. Sie war leer und Lara vermutete richtig, dass hier schon seit Jahren keine
teuren Teller mehr für eine Reihe von Hausbewohnern und Gästen aufgedeckt worden
waren. Am Kopf des Saals hing ein riesiges Gemälde. Der Mann, der darauf zu
sehen war, hatte große Ähnlichkeit mit Edgar Allen Poe, er trug einen
viktorianischen Mantel, schwarzes Haar und einen Bart auf Kinn und Oberlippe.
    Â»Patrick«, begrüßte der Mann den jungen Schreiber
überschwänglich und begann, über das ganze Gesicht zu strahlen. »Schön, dass du
dich auch einmal wieder im Hause der Familie blicken lässt.«
    Â»Hi Archi«, grüßte Patrick weniger stürmisch zurück
und hob eine Hand.
    Â»Du weißt, dass ich diesen Spitznamen hasse«, empörte
sich das Bild.
    Â»Tja«, Patrick zuckte mit den Schultern. »Ich fürchte,
du kannst dich nicht dagegen wehren, Archi.«
    Â»Egal, lassen wir das«, verscheuchte der Poe-Mann auf
dem Bild die Spannung zwischen ihnen. »Stellst du mir deine neue Freundin vor?«
    Â»Ich äh …«, Lara suchte nach Worten, sah Patrick an:
»Das Bild spricht.«
    Â»Gut bemerkt«, machte der sich neckisch über sie
lustig.
    Â»Das … das ist ein wenig wie bei Harry Potter .«
    Â»Joanne K . Rowling hätte
sicher ganz schön blöd geguckt, wäre sie jemals hier gewesen.«
    Â»Schluss jetzt«,
unterbrach der Mann auf dem Bild ihn. »Ja, ich bin nur ein magisches Gemälde,
pardon. Ich stelle Sir Archibald Davenport dar und mit diesem Namen können Sie
mich gerne ansprechen.«
    Â»Angenehm«, Lara deutete eine Verbeugung an. »Lara
McLane. Und ich bin nicht Patricks Freundin. Zumindest nicht seine feste.«
    Â»Wie schade«, flötete das Bild. »Sonst hätte wir uns
vielleicht öfter einmal gesehen in nächster Zeit.«
    Â»Ach, glaubst du?«, fragte Patrick Archibald. »Mal
ehrlich, wie häufig bin ich so im Schnitt hier?«
    Â»Nicht so häufig wie dein Bruder jedenfalls.«
    Â»Na toll«, nörgelte Patrick. »Und schon wieder werde
ich mit irgendjemandem verglichen. Danke schön, dass ich mal wieder keiner
Erwartung entspreche.«
    Er wandte sich an Lara.
    Â»Komm, ich zeig dir den Rest des Hauses.«
    Â»Junger Mann«, begann das Bild ihn zu belehren. »Du
bist ein Davenport und ich verbitte mir diesen Zynismus beim Gedanken daran,
wer du bist und was deine Familie ausmacht.«
    Â»Von mir aus.«
    Patrick war bereits auf dem Weg ins Foyer.
    Â»Tut mir leid«, rief Lara dem Bild zu und machte sich
auf, mit Patrick Schritt zu halten.
    Â»Warum sind wir überhaupt hergekommen, wenn du gar
nicht hier sein willst?«, fragte sie laut in die Empfangshalle hinein, hinter Patrick
her.
    Â»Ich suche etwas.«
    Â»Ach ja? Ausgerechnet jetzt?«
    Er war bereits zwei Stufen einer weiten, gewundenen
Treppe hinaufgestiegen, drehte sich aber noch einmal zu Lara um. Seine Augen
sprühten. Er wollte wirklich nicht hier sein, dass konnte Lara eindeutig
erkennen, und es tat ihr im selben Moment auch schon leid, gefragt zu haben.
    Â»Haben wir nicht vorhin
erklärt bekommen, dass Zeit vielleicht demnächst ein knappes Gut werden könnte?
Abgesehen davon, dass es unter Umständen sehr viel unbequemer in Ravinia werden
könnte, wenn diese Sturmbringer Roland Winter wieder zusammengeflickt haben
oder wenn eintrifft, worum auch immer sie sich sonst bemühen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er die

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