Episode I - Die dunkle Bedrohung
abwarten und sehen, was sie vorhatten.
Ein Murmeln erklang, und einige Tusken drehten sich um. Durch eine Lücke in ihren Reihen konnte Anakin sehen, wie eine Gestalt vom Boden gehoben und weggetragen wurde. Das war der Mann, den er gerettet hatte, und er sprach zu seinen Leuten. Die anderen zögerten, dann wichen sie langsam zurück.
Sekunden später waren sie verschwunden.
Sonnenlicht fiel langsam über die dunklen Erhebungen des Mospic, und C-3PO redete so hektisch auf Anakin ein, daß sich seine Worte beinahe überschlugen. Die skelettartigen Metallarme des Droiden zuckten hierhin und dorthin.
»Master Anakin, sie sind weg! Oh, wir haben Glück, noch am Leben zu sein! Gott sei Dank haben sie Ihnen nichts getan!«
Anakin kam auf die Beine. Überall waren Spuren der Tusken zu sehen. Er schaute sich rasch um. Der Gleiter und die Droi-den, die er von den Jawas eingetauscht hatte, befanden sich noch unter dem Felsüberhang. Das Blastergewehr war verschwunden.
»Master Anakin, was sollen wir tun?« jammerte C-3PO verzweifelt.
Anakin schaute sich in dem leeren Canyon um, blickte zu den hohen, gezackten Felswänden und in den heller werdenden Himmel auf, wo die Sterne verblaßten. Er lauschte dem tiefen Schweigen und fühlte sich unglaublich allein und verwundbar.
»Wir sollten nach Hause gehen«, flüsterte er und setzte sich eilig in Bewegung.
Sieben
Nute Gunray stand schweigend mitten im Thronsaal des Palastes der Naboohauptstadt Theed und hörte geduldig zu, während Gouverneur Sio Bibble gegen die Anwesenheit der Handelsföderation protestierte. Rune Haako stand an seiner Seite. Beide trugen ihre Amtsgewänder und hatten undurchdringliche Mienen aufgesetzt. Zwei Dutzend Kampfdroiden hielten die Naboo im Saal mit ihren Waffen in Schach. Die Stadt war kurz nach Sonnenaufgang gefallen. Es hatte nur wenig Widerstand gegeben; die Naboo waren ein friedliches Volk. Die Invasion der Handelsföderation hatte sie überrascht, und die Droidenarmee war innerhalb der Stadttore gewesen, bevor irgendwer auch nur an organisierte Verteidigung hätte denken können. Die wenigen Waffen in der Stadt waren konfisziert und die Naboo in Lager gebracht worden. Immer noch durchkämmten Kampfdroiden die Stadt und machten jedem weiteren Widerstand ein Ende.
Gunray mußte ein Lächeln unterdrücken. Offensichtlich hatte die Königin bis zum letzten Augenblick geglaubt, die Verhandlungen würden Erfolg haben und der Senat würde das Volk von Naboo schützen.
»Es ist schlimm genug, Vizekönig, daß Sie es wagen, den Kontakt zwischen der Königin und Senator Palpatine zu unterbrechen, während er versucht, unsere Sache dem republikanischen Senat zu unterbreiten; es ist schlimm genug, daß Sie so tun, als sei diese Blockade eine gesetzliche Aktion, aber eine Armee auf unseren Planeten zu bringen und unsere Städte zu besetzen, übersteigt wirklich alles.«
Sio Bibble war ein hochgewachsener Mann mit schütterem Haar, spitzem Bart und noch spitzerer Zunge. Bis zu diesem Augenblick hatte er die Stellung gehalten, aber Gunray wurde seiner langsam müde.
Er warf einen Blick auf die anderen Gefangenen. Captain Pa-naka, der Kommandant der Leibwache der Königin, und vier ihrer persönlichen Leibwächter standen an der Seite, entwaffnet und hilflos. Panaka betrachtete die Neimoidianer mit steinerner Miene. Er war ein hochgewachsener, kräftiger Mann mit dunklem, glattem Gesicht und lebhaftem Blick. Dem Nei-moidianer gefiel es nicht, wie dieser Blick auf ihn fixiert war.
Die Königin saß auf ihrem Thron, umgeben von ihren Dienerinnen. Sie gab sich ruhig und ungerührt, distanziert von allem, als hätte das, was geschah, keine Wirkung auf sie, könnte sie in keiner Weise berühren. Sie trug Schwarz und ihr weißgepudertes Gesicht bot einen scharfen Kontrast zu dem schwarzgefiederten Kopfputz, der es umgab. Eine goldene Kette zog sich über ihre königliche Stirn, und der rote Schönheitsfleck teilte ihre Unterlippe. Sie galt als schön, hatte man Gunray gesagt, aber er hatte kein Empfinden für menschliche Schönheit, und nach neimoidianischen Maßstäben war sie einfach farblos.
Was ihn interessierte, war ihre Jugend. Sie war kaum mehr als ein Mädchen, ganz sicher keine erwachsene Frau, und dennoch hatte das Volk von Naboo sie zur Königin gewählt.
Dies hier war keine jener Monarchien, in denen das Blut über das Recht zur Herrschaft entschied und wo es Dynastien gab. Die Naboo wählten den Weisesten unter ihnen zum Herrscher, und
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