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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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bringen kann. Sie sind in einem Hotel, das nur fünfzehn Minuten von hier entfernt liegt. Ich habe heute Nachmittag eine Stunde mit den beiden verbracht. Sie werden nicht sehr streng bewacht. Sie können sie da rausholen, Charlie. Es ist ihre einzige Chance.« Susan verstummte und suchte in seinem Gesicht nach einer Antwort. »Das ist alles. Werden Sie mir helfen?«
    Er sah sie eine Weile regungslos an, dann erwiderte er: »Nun, ich habe wohl keine große Wahl, jedenfalls nicht, wenn ich hier rauswill. Okay, lassen Sie uns gehen!«
    Susan reagierte nicht sofort. Irgendetwas in ihren Augen verriet Charlie, dass sie mit seiner Antwort nicht ganz zufrieden war und überlegte, ob sie nachhaken sollte, doch am Ende ließ sie es dabei bewenden. »Okay«, sagte sie. »Gehen Sie voran. Da lang!«
    Sie traten durch die Tür, stiegen die Treppe hoch und erreichten schließlich eine Doppeltür. »Vorsicht!«, warnte Susan. »Wir könnten genau einer Patrouille in die Arme laufen.«
    Charlie blickte über die Schulter und wies auf einen Schalter an der Wand hinter Susan. »Machen Sie das Licht aus«, befahl er. Sie gehorchte, und Charlie drückte eine der Türhälften auf. Susan zuckte zusammen bei dem Geräusch, das ertönte, doch Charlie schlüpfte schnell durch die Tür und bedeutete ihr, ihm zu folgen.
    Sie fanden sich auf einem betonierten Pfad wieder, der an einer L-förmigen, kahlen Backsteinmauer entlangführte. Auf der anderen Seite des Pfades verlief eine brusthohe Staudenhecke. Die Nacht war stockfinster, der Himmel wolkenverhangen, und obwohl das gesamte Gelände gut ausgeleuchtet war, fiel auf die Stelle, an der sie standen, kein Licht.
    »Hier entlang«, flüsterte Susan und deutete nach rechts. »Und denken Sie daran: Die Patrouillen sind sowohl zu Fuß als auch im Wagen unterwegs.«
    »Bleiben Sie ganz locker«, erwiderte Charlie. »Ich bin für solche Einsätze ausgebildet worden.«
    »Ich weiß, wofür Sie ausgebildet wurden, Charlie. Deshalb habe ich Sie gebeten, mit den Männern schonend umzugehen.«
    »Bleiben Sie nur dicht bei mir.«
    »Keine Sorge, das werde ich.«
    Das Licht wurde heller, je weiter sie sich der Mauerecke näherten. Charlie gab Susan ein Zeichen, sich hinter die Hecke zu ducken. So verharrten sie eine Weile, während Charlie auf Geräusche lauschte; dann spähte er vorsichtig nach rechts und links, um sich einen möglichst guten Überblick über ihre Umgebung zu verschaffen.
    Irgendwo in der Nähe schlug eine Tür zu. Susan stöhnte auf. Charlie hielt erneut die Hand hoch, um ihr zu bedeuten, still zu sein. Sie beobachteten, wie einige Meter entfernt eine Wache auftauchte, sich gegen die Mauer lehnte und eine Zigarette anzündete. Der Mann rauchte genüsslich ein paar Züge und schlenderte dann davon.
    »Wie geht es von hier aus weiter?«, flüsterte Charlie.
    Susan wies zu einem Gebäude, das etwa fünfzig Meter entfernt auf der anderen Seite einer offenen Rasenfläche lag. »Sehen Sie die Glastür? Dort müssen wir rein und dann hinunter zur Parkgarage, wo ein Wagen für uns bereitsteht.«
    Charlie ließ den Blick über die Rasenfläche schweifen, die unter anderem von einem Gebäude eingesehen werden konnte, dessen eine Wand fast vollständig aus getöntem Glas bestand. In vielen der Räume und Büros brannte noch Licht, obwohl Charlie keine Bewegung hinter den Fenstern erkennen konnte.
    »Kommen Sie«, sagte er und fasste Susan unter dem Ellbogen. »Schauen Sie nicht nach oben, tun Sie so, als würden wir uns unterhalten. Lassen Sie sich nicht anmerken, dass Sie Angst haben, gesehen zu werden.«
    Sie marschierten zügig über den Rasen und taten dabei so, als unterhielten sie sich angeregt. Niemand sprach sie an oder hielt sie auf. Schließlich erreichten sie die Glastür, Charlie drückte sie auf, und Susan führte ihn am Fahrstuhl vorbei zu den Treppen. Sie stiegen eine Etage tiefer bis zu einer feuergesicherten Tür. Charlie stieß auch diese auf, und kurz darauf standen sie in der Tiefgarage.
    »Hier rüber«, sagte Susan, wobei sie unwillkürlich flüsterte.
    Charlie folgte ihr. Das Auto, zu dem sie ihn führte, war ein dunkelblauer Honda.
    »Ich habe keine Schlüssel. Sie müssen den Wagen also aufbrechen und irgendwie starten – ich bin sicher, Sie haben so etwas während Ihrer Ausbildung gelernt.«
    Charlie fasste nach dem Griff der Fahrertür und versuchte sein Glück. Der Wagen war nicht abgeschlossen. »Lektion eins«, sagte er und schenkte ihr ein trockenes Lächeln,

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