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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Richtung, mal in die andere, hielt den Atem an, als eine glänzende Metallröhre – eine Art Scanner, wie er annahm – über ihn glitt und ihm ein helmähnliches Gerät auf den Kopf gesetzt wurde, das ein elektrisches Brummen aussandte und seinen Schädel prickeln ließ.
    »Okay, Charlie«, sagte Susan nach etwa fünf Minuten, »das war nur ein Test; gleich wird es ernst werden. Ich habe das noch nie zuvor gemacht – eigentlich hat es bisher noch niemand gemacht, und ich habe keine Ahnung, ob es funktionieren wird oder nicht.«
    »Sollten Sie sich vorher nicht ein Ersatz-Versuchskaninchen beschaffen, für den Fall, dass Sie diesem hier aus Versehen den Garaus machen?«
    Der wütende Blick, den sie ihm angesichts des kalten Zynismus in seiner Stimme zuwarf, befriedigte ihn.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Charlie. Ich werde Sie nicht töten – dafür sind Sie zu wertvoll. Und nun bleiben Sie einfach ruhig liegen, während ich diese Elektroden befestige. Es sind dieselben wie vorhin, Sie brauchen also keine Angst zu haben.«
    »Hey, über das Stadium der Angst bin ich schon lange hinaus. Um ehrlich zu sein: Auch die Panik habe ich hinter mir gelassen. Nichts von dem, was Sie mir noch antun können, wird mir auch nur die geringste Sorge bereiten.«
    Natürlich war das reine Prahlerei. Charlie konnte in ihrem Gesicht ablesen, dass sie es wusste, aber sie sagte nichts dazu. Das machte sie ihm fast sympathisch. Seltsam, dachte er, jemanden fast gern zu haben, den er einmal geliebt hatte – oder den er einmal zu lieben geglaubt hatte.
    Sie griff hinter Charlie und zog das fünffingrige Gerät hervor, das sie benutzt hatte, um ihn die außergewöhnliche virtuelle Erfahrung als Schimpanse durchleben zu lassen. Sie setzte es ihm auf den Kopf, veränderte einige Einstellungen und trat schließlich einen Schritt zurück.
    »Ich werde Ihnen nicht erzählen, was passieren wird, Charlie, außer dass es anders als beim letzten Mal sein wird. Ich möchte, dass Sie ganz spontan reagieren und nicht durch irgendwelche Erwartungen beeinflusst werden. Es wird eine Weile dauern, und am Anfang werden Sie sich etwas seltsam fühlen. Okay, und los geht’s! Ich drücke den Knopf… jetzt!«
    Charlie sah noch, wie sie die Hand in Richtung Kontrollpult streckte, und dann umfing ihn tiefe Schwärze.

    Als er die Augen wieder öffnete, wusste er nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war. Er blickte sich um und stellte fest, dass er sich wieder in der Zelle befand, die ihm seit seinem Angriff auf Latimer West als Unterkunft diente. Er vermutete, dass es Nacht war, da die Lampen abgedimmt waren und ihm nur genügend Licht ließen, um den Weg zur Toilette zu finden. An der Wand glühte in greifbarer Nähe ein Schalter. Wenn er lesen, umherwandern oder die Fernbedienung für den Fernseher, den sie ihm gebracht hatten, suchen wollte, dann brauchte er diesen Schalter nur zu benutzen. Doch Charlie rührte sich nicht. Er blieb im Halbdunkel liegen und starrte zu der Kamera an der Decke empor, die, wie er wusste, jede seiner Bewegungen aufzeichnete.
    Plötzlich hörte er ein Geräusch. Es hörte sich wie das Schloss seiner Zellentür an, gefolgt vom Klang gut geölter Stahlscharniere. Charlie setzte sich auf. Eine schattenhafte Gestalt näherte sich seiner Koje. Er erkannte Susan Flemyng. Als er seinen Mund öffnen wollte, um etwas zu sagen, legte sie warnend den Finger auf ihre Lippen.
    »Ziehen Sie sich an, Charlie«, flüsterte sie. »Schnell, wir haben nicht viel Zeit.«
    Charlie regte sich nicht. »Was geht hier vor?«, fragte er. »Was ist geschehen? Hat mich wieder jemand ausgeschaltet?«
    »Niemand hat Sie ausgeschaltet, Charlie. Das Experiment hat nie stattgefunden. Hätten wir es durchgeführt, wäre Ihr Gehirn wahrscheinlich gegrillt worden, und dieses Risiko wollte ich nicht eingehen. Aber ich musste für die beiden Gorillas in den Ecken so tun als ob. Und natürlich ist das ganze Labor verwanzt. Jedes Wort von mir ist aufgezeichnet worden.«
    »Und jetzt? Wollen Sie damit sagen, dass es hier anders ist?«
    Erneut sah er nach oben zu der Kamera an der Decke. Sie folgte seinem Blick und verstand seine Sorge.
    »Keine Angst, Charlie, im Augenblick beobachtet uns niemand. Es wird zwar alles aufgezeichnet, aber bis sich jemand das Videoband ansieht, wird es bereits zu spät sein.«
    »Zu spät wofür? Woher wissen Sie, dass uns niemand beobachtet? Was soll das Ganze?«
    »Später, Charlie. Und für den Fall, dass Sie zu ungeduldig werden

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