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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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etwas, das Susan bei fast allen Männern hier festgestellt hatte. Als er das Foto sah, bestätigte er, dass er Dan Samples kannte. Nicht nur das: Er war es gewesen, der das Foto der beiden Männer auf Samples Wunsch hin aufgenommen hatte.
    Er fuhr fort und erzählte, dass Samples in derselben Nacht eine Stunde damit verbracht habe, den altertümlichen und sehr, sehr langsamen Fotokopierer des Hotels zu benutzen – eben jenes Gerät, an das Ika sich nun lehne. Er habe keine Ahnung, welches Dokument Samples wie oft kopiert habe. Er wisse nur, dass Samples eine Kopie, vielleicht auch das Original, hier im Safe des Nachtportiers verwahrt habe, mit dem Versprechen, ein paar Tage später per Telefon oder Fax Instruktionen zu geben, was damit geschehen solle. Inzwischen seien einige Wochen vergangen, ohne dass er sich gemeldet hatte. Vielleicht könne Dr. Flemyng, da sie den Gentleman ja offensichtlich kenne, die Papiere an sich nehmen und ihm zurückbringen, da der Safe sehr klein sei und das Hotel nicht genügend Platz hätte, Dinge endlos lange aufzubewahren.
    In dieser Nacht nahm Susan keine Schlaftabletten. Sie fand überhaupt keinen Schlaf, obwohl die etwa vierzig Seiten, die Samples zurückgelassen hatte, schnell gelesen, ja sogar ein zweites Mal gelesen waren.
    Nachdem Susan begriffen hatte, was in den Papieren stand, war an Schlaf nicht mehr zu denken.
15
    Später würde Ika Lomova ihren Freunden erzählen, dass in dieser Nacht mit Susan Flemyng offensichtlich etwas geschehen sein musste. Ebenso offensichtlich war, dass es etwas mit den Papieren zu tun hatte, die Samples im Safe zurückgelassen hatte, obwohl Susan sich jeder Erklärung enthielt und Ika spürte, dass Nachfragen unerwünscht waren.
    Als Ika am nächsten Morgen um halb acht zum Frühstück nach unten kam, wartete Susan bereits in der Hotellobby, kaum fähig, ihre Ungeduld zu zügeln, während Ika schnell eine Tasse Kaffee und ein Stück trockenes Brot hinunterschluckte.
    »Wissen Sie, wie man hier hinkommt?«, fragte Susan und zog ein Stück Papier hervor, auf das sie einen Namen geschrieben hatte.
    »Die Igatrow-Sümpfe? Die liegen etwa eine Stunde von hier entfernt.«
    »Ich möchte gerne dort hinfahren.«
    Ika sah sie verwirrt an. »Aber das liegt in genau entgegengesetzter Richtung von der Absturzstelle. Es gibt dort, außer einer alten landwirtschaftlichen Forschungsstation, nichts zu sehen.«
    »Ich möchte trotzdem gerne hinfahren. Bitte. Jetzt gleich?«
    »Natürlich, wenn Sie unbedingt möchten.«
    Die Fahrt verlief fast schweigend. Susan reagierte auf jeden Versuch Ikas, ein Gespräch in Gang zu bringen, mit einer höflichen, aber einsilbigen Antwort. Sie wollte nicht reden. Sie war viel zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt und zog es vor, diese noch für sich zu behalten. Erst als sie sich ihrem Ziel näherten, begann sie Fragen zu stellen.
    »Diese Forschungsstation. Was wissen Sie darüber?«
    Ika zuckte mit den Schultern. »Nicht viel. Ich glaube, sie wurde in den 50er Jahren errichtet. Ich bin dort schon ein paar Mal vorbeigefahren. Die Leute, die dort arbeiten, wohnen auf dem Gelände. Außerhalb trifft man sie selten an.«
    »Und was genau tun sie da?«
    Ika zuckte erneut mit den Schultern. »Was immer man wohl weltweit in solchen Anlagen tut, nehme ich an. Eine neue Weizenart entwickeln oder Kühe züchten, die mehr Milch geben.«
    »Ist das Gelände bewacht?«
    Ein leicht boshaftes Lächeln schlich sich auf Ikas Lippen. »In Russland ist jede staatliche Institution bewacht. Früher hat das die Armee erledigt, heute übernimmt das meist ein privater Wachdienst, aber ich glaube, es sind dieselben Männer, nur in anderen Uniformen.«
    Der Ort selbst erinnerte, wie sie bei ihrer Ankunft feststellen konnten, an ein Militärgebiet. Das Gelände war von einem Stacheldrahtzaun umgeben, und die Gebäude, die man in einiger Entfernung dahinter ausmachen konnte, waren hässliche Zweckbauten. Einige waren aus Leichtstein erbaut, andere aus imprägniertem Holz. Nur wenige waren höher als ein Stockwerk. Ab und zu war zwischen den Gebäuden eine einsame Gestalt oder ein Fahrzeug zu sehen. Ika erzählte Susan von Gerüchten, nach denen es hier eine große unterirdische Anlage geben sollte, aber Genaues wusste niemand.
    Susan bat sie, ein paar Mal am Gelände vorbeizufahren und dann anzuhalten. Sie stieg aus und machte einige Fotos. Das weckte das Interesse der Wachposten am Tor; Ika sah, wie einer von ihnen sie durch ein Fernglas

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