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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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gerade gehört hatte.
    »Wollen Sie damit andeuten, dass ich an diesem Projekt mitarbeiten soll?«
    »Genau das.«
    Susan brach beinahe in schallendes Gelächter aus, doch dann stieg der Zorn wie ein Feuersturm in ihr auf: »Das ist monströs! Ich will damit nichts zu tun haben!«
    West nickte mehrmals langsam mit dem Kopf, als hätte er genau diese Antwort erwartet.
    »Dr. Flemyng, Ihr Vater hat die Person in New York, die Ihren Brief erhalten soll, bereits angerufen. Sobald die Unterlagen ankommen, werden sie bei ihm abgeholt, angeblich in Ihres Vaters Auftrag, in Wahrheit aber von einem unserer Männer. Es wird wohl einige Tage dauern, bis das Päckchen ankommt. Wenn Sie Ihre Entscheidung bis dahin verschieben wollen, nur um letztendlich doch festzustellen, dass Sie das Spiel verloren haben… nun, Sie sind mein Gast.«
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Susan fragte sich, ob alles Böse auf der Welt darin seinen Ausdruck fand: in diesem beiläufigen Verfügen über das Leben anderer Menschen. Man ließ sie leben, wenn sie sich kooperativ zeigte, und wenn nicht, nun, dann gab es keinerlei Gewissensbisse, wenn man sie tötete – oder zumindest ihre Ermordung anordnete.
    »Sie müssen einsehen, dass Ihre Mitarbeit am Projekt die einzige Möglichkeit ist, um sicherzugehen, dass wir Ihnen in Zukunft vertrauen können.«
    »Sie glauben, ich würde die ganze Sache dann nicht mehr bei erstbester Gelegenheit auffliegen lassen? Nun, lassen Sie sich eins gesagt sein: Mich unter Gewaltandrohung zur Mitarbeit zu erpressen wird mich nicht zum Schweigen bringen.«
    West lächelte leicht, als hätte alles, was sie sagte, nur bestätigt, was er bereits vermutet hatte.
    »Natürlich bin ich nicht so naiv. Aber ich glaube, dass Sie ein großes Interesse daran haben, dass Ihr Leben – und das Ihres Sohnes – wieder in ganz normale Bahnen zurückkehrt, oder zumindest in Bahnen, die der Normalität so nah wie möglich kommen. Oder irre ich mich?«
    Susan antwortete nicht sofort. Und während ihr Schweigen sich in die Länge zog, wurde ihr klar, dass sie Wests Annahme damit bereits bestätigt hatte. West nickte erneut, diesmal nur einmal, als wolle er mit dieser Geste den Handel anerkennen, zu dem sie sich unbeabsichtigt bereit erklärt hatte. Auch diesmal widersprach sie ihm nicht.
    »Praktisch gesehen«, fuhr er fort, »wären Sie in Ihrem Handeln vollkommen frei. Natürlich würde es Ihnen jederzeit freistehen, der Presse oder wem auch immer zu erzählen, was Sie wissen. Allerdings sollte der Gedanke daran, dass das Leben Ihres Sohnes damit verwirkt wäre, Sie entschieden daran hindern, solche Schritte zu unternehmen. Es würde Ihnen nicht gelingen, ihn vor uns zu beschützen oder zu verstecken. Sie beide würden ständig von uns beobachtet. Selbst im Falle Ihres Todes hinge seine Sicherheit davon ab, ob Sie irgendwelches belastendes Material zurückgelassen hätten, in Form eines Dokuments oder einer Notiz im Safe eines Anwalts oder einer Bank zum Beispiel.«
    »Großer Gott«, flüsterte Susan beinahe ehrfürchtig angesichts der Skrupellosigkeit, mit der sie es hier zu tun hatte, und der Macht, die dahinter zu stecken schien.
    »Kommen Sie, Dr. Flemyng, selbst wenn Sie mir nicht ganz trauen, Sie wissen, dass Ihre einzige Chance – und die Ihres Sohnes – darin besteht, mitzuspielen.«
    Susan schwieg eine Weile. Es war ein tiefes, vollkommen unnatürliches Schweigen. Sie atmete kaum und hielt den Blick fest auf West gerichtet, ohne ihn allerdings wirklich wahrzunehmen. Susan starrte ihn an, nicht wie man einen Menschen anstarrt, sondern wie irgendein Präparat in ihrem Labor, bei dem sie sich fragte, wie sie es am besten in seine Einzelteile zerlegen und Zusammensetzung und Funktionsweise herausfinden konnte.
    »Was verlangen Sie von mir? Was soll ich tun?«, fragte sie schließlich. Ihre Stimme war kalt und völlig emotionslos.
    West erhob sich aus seinem Sessel und schritt zu einem der Kabinenfenster, um hinauszublicken. Susan konnte spüren, dass das Flugzeug langsam an Höhe verlor. Sie würden bald landen.
    »Wir haben einige Aspekte Ihrer Arbeit weiter entwickelt, als Sie es sich jemals hätten träumen lassen – das wissen Sie bereits.« West drehte sich zu ihr um, nahm jedoch nicht wieder Platz. Stattdessen blieb er vor ihr stehen, die Hände locker in seinen Hosentaschen vergraben, und sah auf sie hinab. »Das komplette psychologische Programm, das wir geschaffen haben, funktioniert beinahe besser, als wir

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