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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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zurückgelassen.«
    »Aber Samples.«
    Diesmal wirkte West noch verblüffter. Susan bemühte sich nicht, das leichte Lächeln, das um ihre Lippen spielte, zu verbergen.
    »Das ist alles sehr ermutigend, Dr. West«, meinte sie. »Ich fürchtete schon, Ihre Leute wären unfehlbar. Offensichtlich sind sie es doch nicht.«
    Er ignorierte ihre Stichelei und fuhr sie an: »Wo sind die Kopien jetzt?«
    »Das werde ich Ihnen nicht verraten. Und selbst wenn Sie es unter Folter aus mir herauspressen, wird es Ihnen wenig nutzen.«
    »Sie wissen, dass wir Sie zum Reden bringen können, ohne Sie zu foltern.«
    »Wohl wahr. Doch an die Kopien werden Sie nicht mehr herankommen. Es ist zu spät.«
    Susans Stimmung hob sich. Plötzlich gewann sie die Oberhand. Sie hatte nicht mit Schwierigkeiten gerechnet, als sie hierher aufgebrochen war, um die Anlage zu fotografieren. Dennoch war sie darauf vorbereitet gewesen und hatte dafür gesorgt, dass Samples Dokumente in sichere Hände gelangten. Es war ihre einzige Rückversicherung. Susan hatte schreckliche Angst, doch ein Blick in Wests Gesicht zeigte ihr, dass diese Rückversicherung funktionieren könnte.
    West starrte sie eine Weile stumm an. Susan konnte förmlich sehen, wie sich die Zahnräder in seinem Hirn drehten, als er ihre Worte und das, was sie implizierten, abwog.
    »Natürlich ist Ihnen klar, Susan, dass diese Kopien für sich genommen wertlos sind, es sei denn, Sie wären da, um die Aussagen darin zu unterstützen und zu erklären, was das alles bedeutet. So sind sie nur eine wertlose Sammlung von Anschuldigungen, die sich leicht abstreiten lassen.«
    Susan neigte den Kopf zur Seite. Sie musste zugeben, dass er Recht hatte. »Wie auch immer, die Medien werden an diesen ›Anschuldigungen‹ ihre helle Freude haben.«
    West betupfte noch immer die Wunde, dann betrachtete er sein blutgetränktes Taschentuch eingehend, als könne ihm das rote Muster darauf weiterhelfen.
    »Da kann ich Ihnen nicht widersprechen«, gab er schließlich zu. »So etwas würden wir lieber vermeiden. Glücklicherweise sind wir auf solche Zwischenfälle – wie auf viele andere – gut vorbereitet.«
    Etwas in seiner Stimme dämpfte Susans Gefühl der Erleichterung, das sie schon zu genießen begonnen hatte. West strahlte ein unerschütterliches Selbstvertrauen aus, das ihr gar nicht gefiel. Ohne nachzudenken, strich sie sich das Haar aus dem Gesicht, um ihn besser sehen zu können.
    West bemerkte die Bewegung und wusste, dass Susan sich Sorgen machte. Die Waagschale hatte sich wieder zu seinen Gunsten gesenkt. Susan spürte seine Zufriedenheit, als er sich an den kleinen Bürokraten wandte, der mit den Wachen im Zimmer geblieben war.
    »Sie können sich jetzt um den Anruf kümmern«, sagte er.
    Susan sah zu, wie der jämmerliche kleine Mann eine lange Nummer, offensichtlich eine Fernverbindung, wählte. Am anderen Ende wurde sofort abgehoben. »Einen Moment bitte, Mr. Hyde«, sagte der kleine Mann. »Ihre Tochter ist bei mir. Sie würde Sie gerne sprechen.«
    Viel zu entsetzt, um zu reagieren, sah Susan zu, wie West den Hörer übernahm und ihn an sie weiterreichte. »Hallo, Daddy«, sagte sie automatisch.
    »Hallo, Liebling«, antwortete er.
    Sie spürte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Seiner Stimme fehlte der gewohnte Elan. Er klang alt und müde.
    »Es geht um Christopher«, sagte er und fügte rasch hinzu, bevor sie antworten konnte: »Er ist nicht verletzt oder krank. Aber ich fürchte, er ist verschwunden.«
    »Was meinst du mit ›verschwunden‹?« Susan konnte ihr Herz schlagen spüren und fühlte sich einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt, hin und her gerissen zwischen Furcht und der Erleichterung, dass die Nachrichten nicht schlimmer waren. »Willst du damit sagen, dass er entführt wurde?«
    »Ich fürchte, ja. Im Augenblick ist jemand bei mir, der mich zu diesem Telefonat genötigt hat.«
    »Daddy, bist du verletzt?«
    »Nein – mach dir keine Sorgen um mich. Wir müssen jetzt an Christopher denken. Man hat mir aufgetragen, dir zu sagen, dass du tun sollst, was man dir befiehlt.«
    »Daddy, weißt du, wer sie sind? Es ist die Pilgrim…«
    Auf ein Zeichen von West hin unterbrach der kleine Bürokrat die Verbindung.
    Susan blickte West tief in die Augen.
    »Ich schwöre Ihnen, West, wenn meinem Sohn etwas passiert…«
    »Es wird ihm nichts geschehen, Dr. Flemyng – vorausgesetzt, Sie befolgen den Ratschlag Ihres Vaters und tun, was man Ihnen sagt.«
17
    Sie nahmen den

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