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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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nach den gestrigen Erfahrungen noch den Mut hatte, ihn herauszufordern. Doch das war nicht sein Problem.
    Nach einigen Minuten, in denen noch immer nichts geschehen war, wurde Charlie wütend und der Sache überdrüssig. Es erschien ihm absurd, weiterhin die Spielregeln zu beachten, still zu sitzen und so zu tun, als wüsste er nicht, was vor sich ging. Er stand auf, streckte sich und drehte sich dabei so, dass er Blickkontakt zu seinem Gegner aufnehmen konnte. Doch was er sah, war alles andere als ein Gegner. Etwa zehn Meter entfernt saß das junge Weibchen, das ihm gestern aufgefallen war, schenkte ihm augenscheinlich keine Beachtung und spielte mit einem Büschel Gras, den es irgendwo ausgerissen hatte. Die Genitalien der Schimpansin waren wie gestern rot geschwollen und zeugten von ihrer Bereitschaft zum Geschlechtsverkehr.
    Die Reaktion seines Körpers auf diese Zurschaustellung bestürzte Charlie nicht minder als am Vortag. Er wusste, dass sie sich seiner Nähe bewusst war, auch wenn sie nicht zu ihm hinüber sah; Charlie vermutete, dass sie sich mit voller Absicht dorthin gesetzt hatte, wo er nicht umhin konnte, sie zu bemerken. Nun, bemerkt hatte er sie, und er verspürte dasselbe Ziehen in seinen Lenden wie schon zuvor. Er merkte, dass das Weibchen seinem Blick auswich und die Schüchterne spielte.
    Charlies Erregung war inzwischen nicht mehr zu verbergen. Er stellte fest, dass er sich ganz unwillkürlich aufgesetzt und zurückgelehnt hatte, wobei er sich auf die Hände stützte und die Beine weit spreizte, um seine Erektion zu präsentieren. Erst in diesem Augenblick sah das Weibchen zum ersten Mal zu ihm hinüber. Und in Charlies Hirn schien ein Schalter umgelegt zu werden. Es war, als bräche ein Damm, als würde jede Zelle seines Gehirns von einem einzigen Verlangen überflutet, als würde jeder andere Gedanke fortgespült, um einzig und alleine pure körperliche Lust zurückzulassen.
    Die Schimpansin hatte sich ihm jetzt ganz zugewandt, betrachtete sein Gesicht, seinen Körper und seinen steifen Penis. Charlie streckte ihr in einer einladenden Geste den Arm entgegen. Sie stand auf und kam zu ihm herüber. Ihre Bewegungen waren zielstrebig, wirkten aber auch seltsam scheu, als wäre sie erregt und zugleich ein wenig nervös. Als sie in seiner Reichweite war, drehte sie sich um und kroch die letzten Zentimeter rückwärts auf ihn zu, wobei sie sich tief bückte, um ihm das Eindringen zu erleichtern.
    Charlie spürte ihre feuchte Wärme und drang mit aller Kraft tief in sie ein, stieß keuchend zu, kaum noch fähig, sich zurückzuhalten. Das Weibchen stieß auf dem Höhepunkt einen unerwartet spitzen Lustschrei aus, und Charlie spürte, wie tief in ihm ein Feuerball der Ekstase explodierte und seinen ganzen Körper in Flammen setzte.
    Es war so schnell vorbei, wie es begonnen hatte. Das Weibchen war in den Bäumen verschwunden, fast noch bevor Charlie ihr Zurückweichen bemerkt hatte.
    Er schloss die Augen und versuchte erneut, sich an sein Menschsein zu erinnern – an jenes Leben samt Geruch und Geschmack, all jenen Sinneswahrnehmungen dieser Existenz. Doch es war unmöglich. Sie lag zu weit zurück, war nur noch eine Erinnerung, ein anderes Leben, ein Traum. Zu vieles war inzwischen geschehen.
    Charlie hielt die Augen fest geschlossen. Er fürchtete sich davor, sie wieder zu öffnen.
36
    Tom Schiller betrat die schmale Eingangshalle, ging an den Treppen vorbei nach hinten und drückte die Klingel an der abblätternden braunen Tür. Über dem billigen Tele-Scanner in der Wand fing ein Licht an zu flackern. Tom hielt seine Karte hoch, jemand öffnete von innen die Tür, und Tom trat ein.
    Er wusste, die ganzen angeblichen Sicherheitsvorkehrungen waren reiner Humbug. Dem alten, ewig auf seinem Stuhl dösenden Tattergreis in seiner grauen Uniform hätte er auch den Ausweis seiner Videothek vorzeigen können. Das Ganze war bloß ein Vorwand, den Leuten mehr Geld als eigentlich gerechtfertigt abzuknöpfen – Leuten, die aus dem ein oder anderen Grund vermeiden wollten, dass Postsendungen dorthin geschickt wurden, wo sie lebten oder arbeiteten.
    In den letzten fünf Jahren hatte Tom stets mindestens zwei dieser Briefkastenadressen benutzt, immer unter verschiedenen Namen. Er nahm die Verschwörungstheorien nicht so ernst wie einige der Leute, die für ihn arbeiteten; doch er wusste, dass die Regierungen weltweit zu vielköpfigen Monstern angewachsen waren, vor denen man sich in Acht nehmen, denen man die

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