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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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war.
    »Lass deine alten Kleider einfach auf dem Boden liegen. Bis später also.« Leo sah ihr in die Augen, nickte, dann schlüpfte er aus dem Zelteingang. Lucy hörte, wie er mit seiner tiefen Stimme jemanden grüßte. Es war beruhigend zu wissen, dass er in der Nähe war.
    Das Wasser war nicht so kalt, wie Lucy befürchtet hatte. Sie benutzte ihr Tanktop als Waschlappen und widmete vor allem ihren Achseln und ihrem Nacken große Aufmerksamkeit. Die Seife war rau und roch so durchdringend, dass Lucy beinahe niesen musste. Nach ein paar Minuten gab sie es auf, Schaum daraus hervorbringen zu wollen. Sie goss Wasser über ihren Kopf und versuchte sich durch die schlimmsten Knoten in ihren Haaren hindurchzuarbeiten. Danach spültesie ihren Mund aus und fuhr sich mit dem Finger als Zahnbürste über die Zähne. Als sie fertig war, kribbelte ihre Haut und ihr eigener Geruch erschien ihr wieder erträglich.
    Es war eine Erlösung, die alten Klamotten beiseitezulegen. Fast ein Jahr lang hatte sie immer nur zwei Jeans getragen und dieselben T-Shirts, Tanktops und dasselbe Kapuzenshirt und alles, wenn möglich, im See gewaschen. Sie hatte versucht, aus Seifenkraut und dem Bauchfett eines toten Eichhörnchens ein Waschmittel herzustellen, aber es war ein Reinfall gewesen. Stundenlang hatte sie der Gestank des kochenden Fetts von ihrem Unterschlupf ferngehalten und darüber hinaus hatte sie einen ihrer kostbaren Kochtöpfe ruiniert. Lucy schnupperte an ihrem Sweatshirt, bevor sie es angewidert zum Ausschuss warf. Komisch, dass sie den Gestank vorher gar nicht wahrgenommen hatte. Sie war wohl so daran gewöhnt gewesen.
    Ein letztes Mal fuhr sie sich mit den Fingern durch die Locken. Einerseits wünschte sie sich einen Spiegel, andererseits war sie froh, dass es keinen gab.
    Die neuen Kleider rochen stark nach Bleiche. Sie fühlten sich rau an und kratzten leicht auf ihrer frisch geschrubbten Haut, aber sie passten einigermaßen. Lucy krempelte die zu langen Hosenbeine um, schlüpfte in die Stiefel und durchwühlte den Kleiderberg nach einem Sweatshirt. Am besten mit Kapuze und am liebsten in einer dunklen Farbe. Auf diese Weise konnte sie sich beinahe unsichtbar machen, wenn es sein musste. Aha! Sie kramte ein Sweatshirt hervor. Es war ziemlich verwaschen und zu groß, trotzdem schlüpfte Lucyhinein und fühlte sich in dem Fleecefutter gleich wohl. Ihre Lederjacke passte auch noch darüber. Jetzt würde sie es draußen wieder ein paar Nächte lang aushalten, wenn nötig. Dann raffte sie noch ein paar Klamotten zum Wechseln zusammen, Unterwäsche, Socken und ein paar T-Shirts, und stopfte sie in ihren Rucksack. Sie schulterte ihr Gepäck und schlüpfte aus dem Zelt hinaus. Es regnete nicht mehr. Der Boden dampfte sacht im Sonnenlicht.
    Lucy beschirmte ihre Augen. Das Sanitätszelt befand sich auf einer eigenen kleinen Fläche, ein Stück abseits der übrigen Baracken und Planen an den Außenrändern des großen Platzes. Die Leute standen beieinander, tauschten besorgte Blicke und sprachen mit gedämpften Stimmen. Keines der kleineren Kinder war allein. Jedes hatte einen älteren Aufpasser, der düster und wachsam dreinsah. Ein paar Jugendliche türmten Steine zu Haufen auf, andere standen als Wächter an dem Pfad, den Lucy herabgekommen war.
    Vielleicht fünfzehn Meter entfernt entdeckte Lucy Aidan und fühlte sich plötzlich verlegen und beklommen. Er stand unmittelbar neben dieser Del – wie Lucy sie in Gedanken zu nennen begonnen hatte. Es mochte engstirnig und auch etwas gemein sein, aber diesem Mädchen war genau anzumerken, für wie hübsch es sich hielt und dass es entsprechend viel Aufmerksamkeit erwartete – und das war echt nervig.
    Aidan beugte sich Del zu. Ihre Köpfe berührten sich beinahe, seine Hand lag auf ihrem Ärmel. Dann riss Del plötzlich ihren Arm weg und ein Hagel ärgerlicher Wörter kam von ihren Lippen. Aidan runzelte die Stirn und machte eine Reihe übertriebener Gesten mit den Händen. Mit einem Mal lachte Del wieder und zog Aidan an sich, ihren linken Arm in seinem Nacken. Aidans Arm glitt zu ihrer Hüfte herab. Es war eine vertrauliche Geste und Lucy blieb wie angewurzelt stehen. Sie fummelte an ihren Sweatshirtärmeln herum, die zu lang für sie waren. Sie musste aussehen wie ein Elefant. Außerdem war es viel zu heiß für all ihre Kleider. Del trug nur ein Tanktop und verwaschene Cargo-Shorts.
    Die Augen auf den mit Kieseln übersäten Boden geheftet, begann Lucy langsam in die Richtung der

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