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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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auf. Sie öffnete den Mund, wollte schreien, aber bevor sie einen Ton herausbrachte, legte sich eine fremde Hand auf ihre Lippen.
    »Still!«, zischte Del wütend. Lucy umklammerte Dels Unterarm und drückte mit aller Kraft zu. »Nicht schreien!«, warnte das andere Mädchen und hob langsam die Hand von Lucys Mund.
    »Geh von meiner Hand runter«, stieß Lucy zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Die Lampe in der Mitte des Zelts warf ein wenig Licht. Es reichte aus, um Del sehen zu können. Sie war vollständig angezogen und kauerte auf den Fußballen, als ob sie einen Angriff erwartete. Langsam stand sie auf und gab Lucys Hand frei. Der Schmerz ließ nach. Lucy beschloss, dass Del ihr versehentlich auf die Finger getreten sein musste – alles andere hätte die Sache zu kompliziert gemacht. Sie drückte ihre gequetschte Hand an ihre Brust und bewegte ein wenig die Finger. Sie taten weh, waren aber nicht gebrochen.
    Lucy überlegte, ob schon bald Morgen war, aber dann sahsie durch die Ritzen im Dach, halb verdeckt hinter Wolken, den Mond. Reglos zeichnete sich Dels Gestalt in der Dunkelheit vor Lucys Lager ab. Nur der Brustkorb des Mädchens hob und senkte sich mit der Atmung. Sie schien auf etwas zu warten.
    »Was ist denn los?«, fragte Lucy. Sie hatte nur wenige Stunden geschlafen und ihr Körper war steif und schmerzte.
    »Ich habe etwas gehört. Draußen, vor dem Zelt«, flüsterte Del. Hektisch sah sie sich um und legte schließlich wie ein Hund den Kopf auf die Seite. Lucy lauschte ebenfalls so gut sie konnte.
    In der Ferne hörte sie ein Grollen. Donner? Oder Automotoren? Sie setzte sich auf. Zum Glück hatte sie sich komplett bekleidet und in ihren Stiefeln schlafen gelegt. Unter ihrer dreifachen Schicht aus dem langärmeligen T-Shirt, dem Sweatshirt und der Lederjacke war sie ganz nass geschwitzt. Ihr Kopf war benebelt und ihre Augenlider klebten.
    Unbeweglich wie eine Statue stand Del da.
    Das Grollen wurde lauter, gefolgt von einem Ruf und – wieder ein Stück näher – dem Laufgetrappel von Füßen. Und nun hörte Lucy rundum panische Schreie und Fahrzeugreifen, die im Sandboden knirschten.
    Autos!
    »Sie sind es! Die Sweeper! Sie sind zurückgekommen!«, flüsterte Del.
    Augenblicklich war Lucy wach. Ihr Herz hämmerte, als wollte es ihr aus der Brust springen. Jeder Muskel war angespannt. Sie rappelte sich hoch. Durch die Zeltwand hindurchkonnte sie schemenhaft die Umrisse von Personen erkennen, die draußen vorüberliefen. Sie hatten Licht. Taschenlampen vielleicht oder auch Fackeln. Man konnte nicht sagen, ob sie zu den Plünderern gehörten oder Feinde waren.
    »Runter!«, zischte Del. »Was, wenn sie die Hunde dabeihaben ...!« Sie kauerte sich zusammen und rührte sich nicht. Lucy machte es ihr nach.
    »Wenn sie die Hunde dabeihaben, sollten wir lieber sehen, dass wir hier herauskommen«, meinte Lucy und versuchte, normal zu atmen.
    »Du rührst dich nicht vom Fleck!«, befahl Del gebieterisch. Lucy biss sich verärgert auf die Lippe.
    Die Augen auf die Sturmlampe in der Mitte des Zelts gerichtet, bewegte Del sich langsam darauf zu.
    In diesem Moment fiel Lucy auf, dass sich durch das Licht ihre Umrisse auf der Leinwand abzeichneten.
    Bevor sie etwas sagen konnte, erklang ein dumpfes Geräusch. Del hatte die Lampe umgetreten. Die Flamme erlosch. Lucy blinzelte und versuchte ihre Augen an die plötzliche Finsternis zu gewöhnen.
    »Komm«, knurrte Del.
    Lucy tastete nach ihrem Messer, konnte es aber nicht an ihrer Hüfte finden. Zum ersten Mal hatte sie vor dem Einschlafen vergessen, es an ihrem Gürtel zu befestigen. Sie verfluchte sich und durchwühlte verzweifelt die Tasche ihres Sweatshirts. Aber dort fand sie es auch nicht. Es musste herausgefallen sein.
    Sie beugte sich über die Plane, auf der sie geschlafen hatte,und suchte sie mit zitternden Fingern ab. Durch die dicken Lagen aus Kleidern war sie weniger beweglich als sonst.
    »Mach schon!«, zischte Del. »Und sei bloß leise!« Lucy hätte es nicht beschwören können, aber es kam ihr vor, als hätte Del so etwas wie »dämliche Kuh« hinterhergesetzt.
    »Mein Messer!«
    »Vergiss es!«
    »Nein!«
    Del schnaubte ungeduldig. »Beeil dich!«, drängte sie. Lucy tastete die Ränder der Plane ab und spürte schließlich erleichtert die unverwechselbaren Umrisse des Messers unter ihren Fingern. Sie nahm es an sich, und im selben Moment fühlte sie sich bedeutend sicherer.
    »Wir müssen hier raus«, flüsterte Del und schlich zur

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