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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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Platz!«, bellte Del und quetschte sich neben ihn. Der kleine Junge, den sie dadurch auf der Bank weiter durchzurutschen zwang, sah sie wütend an, protestierte abernicht. Er zog nur seine Schale mit sich und flüsterte etwas zu seiner Nachbarin, die Lucy als die kleine Sue mit den Zöpfen erkannte. Angeregt steckten die beiden die Köpfe zusammen und sahen zu Del hinüber.
    »Hallo«, sagte Lucy. Sie war fest entschlossen, nicht wieder mit Del aneinanderzugeraten. Sie brachte sogar ein kleines Lächeln zustande, bevor sie sich wieder ihrer Suppe widmete.
    Del starrte sie an. Dann nickte sie.
    In Sachen Reife eins zu null für mich! Vorsichtig nahm Lucy ein paar Tropfen Suppe mit dem Löffel auf und führte ihn zum Mund. Nachdem sie nun schon ein bisschen Nahrung im Bauch hatte, spürte sie, wie sich in ihren Gliedern Wärme breitmachte. Ich könnte auf der Stelle einschlafen hier am Tisch , dachte sie. Schläfrig hörte sie Del reden.
    »Warst du heute wieder unterwegs?«, fragte sie Aidan gerade. »Ich habe dich nirgends finden können.«
    Aidan schüttelte den Kopf. »Ich bin ein, zwei Meilen die Straße hinaufgelaufen. Ich habe überlegt, ob man dauerhaft Wachposten aufstellen sollte. Aber das Gelände ist zu groß.«
    »Wie wäre es mit Fallgruben? Wenn wir rund um das Camp Fallgruben einrichten, müssen wir nur noch die Straße bewachen«, schlug Del vor.
    »Fallgruben sind zu gefährlich. Wegen der Kleinen. Du weißt doch, dass die Kinder überall herumlaufen.«
    »Und wie wäre es mit Barrikaden? Dann können sie mit ihren Vans nicht mehr ans Camp heranfahren.« Del klopfte vor Begeisterung mit dem Löffel auf den Tisch.
    Aidan rieb sich die Stirn. Er sah aus, als hätte er eine Wochelang nicht geschlafen. »Leo meinte, dass wir für die Barrikaden mehr als eine Tonne Schutt bräuchten. Wir können es versuchen, aber es wird Wochen dauern. Außerdem ist Erntezeit. Im Moment brauchen wir alle Leute auf den Feldern.«
    »Aber irgendeine Möglichkeit muss es doch geben!« Del starrte auf den Tisch. »Was sie mit ihnen nur vorhaben?«, fragte sie mit ungewöhnlich sanfter Stimme. »Und mit Emi und mit Jack?«
    »Sie werden ihnen schon nichts tun.«
    Del fasste Aidan am Arm. Er verzog das Gesicht. »Versprich es mir!«
    Aidan schüttelte den Kopf. Seine Miene drückte Unbehagen aus.
    Del fiel in wütendes Schweigen. Die Gespräche am Tisch waren verstummt, das Klappern des Bestecks in den Schalen versiegt. Die Leute hatten zu Ende gegessen und gingen. Ein paar holten Wasser, um abzuwaschen. Lucy war froh, dass sie nicht noch weiterarbeiten musste. Sie legte den Kopf auf den Arm.
    Die Dinge standen schlecht. Lucy hatte Angst – andererseits verspürte sie zum ersten Mal seit Monaten keinen Hunger mehr. Sie fühlte sich gestärkt und belebt. Zur Not hätte sie wieder weiterlaufen können, durch New Venice hindurch, um sich ein sicheres Plätzchen weiter draußen zu suchen. Oder um überhaupt weiterzuziehen. Nach Norden zum Beispiel, wie Aidan gesagt hatte.
    Erst als sie jemand vorsichtig an der Schulter rüttelte, merkte sie, dass sie eingeschlafen war. Sie öffnete ihre Augen underkannte verschwommen Aidans Gesicht. Gleich hinter ihm stand Del, die Arme ineinanderverschränkt, der Mund ein gerader Strich.
    »Del sagt, du kannst in ihrem Zelt schlafen«, erklärte Aidan und half Lucy auf die Beine.
    »Die Kundschafter werden heute ohnehin irgendwo anders schlafen«, meinte Del mit einem bitteren Lachen. Sie sah nicht so aus, als käme ihr Angebot freiwillig, aber das war Lucy im Moment egal. Sie schüttelte leicht ihren Kopf, um wieder wach zu werden.
    Aidan nahm Lucys Rucksack und reichte ihn ihr. Lucy drückte ihn an ihre Brust. Dann führte Aidan sie in ein kleines Zelt, das sich zwischen die Überreste zweier Häuser duckte. Schwaches Abendlicht fiel durch die Ritzen zwischen den Leinwandstreifen. Auf dem Boden, rund um eine Sturmlampe herum, konnte Lucy drei Lagerstätten ausmachen. Auf zweien lagen Decken und Kleidung. Vorsichtig schob Aidan Lucy zum dritten Lager hinüber. Lucy stolperte voran, strauchelte über ihre eigenen Füße und ließ, während sie auf die Knie sank, ihren Rucksack zu Boden gleiten. Sie war viel zu müde, um noch ihren Schlafsack herauszukramen. Sie mummelte sich in ihr Sweatshirt und ihre Lederjacke, zog die Knie an und rollte sich seitlich zusammen. Fast noch im selben Moment war sie eingeschlafen.

10. KAPITEL

    Durch einen entsetzlichen Schmerz an ihrer verletzten Hand wachte Lucy

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