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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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wartete auf eine Gelegenheit einzugreifen.
    Leo zog Del hinter seinen Rücken und stand dem einzelnen Sweeper nun unmittelbar gegenüber. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Komm schon!«, rief er, indem er sich dem Sweeper langsam näherte. Dabei schlug er das Kantholz gegen seine Handfläche.
    Der Sweeper trat ebenfalls näher. Plötzlich schoss sein gestreckter Arm nach vorn. In seiner Hand hielt er ein kleines schwarzes Kästchen. Lucy wollte einen Warnschrei ausstoßen, aber ihre Stimme erstickte.
    Leo hob seinen Knüppel.
    Und dann sah man einen Blitz elektrischen blauen Lichts und hörte ein Geräusch, das an zischendes Fleisch auf einem heißen Grill erinnerte. Wie ein gefällter Baum stürzte Leo zu Boden. Sein Körper zuckte, dann blieb er reglos liegen.
    »Leo!«, schrie Del und stürzte zu ihm. Aber sofort stellte sich ihr ein Sweeper in den Weg. Der blaue Blitz flackerte erneut auf, und nun sank auch Del auf die Erde. Lucy wich noch weiter in das Dunkel zurück und zog sich ihre Kapuze so tief wie möglich ins Gesicht.
    Reglos wie Leichen lagen Del und Leo, von den Sweepern umringt, da. Waren sie tot? Leo stöhnte, als ihn einer der Sweeper mit dem Stiefel grob anstieß, und Erleichterung durchflutete Lucy.
    Ein anderer Sweeper hob Leos Kantholz auf. Er betrachtete es und warf es dann angewidert zu Boden. Es prallte auf und blieb schließlich neben Lucy liegen. Sie glaubte einen Streifen Blut daran erkennen zu können.
    Was sollte sie tun? Wenn sie zu helfen versuchte, würden die Sweeper sie ebenfalls einfangen. Im Moment war sie in Sicherheit. Sie fühlte, wie sich in ihre Erleichterung Scham darüber mischte, davongekommen zu sein. Hätte sie nicht wegen ihres Rucksacks Zeit verloren, wäre Del vielleicht auch noch frei.
    Lucy zwang sich, ganz langsam rückwärts zu kriechen, auf den eingestürzten Unterschlupf zu, der hinter ihr lag. Sobald sie unter der Plane verborgen war, rollte sie sich zu einer Kugel zusammen und versuchte das Zittern, das ihren Körper schüttelte, unter Kontrolle zu bringen. Sie lauschte auf die dumpfen Geräusche und das Ächzen der Sweeper und konnte sich genau vorstellen, wie sie Dels und Leos bewusstlose Körper in den nächsten Van verluden. Sie hörte Geraune und das mitleiderregende Schluchzen eines Kindes. Die Türen wurden zugeworfen, die Motoren heulten auf und die schweren Reifen knirschten über das Geröll.
    Allmählich erstarb das Dröhnen der Vans und es trat eine bedrückende und bedrohliche Stille ein.
    Es dauerte Stunden, bis Lucy ihr Versteck verließ.
    Lucy saß auf einem kleinen Berg oberhalb des Camps und sah zu, wie die Sonne aufging. Sie fror und war am ganzen Körper steif, aber von diesem Aussichtspunkt aus hatte sie alles im Blick. Sobald sie es gewagt hatte, war sie unter der Plane hervorgekrochen, um zu einem höher gelegenen Punkt zu rennen.
    Die Gedanken in ihrem Kopf drehten sich im Kreis. Sie hatte nicht schlafen können, stattdessen hatte sie sich stundenlang den Kopf zerbrochen. Und sie war sich dabei über einige Dinge klar geworden: Erstens: Sie hatte Angst. Zweitens: Sie wollte um jeden Preis hier weg. Drittens: Genau das war ausgeschlossen.
    Tatsache war: Sie steckte in der Sache mit drin. Nicht nur, weil sie dabei gewesen war, als man Del und Leo verschleppt hatte, sondern vor allem, weil die Sweeper Del wahrscheinlich – nein: ganz sicher! – nur wegen ihr geschnappt hatten.
    Lucy öffnete ihren Rucksack und überflog seinen Inhalt. Ihr Tagebuch, ein paar Klamotten, ihr Schlafsack, das Jahrbuch aus der Schule, ein kaputtes Radio, eine Taschenlampe ohne Batterien und eine Zünddose mit einem Briefchen durchweichter Streichhölzer.
    Nichts, was sie besaß, war das Leben eines anderen Menschen wert!
    Sie sah hinab zum Camp. Sämtliche Schutzhütten um den Platz herum waren zerstört. Dünne Stützpfeiler lagen verbogen oder zerbrochen auf dem Boden und die Sperrholzbaracken waren zusammengebrochen. Der festgetretene Lehmboden, auf dem am Tag zuvor noch ein Markt abgehaltenworden war, war zerwühlt und tiefe Lastwagenspuren schlängelten sich durch die Verwüstung.
    Lucy sah Richtung Süden, wo die kurvenreiche Straße bei Roosevelt Island endete. Von ihrem Standort aus konnte Lucy das rote Lichtsignal auf der Spitze des Turms nicht sehen, dennoch wusste sie, dass es dort war. Seufzend stand sie auf.
    Eine kleine Gruppe von Menschen hatte sich auf dem Platz zusammengefunden. Lucy konnte Aidan, Henry, Grammalie Rose und

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