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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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Tag fortgesetzt, aber offensichtlich kam Aidan nicht damit zurecht, wenn jemand anderer Meinung war als er. Darum benahm er sich wie ein Kind. Lucy merkte, wie sie schon wieder richtig sauer wurde.
    Sie warf einen Blick auf die Suppe. Kaninchen. Oder etwaKatze? Sie konnte es nicht unterscheiden. Außerdem war die Brühe viel zu dick. Noch nicht mal genügend Wasser hat Aidan dazugegossen , dachte sie ärgerlich. Sie bückte sich, um einen Kanister hochzuheben, aber ihre Arme, ermüdet von den vielen Kilo Gemüse, die sie geschleppt hatten, protestierten.
    Henry eilte ihr zu Hilfe. Er kam Lucy immer wie ein junger Hund vor. Wenn er einen Schwanz gehabt hätte, hätte er damit gewedelt. Sie fand ein Lächeln für ihn und er grinste zurück. Gemeinsam gossen sie das restliche Wasser in den Topf. Henry rührte um, legte den Deckel so auf, dass ein Spalt für den entweichenden Dampf offen blieb, und stocherte mit der Stiefelspitze im brennenden Holz. Etwa im selben Moment begann das Wasser zu sieden.
    Die Hitze war so stark, dass der Dampf Lucy die Wimpern versengte. Sie trat einen Schritt zurück und sah zum Himmel hinauf. Zum ersten Mal seit geraumer Zeit war er klar und wolkenlos. Sie schnupperte, ob es nach Regen roch, nahm aber nichts wahr als den Duft von Fleisch, Gemüse und Brühe. Henry zwinkerte ihr zu.
    »Gleich ist die Suppe fertig!«, rief Henry. »In fünf Minuten.«
    Irgendwo wurde mit einem Holzlöffel gegen einen Kochtopf geschlagen, und augenblicklich bevölkerten sich die Fußpfade mit Menschen. In Grüppchen von drei, vier Personen kamen sie herbei, fast wie Familien: ein Kind oder zwei und ältere Leute, die WAs.
    Schatten tanzten über den Platz. Henry schob Lucy Richtung Küchenzelt, wo schwankende Türme aus ineinandergestapelten Schalen und Platten mit dem schweren, etwas zähen Brot sowie ein paar Bündel zusammengewürfelter Löffel bereitlagen. Daneben standen Untertassen mit Olivenöl und grob geschnittenen Tomaten mit klein gehackten grünen Blättern. Lucy roch das pfeffrige Aroma von Basilikum, und das Wasser begann ihr im Mund zusammenzulaufen. Das war wieder etwas, was sie vermisst hatte, ohne es zu realisieren: Kräuter.
    Henry nahm eine Schale und einen Löffel und reichte beides Lucy. Er befüllte erst ihre Schale mit Tomaten, dann seine. Zusammen mit einer Flasche Wasser schob er ein Stück Brot in seine Sweatshirt-Tasche. »Kannst du noch ein bisschen Öl mitnehmen?«, bat er Lucy. Vorsichtig balancierte Lucy ihre Schale mit den Tomaten und die Untertasse mit dem Öl und gab sich größte Mühe, nichts zu verkleckern. Sie liefen bis hinter das Ende der Reihe zur Essensausgabe, dann setzten sie sich an einen Tisch auf der anderen Seite des Feuers. Mit einem Seufzer ließ Lucy sich nieder. Die Bank war hart und splitterig, aber es war das erste Mal am Tag, dass sie nicht stehen musste. In ihren Stiefeln fühlte sie ihre Zehen kribbeln. Ihr verstauchter Knöchel schmerzte. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Das Feuer strahlte wie eine Wand aus Hitze gegen ihr Gesicht. Langsam lockerten sich ihre verspannten Nackenmuskeln und Lucy schlug die Augen wieder auf. Die Laternen, die sich fast alle hinter ihrem Rücken befanden, warfen tanzende Schatten, durch die der Boden zu schwanken und die dunklen Silhouetten der Bergspitzen zu vibrieren schienen. Sie verwischten die Ränder und kaschierten die Schuttberge. Der Mond war abnehmend und der Himmel von Sternen übersät. So unglaublich viele Sterne! , dachte Lucy.
    »Lust auf etwas Suppe?«, fragte Henry und riss Lucy aus ihren Gedanken. Seine Schale war schon leer. Lucy träufelte etwas Öl auf ihre Tomaten und schob sie sich in den Mund. Der Geschmack auf ihrer Zunge war geradezu überwältigend. Mit einem Stück Brot tunkte sie das letzte Öl auf, dann reichte sie Henry ihre Schale und er lief zum Kochtopf.
    Alle Bänke neben ihnen waren nun besetzt. Auch Sue war da. Lucy war erleichtert, dass die Sweeper das Mädchen nicht auch geschnappt hatten. Sie mochte nicht älter als elf Jahre sein, aber sie kümmerte sich schon um eine ganze Handvoll kleiner Schmutzfinken, brach ihnen das Brot in kleine Stücke und pikte das Basilikum von ihren Tomaten. Lucy hielt nach Grammalie Rose Ausschau und entdeckte sie ein paar Tische weiter entfernt, wo sie sich die geschwollenen Finger am Feuer wärmte. Erleichtert sah Lucy, dass auch sie etwas zu essen hatte. Nur Aidan ließ sich nirgends blicken. Lucy nahm an, dass er irgendwo in einer Ecke

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