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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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Schwester hat immer gesagt, sie sehen aus wie dreckige Fensterscheiben«, antwortete sie und versuchte zu lachen.
    »Oh nein«, erwiderte Henry. »Sie sehen genau aus wie ...«
    Um das Thema zu wechseln, fiel Lucy ihm ins Wort. »Schon gut. Was steht morgen an?«
    Henry blinzelte. Mit seinen großen runden Augen erinnerte er sie ein wenig an einen Frosch. Lucy musste ein Kichern unterdrücken.
    »Morgen?«, wiederholte er.
    »Ja. Ich dachte, ich würde gern mal raus in den Wald und auf das Plateau gehen. Und vielleicht lernen, wie man mit einer Schleuder schießt. Kannst du es mir zeigen?«
    Henry schluckte heftig. »Normalerweise haben wir einen Plan, der jede Woche wechselt und nach dem die Leute zu den jeweiligen Arbeiten eingeteilt werden. Eine Woche geht man aufs Feld, in der nächsten baut oder repariert man etwas oder geht auf die Jagd. Nach den letzten Ereignissen haben wir allerdings ein bisschen den Überblick verloren, wer was tun muss.«
    »Bestens«, meinte Lucy und grinste. »Also, was schlägst du vor?«
    »Ist Grammalie Rose nicht diejenige, die dir normalerweise morgens sagt, was du zu erledigen hast?«, fragte er.
    Lucy runzelte die Stirn. Hier ging es ja zu wie beim Militär!
    »Aber da du ja offenbar mit Messern umgehen kannst«, beeilte Henry sich fortzufahren, »könnte es sein, dass Aidan dir ein bisschen Unterricht im Umgang mit Waffen gibt.«
    Lucy richtete sich auf. »Ich hatte nicht den Eindruck, dass er ein großer Kämpfer ist.«
    »Da Leo und Del nicht mehr da sind, ist er unser bester Mann. Vor allem mit Pfeil und Bogen, und mit der Schleuder. Er übernimmt mehr Jagddienste als sonst jemand. Aber du müsstest ihn schon selbst fragen.«
    Lucy runzelte wieder die Stirn. Aidan würde wahrscheinlich gar nicht erst mit ihr reden. Er saß immer noch drüben bei den S’ans und hatte kein einziges Mal zu ihr herübergeschaut.
    »Sag mal, bist du sauer wegen irgendwas oder hast du einfach noch Hunger?«, fragte Henry. »Möchtest du noch etwas Suppe?«
    Sie rang sich ein Lächeln ab. »Nein, es ist alles klar. Ich bin nur müde.«
    Henry stand auf und stellte ihr Geschirr zusammen. »Okay. Ich muss schnell die Spülmannschaft einweisen, aber das dauert nur zehn Minuten. Bist du gleich noch hier?«
    »Natürlich.«
    Lucy streckte die Beine aus und wackelte mit den Zehen. Dann legte sie den Oberkörper auf den Tisch und bettete den Kopf auf ihre verschränkten Arme. Der Rauch des Feuers brannte in ihren Augen. Sie fühlte, wie sie ein großes Gähnen überkam.
    »Müde, Wilczek?«, fragte Grammalie Rose mit ihrer rauen Stimme. Mit einem leisen Knacken und einem Ächzen nahm die alte Frau neben Lucy Platz. »Danke für deine harte Arbeit in den letzten Tagen.«
    Lucy richtete sich auf. »Keine Ursache«, antwortete sie. Sie war überrascht.
    »Wie ich sehe, hast du dich mit Henry angefreundet. Unserem größten Schürzenjäger«, fuhr Grammalie Rose fort. »Hat er dir schon gesagt, wie hübsch du bist?«
    Lucy hustete. »Nicht unbedingt.«
    »Er wird es noch tun. Er ist ein unverbesserlicher Optimist.«
    Die alte Frau nickte Connor und Scout zu, die Hand in Hand vorbeiliefen. Die beiden grüßten zurück und blieben stehen. »Diesen beiden hatten wir heute unsere Kaninchen zu verdanken«, klärte Grammalie Rose Lucy auf. »Musstet ihr weit raus?«
    »Ein paar Meilen auf dem Plateau«, antwortete Connor.
    Scout runzelte die Stirn. »Wir haben Stunden gebraucht. Sie waren heute sehr scheu.«
    »Gab es Probleme?«, fragte die alte Frau.
    Connor schüttelte den Kopf. Lucy bemerkte, dass sich die Finger der beiden fortwährend öffneten und schlossen, dass sie einander aber niemals losließen. Und wie sie sich aneinanderschmiegten! Wie von einer unsichtbaren Schnur zusammengebunden. Sie gingen weiter. Connor senkte den Kopf, um zu hören, was Scout ihm zuflüsterte. Sein Nacken wurde feuerrot.
    »Gibt es heute Abend eine Versammlung?«, wollte Lucy wissen.
    »Heute Abend nicht«, antwortete Grammalie Rose. Sie zog eine Schachtel aus der Tasche und öffnete sie. Sechs, sieben Zigaretten befanden sich darin und ein verknittertes Briefchen Streichhölzer. Sie zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch mit einem langen Zug in die Luft. »Die Gemüter sind heute Abend noch zu erhitzt.« Sie zupfte sich ein kleines Blättchen trockenen Tabaks von den Lippen. »Sammy wollte das Krankenhaus stürmen.« Sie stieß einen ihrer trockenen Lachlaute aus. »Er ist genauso tollkühn wie sein Bruder.«
    Lucy

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