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ePub: Ashes, Ashes

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Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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war überrascht. Der – ... Sammy hatte dasselbe gedacht wie sie.
    »Aber Aidan will ganz und gar nicht zum Krankenhaus. Er meint, wir sollten uns hier verstecken«, entgegnete sie.
    »Tatsächlich? Vielleicht hat er endlich eingesehen, dass man vorsichtig sein muss.« Grammalie Rose drückte ihre Zigarette an der Sohle ihres Schuhs aus, verstaute die Kippe in ihrer Schachtel und ließ sie in ihrer Tasche verschwinden. Dann wandte sie sich wieder an Lucy. »Du findest, Sammy hat recht, nicht wahr?« Sie klopfte Lucy auf die Schulter und erhob sich schwerfällig. »Du trägst deine Gefühle im Gesicht, Wilczek. Ich kann dich verstehen. Aber wenn die Sweeper noch mehr von uns schnappen, hilft das niemand. Wir müssen uns die Zeit nehmen, uns etwas auszudenken.«
    Damit ging sie fort.
    Ein paar andere hatten ihre Bänke näher an das Feuer herangeschoben. Hinter ihrem Rücken konnte Lucy das Klappern von Geschirr und das Klimpern des Bestecks hören. Wasser wurde in Eimer gegossen und die Leute unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Zu viert oder zu sechst hoben sie die langen Tische an und brachten sie unter die Planen zurück. Von einem Grüppchen am Feuer erklangen Gitarrenklänge. Wie zufällig reihten sich die Akkorde aneinander. Einige aus der Gruppe fingen an, in die Hände zu klatschen, und andere klopften mit den Füßen den Takt auf den Asphalt, während die Gitarre eine Melodie zum Rhythmus zu spielen begann.
    Und dann kam eine Geige dazu, ein einzelner, durchdringender Ton, der in die Höhe aufstieg und dort hängen zu bleiben schien, von der Gitarre gestützt.
    Für die klassische Musik ihrer Eltern hatte Lucy sich nie begeistern können. Sie hatte sie kalt, steril und steif gefunden. Und Geigen, hatte sie immer gedacht, klangen wie eine Katze, die man in zwei Hälften sägt. Dies hier aber war etwasanderes. Lucy fühlte die Melodie in ihrer Brust, als wenn ihr das Herz überfließen wollte. Es war das Traurigste, Glücklichste, Wildeste und Menschlichste, was sie je gehört hatte. Als wenn alle Sehnsucht der Welt darin zusammengefasst und dann mit einem einzigen Stoß freigelassen würde. Sie hielt den Atem an und hatte plötzlich Angst, in Tränen ausbrechen zu müssen.
    Aber dann wechselte die Gitarre das Tempo und begann eine Art Volkstanz zu spielen. Immer schneller spielte sie die mitreißende Melodie aus Kehrvers und Refrain. Nach jeder Strophe klopfte der Gitarrist auf den Körper seines Instruments und beschleunigte das Tempo. Dann fiel erneut die Geige ein und wob Variationen um die Melodie herum, sodass es schien, als jagten die beiden Instrumente einander nach, wie ein Hund einer Katze. Und alle klatschten den Takt mit oder klopften ihn mit den Füßen.
    Die kleineren Kinder tobten um das Feuer herum, erregt wie kleine Wilde. Und kurz darauf erhoben sich auch die anderen von ihren Plätzen, fassten sich an den Händen und tanzten. Eine Polonaise wand sich zwischen den Bänken hindurch. Lucy beobachtete ungläubig die Szene, die ihr furchtbar altmodisch erschien. Sue kam mit auf und nieder wippenden Zöpfen vorbeigesprungen, gefolgt von einem Dutzend Leute, die sich in Schlangenlinien voranbewegten. Connor und Scout hatten sich aneinandergeklammert und rührten sich kaum. Kinder, die Lucy bis dahin noch nie gesehen hatte, tanzten zu zweit oder zu mehreren. Am Feuer – ihr habichtartiges Profil unmittelbar in Lucys Blickfeld – saßGrammalie Rose, nickte mit dem Kopf und klopfte mit den Zehen den Takt.
    Lucy fragte sich gerade, wie lange die Musiker wohl noch spielen würden, als ihr jemand auf die Schulter tippte. Ihr Magen schlug einen Salto.
    Oh nein! Sie drehte sich um und erwartete Henrys eifrige Miene. Aber es war Aidan.
    »Frieden?«, fragte er und streckte Lucy die Hand hin.
    »Frieden«, antwortete Lucy und schlug ein. Aidan ließ nicht wieder los. Der Druck seiner Finger verstärkte den Druck ihrer eigenen Hand. Er zog Lucy hoch. Sie sah in sein Gesicht. Seine grünen Augen blitzten. »Du kannst nicht einfach nur so dasitzen wie ein Trauerkloß.«
    »Ich bin nicht traurig. Ich habe nachgedacht.«
    »Du kannst ja später weiter nachdenken.« Aidan zog sie an sich heran.
    »Oh nein, das ist nicht dein Ernst!« Sie stemmte ihr Gewicht auf ihre Fersen.
    »Komm. Mach mit!«
    »Ich kann aber nicht tanzen. In der Neunten bin ich im Tanzen durchgefallen. Und mein Tanzpartner konnte zwei Wochen später noch nicht wieder laufen.«
    »Ich werde es schon überleben.«
    »Ich habe den armen

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