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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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Kerl praktisch zum Krüppel gemacht.«
    »Das hier ist ja kein richtiges Tanzen. Man bewegt sich nur irgendwie zusammen mit jemand anderem. Sieh es als eine Art Boxkampf an. Ich trage meine Motorradstiefel«, fügte er hinzu und deutete auf seine Füße.
    Lucy zögerte. Sie wusste genau, dass sie errötete. Sie hoffte nur, dass es dunkel genug war, um das zu verschleiern.
    »Vielleicht darfst du mir nachher auch eine reinhauen«, meinte Aidan.
    Lucy gab auf und ließ sich von Aidan in die Menge ziehen.
    Der Gitarrist spielte noch schneller, einen regelrechten Galopp, eine wilde Melodie, über der die Geige in hohen, süßen Tönen schluchzte. Aidan nahm Lucy an beiden Händen und wirbelte und schwenkte sie herum, bis ihre Füße den Boden gar nicht mehr zu berühren schienen. Dann zog er sie noch näher an sich heran, nahm mit einer Hand ihre Hand und legte seine andere Hand um ihre Taille. Lucy legte ihre Hand auf seine Schulter, ganz leicht nur, dennoch spürte sie die Wärme seines Körpers.
    Zusammen bewegten sie sich über den Platz, an der einen Seite des Feuers hinauf und an der anderen Seite wieder hinunter. Lucy stolperte mit den Füßen, aber das machte nichts, denn Aidan hielt sie fest. In einem fort starrte sie den Halsausschnitt seines Sweatshirts an und war viel zu verlegen, um den Blick zu heben. Sie spürte ihr Haar im feuchten Ansatz ihres Nackens jucken und wie ihr der Schweiß das Sweatshirt an den Rücken klebte. Und sie spürte den Schlag seines Herzens. Sie war völlig außer Atem und konnte gleichzeitig nicht aufhören zu lachen.
    Zusammen wirbelten und schleuderten Lucy und Aidan herum. Vom flackernden Feuer und vom Licht der Flammen hellrot erleuchtet, tauchten die Gesichter der anderen aus dem Dunkel auf. Im Vorüberwirbeln fing Lucy ein paarBlicke auf. In ihren Masken boten die S’ans an ihrem Tisch einen surrealen Anblick, wie ein Foto vom venezianischen Karneval, das Lucy vor langer Zeit einmal gesehen hatte. Die Kinder waren überdreht, sprangen mit übertriebenen Gesten umher, warfen die Köpfe in den Nacken und wollten vor Lachen schier platzen. Lucy schloss die Augen. Ihr war schwindelig. Aidan senkte seinen Kopf an ihr Ohr und Lucy spürte seinen warmen Atem auf ihrer Wange. »Lucy«, flüsterte Aidan, »du bist wirklich ...«
    Mit einem Mal hörte die Musik abrupt auf. Der letzte Aufstrich des Bogens auf der Violine klang kratzig und rau. Aidan blieb stehen. Seine Hände ließen ihre los. Lucy stand da und versuchte zu Atem zu kommen. Sie strich sich die Locken aus dem verschwitzten Gesicht. Jetzt, wo die Welt sich nicht mehr drehte, stand sie plötzlich unsicher auf den Beinen.
    Von der Straße her trat eine Gestalt aus der Dunkelheit hervor. Im schmalen Lichtkegel einer Laterne erschien ihr Gesicht.
    Lucy erkannte das schwarze Haar wieder und die silbernen Armreifen an den gebräunten Armen.
    Es war Del.

13. KAPITEL

    Harte Grashalme kratzten an Lucys Kinn. Sie veränderte ein wenig ihre Position und erntete dafür einen bösen Blick von Aidan. Er blinzelte sie an und legte den Finger auf die Lippen. Lucy funkelte zurück. Hab schon verstanden! Reg dich ab! Schon über eine Stunde lagen sie auf dem Hügel über der kleinen Lichtung, und während der ganzen Zeit hatte sich nichts getan. Von der unnatürlichen Art, wie sie ihren Kopf halten musste, war Lucys Nacken völlig steif geworden. Vom Regen an diesem Morgen war der Boden noch feucht. Dazu lag sie auf ihrem Messer, das sich in ihren Hüftknochen bohrte. Außerdem musste sie aufs Klo.
    Die Sonne brannte heftig herab. Del lag zwischen Lucy und Aidan. Sie hatte das Haar zu einem dicken Pferdeschwanz zusammengebunden. Ihre vielen Silberreifen, die sie normalerweise an beiden Armen trug, hatte sie abgelegt. Klimpern war in dieser Situation verboten. Unter gesenkten Augenlidern spähte Lucy zu Del hinüber. Del sah aus, als grübelte sie über etwas. Sogar jetzt noch, drei Tage, nachdem sie plötzlich aus der Dunkelheit aufgetaucht war, schien sie erschüttert und nicht ganz bei der Sache. Sie hatte nicht vieldavon erzählt, was überhaupt passiert war, nur wenige Worte bei der Versammlung, die am Abend nach ihrer Rückkehr stattgefunden hatte. Ihr war es gelungen, aus dem Wartezimmer zu fliehen, in das die Sweeper sie gebracht hatten; aber genauere Angaben zu der Insel, auf die sie verschleppt worden war, konnte Del nicht machen. Die weißen Wände des Raumes waren vollkommen kahl gewesen und das Labyrinth der Gänge, die

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