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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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haben.«
    Sie kniff ihn in den Arm, und zwar kräftig genug, dass sie es in den eigenen Fingern spürte. Er rieb sich zwar die schmerzende Stelle, aber sein Grinsen blieb. Lucy biss die Zähne aufeinander.
    »Hör auf mit dem Quatsch!«
    Henry tat verlegen. »War doch nur Spaß ...«
    »Lass solche Späße lieber.« Lucy griff wieder zur Spitzhacke und schwang sie ohne Rücksicht auf seine bekümmerte Miene. Auf den Boden einzuhacken half ihr, ein wenig Ärger abzubauen. Nach einer Weile sagte sie schließlich: »Del und Aidan sind also ein Paar.«
    »Ich hätte lieber den Mund halten sollen. Es geht mich ja auch gar nichts an.«
    Seiner Stimme nach zu urteilen, schien er sie jetzt nicht mehr aufziehen zu wollen. Lucy musterte ihn. Kein Grinsen, kein schalkhaftes Blitzen in seinen Augen. Er sah aus wie abgestraft.
    »Hier im Camp gibt es nicht allzu viele Geheimnisse. Schon Monate, bevor Connor sich an Scout heranmachte, wusstejeder, dass er ganz verrückt nach ihr war. Aber eins kann ich dir versichern: Ich glaube, die Sache geht vor allem von Del aus. Warum Aidan seine Chance bei einem tollen Mädchen verstreichen lässt, weiß ich nicht – aber so ist es nun mal.« Dann schwieg er plötzlich.
    Lucy drehte sich um. Grammalie Rose stand hinter ihr. Ihre Kleider waren über und über voll Staub und das schwarze Leder ihrer Holzschuhe war unter der dicken Schmutzschicht kaum zu erkennen. Lucy wunderte sich wieder einmal über die Kräfte dieser alten Frau.
    »Redet dir dieser Kerl vielleicht gerade wieder die Ohren taub, Wilczek?«
    »Nein, wir haben nur ein bisschen geplaudert«, antwortete Lucy und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Grammalie Rose betrachtete die geräumte Stelle, die halb gefüllte Schubkarre, die Schutthaufen, die Lucy aufgetürmt hatte, und Henrys Sommersprossengesicht, auf dem kein bisschen Schweiß schimmerte und das kein bisschen durch Anstrengung gerötet war.
    »Zu schade, dass du mit der Zunge tüchtiger bist als mit den Händen«, sagte sie und fixierte Henry mit einem galligen Blick. »Noch ein paar Stunden, dann kann der eine oder andere von uns Mittagspause machen. Beth und Ralph haben heute Morgen auf dem Acker essbare Pilze gefunden.«
    »Der eine oder andere von uns?«, hakte Henry nach. Er bewegte seine Schaufel in einem fort, atmete betont schwer und deutete mit dem Kopf auf die Schutthaufen.
    »Ich gehe davon aus, dass das vor allem auf Lucys Kontogeht«, antwortete Grammalie Rose. Sie wandte sich ab, sodass nur Lucy sehen konnte, wie sich ihre Lippen zum Ansatz eines Lächelns verzogen. »Aber wenn du ab sofort das Tempo hältst, das du gerade an den Tag legst, könntest du zu denen gehören, die ein Mittagessen bekommen.«
    »Warum hat sich Aidan denn verziehen dürfen?«, wollte Henry wissen und schaufelte mit einer Begeisterung, die er den ganzen Morgen nicht gezeigt hatte.
    Grammalie Rose sah ihn durchdringend an. »Aidan arbeitet schwerer als irgendjemand sonst hier. Er war schon um vier Uhr früh auf dem Acker, als du noch in deinem Schlafsack gelegen hast, mit diesen Zeitschriften, von denen du glaubst, ich wüsste nichts davon.«
    Henry murmelte etwas und wandte sich ab. Die Spitzen seiner Ohren waren leuchtend rot.
    »Noch zwei Stunden, würde ich sagen«, schloss Grammalie Rose und legte Lucy für einen Moment ihre schwielige Hand auf den Arm. »Wenigstens lässt der Regen nach.« Sie stapfte Richtung Camp davon. Sobald sie außer Sichtweite war, legte Henry seine Schaufel ab.
    »Autsch«, sagte er und strich sich über den Brustkorb. »Ich glaube, ich habe mir einen Muskel gezerrt.« Er sah Lucy an. »Meinst du, du kannst für mich weitermachen?«
    Lucy achtete kaum auf ihn. Auf der anderen Seite des Ackers schrien sich Del und Sammy an. Del warf ihre Hacke beiseite, hob die Hände und stieß Sammy von sich. Ihr Pferdeschwanz war aufgegangen und das Haar fiel ihr wirr ins Gesicht. Dann wandte sie sich um.
    Verblüfft wurde Lucy klar, dass das Mädchen auf sie zukam. Mit ziemlich schnellen Schritten.
    »Oha«, meinte Henry. »Lady Del ist wütend.« Er hob seine Schaufel wieder auf und stellte sich näher zu Lucy, was ein merkwürdiges Gefühl bei ihr verursachte.
    Instinktiv glitt ihre Hand an ihre Hüfte und ihre Finger ertasteten das Messer in der Scheide. Augenblicklich aber ließen sie es wieder los. Wie nervig Del auch sein mochte – erstechen würde sie sie wohl doch nicht.
    Lucy atmete tief ein und blieb unbeirrt stehen, während Del sich vor ihr

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