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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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aufbaute. Einen Augenblick lang sagte keines der Mädchen ein Wort. Dann fragte Lucy mit dem sanftesten Ton, den sie hervorbrachte: »Ist irgendwas?«
    »Na, Lady Del?«, warf Henry betont unbekümmert ein. »Wie klappt es mit dem Buddeln? Dein lieber Aidan hat sich ja früh vom Acker gemacht, was? Der Faulpelz!«
    Del funkelte ihn mit ihren blauen Augen kurz an, dann sah sie wieder zu Lucy. Lucy zwang sich, ruhig zu bleiben, aber es fiel ihr nicht leicht. Sie versuchte, Dels Körpersprache zu entziffern. Offenbar hatte sie sich kaum noch unter Kontrolle. Und sie schien den Tränen nah zu sein.
    Ein Publikum hatten sie nun auch. Beth und Ralph stützten sich auf ihre Rechen, und Lucy sah, wie Scout und Connor den Pflug auf den Boden setzten. Nur die Kleinen und die Älteren bekamen offenbar nichts mit. Lucy biss sich auf die Lippe und dachte an die erste und einzige körperliche Auseinandersetzung, die sie einmal mit einem Mädchen gehabt hatte, und zwar in der Grundschule. Damals hatte ihr GracieFoster vorgeworfen, ihren heiß geliebten Radiergummi geklaut zu haben. Am Ende hatten sie sich, von einem ganzen Haufen Kinder angefeuert, auf dem Schulhof im Dreck gewälzt. Als Lucy am Nachmittag nach Hause ging, waren ihre beiden Arme blutig gekratzt und sie hatte ein paar Haarbüschel verloren. Danach war Gracie Foster ihre beste Freundin geworden, bis sie nach der siebten Klasse auf unterschiedliche Schulen gingen. Lucy überlegte, ob Gracie wohl noch lebte.
    Del ging zum Frontalangriff über. »Das ist ganz allein deine Schuld!«, fauchte sie mit geballten Fäusten. Lucy drückte die Knie durch. Sie spürte, wie Wut in ihr aufstieg, und das gab ihr Selbstvertrauen.
    »Wovon redest du?«
    Del schnaubte. Sie stapfte auf und ab, das Haar flatterte um ihre Schultern. Die silbernen Armreifen klimperten und Del schob sie ungeduldig ein Stück hinauf.
    »Von Aidan!«, sagte sie und wischte sich die Nase. Lucy sah Tränen in ihren blitzenden Augen.
    »Na und? Was habe ich denn ...?«
    »Entweder rennt er jetzt irgendwo in der Wildnis herum, oder er versucht, Leo zu finden. Was auch immer – es ist jedenfalls deine Schuld, Lucy Holloway!« Sie spie Lucys Namen geradezu aus und stieß ihren Finger gegen Lucys Brust. Lucy schlug die Hand weg. Sie wusste nicht, was das sollte. Sie hatte gedacht, Del wäre sauer, weil Aidan drauf und dran gewesen war, Lucy zu küssen. Aber sie gab ihr nur Rätsel auf.
    »Du spinnst!«
    Jetzt trat Henry vor und stellte sich zwischen die beiden.Die zwei Mädchen funkelten ihn wütend an und Henry zog sich wieder zurück.
    »Er klettert nun mal gern auf Bäumen herum. Was kann ich denn dafür? Außerdem hat er gesagt, er würde niemals jemanden suchen gehen, den die Sweeper mitgenommen haben.« Nicht mal dich! , dachte Lucy im Stillen. »Er meint, wir hätten ohnehin keine Chance.« Ihre Schuhspitze kratzte durch den Schmutz. »Und er hat recht. Das sehe ich jetzt ein. Wir können nicht einfach drauflosrennen, ohne zu wissen, was uns dort erwartet.«
    Del runzelte die Stirn und hob wieder ihren anklagenden Zeigefinger. »Das ist aber etwas anderes als das, was du zu Aidan gesagt hast, stimmt’s, Lucy Holloway? Du hast gesagt, wenn ihm an seinen Freunden wirklich etwas liegt, dann müsste er sie suchen gehen. Oder nicht?«
    »Ich habe kein Wort davon gesagt, dass er irgendwohin gehen müsste. Ich habe nur gesagt, dass ich an seiner Stelle nicht bis zur nächsten Katastrophe warten würde. Und außerdem war ich sauer und habe einfach drauflosgeredet.«
    Dels Schultern sanken hinab. Ihr Zorn schien zu verpuffen. Sie schüttelte den Kopf. »Verstehst du das denn nicht? Er hält es nicht aus, wenn du so von ihm denkst. Als wäre er ein Feigling! Himmel, hast du denn überhaupt keine Ahnung von Jungs?«
    Lucy räusperte sich. Sie wusste nicht mehr, was sie zu Aidan gesagt hatte. Sie hatte geschrien. Er hatte geschrien. Wenn sie wütend war, achtete sie nicht auf ihre Worte. »Bist du dir wirklich sicher, dass er dorthingelaufen ist?« Ihre Stimmeklang rau. Sie fasste Del am Arm. Del starrte auf ihre Hand, schüttelte sie aber nicht ab.
    Nach kurzem Nachdenken sagte sie ungeduldig: »Sicher weiß ich es nicht. Vielleicht ist er einfach nur zum See gelaufen. Ich hoffe es jedenfalls. Das macht er immer, wenn er Ruhe braucht. Er nimmt mich nie mit, und er sagt mir auch nie, was er dort tut.« Del sah auf ihre Stiefel. »Einmal bin ich ihm gefolgt.« Sie hob das Kinn, als wollte sie Lucy warnen, etwas dazu zu

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