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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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dass er sich eigentlich nur für eines interessierte, und das mit einer Ausdauer, die fast schon beängstigend war: Er war so sehr mit Flirten beschäftigt, dass seine Arbeit nur im Schneckentempo voranging. Lucy betrachtete die riesigen Haufen aus Schutt und Asphaltbrocken, die Henry noch in die Schubkarre laden musste, und beschloss, eine Pause zu machen. Vier Mal hatten sie die Schubkarre schon gemeinsam gefüllt und an die Stelle gefahren, an der die große Straße auf das Camp stieß. Und bei jedem Umkippen war ihnen die Fuhre jämmerlich klein vorgekommen. Lucy musste zugeben, dass Aidan mit seiner Einschätzung recht gehabt hatte: Es würde sehr lange dauern, das Lager komplett zu verbarrikadieren. Aber wenigstens unternahmen sie etwas! Lucy wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ihr Rücken schmerzte, und sie war sich ziemlich sicher, dass sie unter ihren Lederhandschuhen riesige Blasen hatte.
    Sie stützte sich auf ihre Spitzhacke. »Die S’ans«, begann sie. »Ich meine Sammy, Beth und Ralph ...«
    Henry sah auf und ließ seine Schaufel fallen. Er reckte beide Arme über seinem Kopf in die Höhe und blieb einen Augenblick in dieser Position stehen, damit Lucy unter seinem nach oben gerutschten T-Shirt seinen drahtigen Körper bewundern konnte. Sie musste sich ein Lachen verkneifen.Henry nutzte jede Gelegenheit, seine Muskeln zu zeigen. Lucy deutete auf die Schutthaufen und dann auf die Schubkarre, und mit einem theatralischen Seufzer machte Henry sich daran, weiter aufzuladen.
    Bevor er wieder zu pfeifen anfangen konnte, fuhr Lucy fort: »Sind sie eigentlich mittlerweile wieder ganz gesund?«
    »Ja. Ich meine, zumindest körperlich haben sie die Krankheit besiegt. Normalerweise stirbt man an den Blutpocken innerhalb von zweiundsiebzig Stunden.«
    »Und werden ihre Haut und ihre Augen irgendwann wieder normal aussehen?«
    Henry überlegte. »Hm. Da es keine dokumentierten Fälle von Überlebenden gibt – keine Ahnung. Dass die Haut so dunkel unterlaufen ist und sie diese roten Augen haben, hängt mit den Blutungen unter der Haut zusammen. Mag sein, dass die kaputten Zellen vom Blutkreislauf mitgeschwemmt und in den Nieren rausgefiltert und ausgespült werden.« Henry runzelte die Stirn und rieb sich mit dem Handschuh die Nase, was eine kleine Dreckspur hinterließ. Schließlich meinte er: »Klingt nicht unwahrscheinlich. Wer weiß, was sich unter diesen Masken tut? Unsere Haut hat erstaunliche Fähigkeiten, Zellen neu aufzubauen.« Sein ernster Gesichtsausdruck wurde von seinem üblichen Grinsen abgelöst. »Ich kann mir gut vorstellen, dass Beth richtig hübsch sein könnte. Ich finde, sie hat so sanfte Augen, wie dunkle Schokolade, und einen schönen drallen ...«
    Lucy wollte ihm einen Knuff versetzen, aber Henry machte einen Satz zurück und hob die Hände, als wollte er sich ergeben. Lucy ließ ihre Fäuste wieder sinken, verschwieg ihm dafür allerdings den Dreckfleck im Gesicht.
    »Und wie hast du dir Lady Del so schnell zur Feindin machen können?«, wollte Henry jetzt wissen, während er die voll beladene Schubkarre ein wenig anhob. Lucy sah zu Del hinüber, die mit Aidan zusammen auf der gegenüberliegenden Seite des Ackers arbeitete, und warf noch einen Brocken Schutt in die Karre. Sie zog ihre Sweatshirtkapuze über den Kopf. Es tröpfelte, und den schwarzen Wolken nach zu urteilen, die sich über ihnen auftürmten, stand ein Wolkenbruch unmittelbar bevor. Der Indian Summer war zu Ende. Das Wetter passte genau zu Lucys Laune.
    »Woher willst du wissen, dass diese telepathischen Dolchstiche nicht dir gelten? Vielleicht weiß sie, dass du derjenige warst, der die letzten wilden Erdbeeren gegessen hat, die wir gefunden haben?«
    Henry grinste. »Mich kann sie nicht meinen. Ich bin ihr Ansprechpartner.« Er setzte den Fuß auf die Kante seiner Schaufel, trat das Blatt in den knochenharten Boden und brach einen handlichen Klumpen heraus.
    »Ansprechpartner für was?«
    »Für alles, was sie so braucht. Sie ist Lady Del. Für Fragen, Antworten und andere, dringendere Bedürfnisse. Was man sich so denken kann.« Seine Miene war süffisant. »Sie scheint sich übrigens sehr für dich zu interessieren.«
    Lucy zog die Augenbrauen hoch. »Für mich? Ich zähle doch überhaupt nicht.«
    »Darüber könnte man streiten«, antwortete Henry mit einem breiten Grinsen. »Manchmal hat Del ganz spezielle Anliegen.«
    »So.«
    »Wenn du willst, könnte ich auch dein Ansprechpartner sein.« Er wackelte mit den

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