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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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machen und wohin sie uns stecken sollten. Alle taten, als wären wir keine Menschen mehr, nur weil wir krank geworden waren. Ralphie will noch immer mit niemandem sprechen, außer mit Beth und mir.«
    Lucy versuchte, ihrer Angst auf den Grund zu gehen. »Vielleicht liegt es daran, dass ihr überlebt habt. Ihr seid so etwas wie eine lebende und wandelnde Erinnerung daran, dass es die Epidemie gegeben hat.«
    Sammy zuckte die Schultern. »Tja, mag sein. Aber ich kann auch nichts dafür.«
    »Äh«, schaltete Henry sich ein. »Ich störe ja ungern bei eurer intimen kleinen Unterhaltung, aber mir knurrt der Magen, und wenn ihr nicht mithelft, den Rest hier aufzuladen und abzukippen, wird Grammalie Rose persönlich dafür sorgen, dass ich verhungere.«
    Lucy und Sammy tauschten ein Grinsen.
    »Und wenn ich schön bitte-bitte mache?«, sagte Henry.
    »... und dazu in die Pfötchen klatschst ...?«, ergänzte Lucy.
    »Wer kann einem solchen Quälgeist schon widerstehen ...«, schloss Sammy.
    Henry warf ihm eine Schaufel zu. Sammy fing sie.
    »Du bekommst auch einen Kuss«, bot Henry Lucy an. Er spitzte die Lippen und breitete die Arme aus.
    »Henry!«, schrie in diesem Moment Grammalie Rose vom Camp herüber.
    Mit einem Mal erhob sich auf dem Platz ein Tumult aus Schreien und Kreischen. Irgendetwas musste passiert sein. Lucys Herz begann zu rasen.
    »Henry!«
    Und dieses Mal registrierte jeder von ihnen die schrille Panik in Grammalie Roses Stimme.

15. KAPITEL

    Das in Decken gerollte Bündel war kaum als Mensch zu erkennen, und die Geräusche, die es hervorbrachte, klangen eher nach einem verwundeten Tier. Lucy und Sammy waren Henry über den Platz bis ins Medizinzelt gefolgt, wo Grammalie Rose am Kopfende eines provisorischen Bettes kauerte. In einer Ecke drückten sich ein paar kleinere Kinder zusammen. Aidan war auch da. Er hob den Kopf und seine Augen begegneten kurz Lucys Blick. Mit Schrecken nahm sie wahr, wie blass und abgespannt sein Gesicht war. Er sah bedeutend älter aus als siebzehn. Henry ging gegenüber von Grammalie Rose in die Knie und schob die Decken beiseite. Lucy erhaschte einen Blick auf geschwärzte Haut und einen nach Atem ringenden Mund.
    »Sue kocht Wasser für Weidenrindentee. Aidan hat es schon mit nassen Tüchern versucht. Es geht ihm schlecht«, sagte Grammalie Rose. Sie sah zu Sammy und winkte ihn herbei. »Bring die Kinder raus«, sagte sie leise.
    Sammy nickte. Er senkte den Kopf, holte die weiß-goldene Maske unter seiner Kutte hervor und setzte sie anstatt der Maske mit den Hörnern auf. Dann klatschte er in die Hände.»Wer kommt mit Erdbeeren suchen? In zwei Minuten geht es los!« Die Kinder drängten sich aufgeregt plappernd um seine Beine, und Sammy verließ mit ihnen das Zelt.
    »Er verglüht geradezu«, sagte Henry mit einer Hand auf der Stirn des Mannes. »Der Weidenrindentee wird seine Temperatur nicht schnell genug senken.« Seine Miene war besorgt. »Was haben wir sonst noch?«
    »Gegen das Fieber Holunderbeeren und Sonnenhut. Aber wenn der Weidenrindentee nicht hilft ...« Grammalie Rose verstummte. »Gegen die Schmerzen Baldrian und Silberkerze. Vielleicht auch noch einen Rest Echtes Herzgespann, aber ich habe fast alles aufgebraucht, als Lotti sich den Arm gebrochen hat. Später, wenn er etwas ruhiger geworden ist, habe ich noch Rosmarintinktur.« Ihre Hand fuhr kurz über das Gesicht des Mannes. Dann zog sie zwei kleine Glasfläschchen aus ihrer Tasche. In einem befand sich ein körniges braunes Pulver, das andere schimmerte gelbgrün.
    »Ich fürchte, er stirbt«, sagte Henry. Er biss sich auf die Lippen, als schämte er sich für seine Worte.
    Grammalie Rose tauchte ein Tuch in eine Schüssel Wasser und legte es dem Mann auf die Stirn. Dabei knurrte sie leise vor sich hin. Es klang wie eine Reihe von Flüchen. Über ihrer Hakennase schlossen sich ihre Augenbrauen zu einem ärgerlichen Stirnrunzeln zusammen und sie sah Henry wütend an. »Dann werden wir für ihn tun, was wir können. Nicht wahr?«
    Henry senkte den Kopf.
    Unter den dünnen Decken zeichnete sich ein gekrümmter Körper ab. Lucy sah die dunkel unterlaufene Haut, die sich über den kahlen Schädel zog und in großen Placken bis ins Gesicht hinein erstreckte. Die Augen des Mannes standen halb offen und seine Augäpfel waren leuchtend rot. Nicht einmal die Pupillen konnte Lucy erkennen. Es sah aus, als sei das gesamte Auge voller Blut. Der Mann schlug um sich und riss sich das Tuch von der Stirn. Zwei dicke

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