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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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goldene Ringe hingen an seinen schwarzen Ohrläppchen, und auf der Haut der muskulösen Unterarme konnte Lucy dunkelblaue Ornamente und Muster erahnen. Tattoos , durchfuhr es Lucy mit einem Schauder. Sie waren durch die dunklen Unterhautblutungen fast nicht mehr zu unterscheiden. Der Mann, der dort lag, war Leo.
    Ein Opfer der Epidemie!
    Hysterie kroch Lucy den Hals hinauf und sie rang um Fassung.
    Leo hat die Krankheit! Sie schlug sich die Hand vor den Mund, schämte sich ihrer Schwäche und wich dennoch zurück.
    Aidan lief aufgeregt auf und ab. Auf seinem Wangenknochen leuchtete etwas Rotes. Eine neue Verletzung. Lucy trat zu ihm.
    »Hast du ihn gefunden?«, fragte sie.
    »Ja. Dabei habe ich noch nicht mal nach ihm gesucht. Ich bin einfach herumgelaufen, und mit einem Mal lag er da, auf der großen Straße, nur ein paar Meilen von hier entfernt. Sie haben ihn wohl dort rausgeworfen.« Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Er hat mich nicht erkannt und sich gewehrt,und ich musste Gewalt anwenden, um ihn mitzunehmen. Seine Fausthiebe sind wirklich nicht schlecht.« Er rieb sich das Kinn. »Zum Glück ist er nicht bei Kräften. Sonst hätte er mir wohl den Schädel eingeschlagen.«
    Lucy legte tröstend ihre Hand auf Aidans Arm, aber er schien es kaum zu bemerken.
    »Er hat getobt und ist abwechselnd in Ohnmacht gefallen und wieder zu sich gekommen. Weiß der Himmel, was er sieht oder wo er sich wähnt.« Seine Schultern zuckten. » Monster . In einem fort hat er Monster gesagt. Und er hat geschrien wie ein kleines Kind.« Aidan strich sich mit zitternden Fingern durchs Haar.
    »Er wird schon durchkommen«, sagte Lucy und versuchte, zuversichtlich zu klingen. »So wie Sammy.«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.« Aidan drehte sich herum und blieb stehen. Seine Arme hingen schlaff herab. »Wir haben keine Medikamente. Grammalie Rose besitzt nur ein paar Hausmittel. Kräutertee und Pulver gegen Kopfschmerzen und kleinere Verletzungen. Aber nichts für so etwas!«
    »Ich dachte, die Epidemie sei vorüber«, sagte Lucy. »Wie kann sie sich weiter ausbreiten, wenn die, die überlebt haben, gegen die Erkrankung immun sind?«
    »Ich glaube nicht, dass man die Epidemie je ausrotten kann. Der Erreger taucht eine Weile unter und verändert sich. Besiegen werden wir die Epidemie aber nie«, sagte Aidan seufzend und stampfte mit dem Fuß auf.
    »Aidan und Lucy!«, rief Grammalie Rose die beiden zu sich. »Kommt her. Ihr müsst ihn stützen. Er ist zu schwer fürmich.« Ihre raue Stimme klang ganz ruhig, aber ihre Lippen waren so fest zusammengepresst, dass sie in den tiefen Falten ihres Gesichts nahezu verschwanden.
    Lucy zögerte. Im Geiste ermahnte sie sich, dass sie sich gefälligst bewegen solle. Aber es gelang ihr nicht. Sie bohrte ihre Fingernägel in ihre Handflächen.
    »Sobald die Blutungen sichtbar werden, ist das Risiko, sich anzustecken, vorbei«, erklärte Grammalie Rose. »Vor zwei Tagen ging vielleicht noch Gefahr von ihm aus. Aber jetzt ist er nur noch ein Mann, der Schmerzen hat.«
    Lucy schluckte ihre Angst herunter und setzte sich an die Seite der alten Frau.
    Sue war zurück. Die Ärmel ihres Pullovers über ihre Hände gezogen, trug sie einen kleinen Topf mit einer dampfenden trüben Flüssigkeit. Sie kaute an einem ihrer Zöpfe und ihre Augen waren feucht.
    »Vier gehäufte Teelöffel auf zwei Tassen Wasser, Sue?«, erkundigte sich Henry und nahm dem Mädchen den Topf aus der Hand. Der aufsteigende Dampf roch muffig, wie verrottendes Holz.
    »Ja«, antwortete Sue und ließ den Zopf aus ihrem Mund rutschen. Dann zupfte sie mit den Fingern an dem feuchten Ende herum.
    »Gut gemacht, meine Żabka«, sagte Grammalie Rose. »Das wird seine Schmerzen lindern. Jetzt geh wieder.«
    Eilig verließ Sue das Zelt. Grammalie Rose hob die Hand, das Glasfläschchen mit dem braunen Pulver in den Fingern. »Ich werde etwas Baldrian hinzufügen. Vielleicht hilft es.«
    Ihre Augen glänzten wie Teer. Sie schüttelte die letzten Klümpchen Pulver aus der Flasche, dann nickte sie Henry zu. Henry rührte die Flüssigkeit mit dem Finger um und prüfte die Temperatur. »Wir müssen schnell machen«, sagte er zu den anderen und rang sich ein mattes Lächeln ab. »Das Zeug schmeckt einfach unterirdisch. Er wird es nicht mögen und sich wehren.«
    Lucy holte tief Luft und löste ihre ineinander verkrampften Hände. Aidan und sie stellten sich rechts und links neben Leo und hoben seinen Kopf ein wenig an, sodass Lucy ihn auf ihre Knie

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