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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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zwar den Unbedarften, aber für mich stellte sich das ganz anders dar. Schon als er mich bei unserer ersten Begegnung gerochen und sofort den richtigen Schluss gezogen hatte, wusste ich, dass ich es hier mit einem gefährlichen Gegner zu tun hatte. Trotz seiner jungen Jahre verfügte er über erstaunliche Kräfte, das konnte ich deutlich spüren. Wenn der Alte das nicht erkannte, dann war er einfach nur geblendet von seinen Vorurteilen gegenüber Magiern.
    Ich hatte sie beide gekannt, Mirren ebenso wie Merlin. Und wenn ich hätte entscheiden müssen, welche Art des Zauberns wirkungsvoller und mächtiger war, dann hätte ich mich ohne Zögern auf die Seite Merlins geschlagen. Denn gerade weil die Magier ihre Sache nicht wissenschaftlich betrieben, waren sie so erfolgreich.
    Wie ich dem Kleinen erklärt hatte, braucht man zum Zaubern Energie. Und die größte Quelle an Energie stellt die Erde selbst dar. Im Inneren der Erdkugel toben gewaltige Feuer und bewegen sich ungeheure Massen, und die dabei entstehende Energie drängt durch die Schichten der Erdkruste nach oben. Sie stellt eine unerschöpfliche Kraftreserve für jeden Zauberer dar. Das ist die wissenschaftliche Seite.
    »Gibt es etwa noch eine andere?«, fragte der Kleine, als ich ihm diese Zusammenhänge erklärte.
    »Offenbar ja«, musste ich zu meinem Leidwesen eingestehen, denn dieser andere Aspekt war mir als streng rationalem Wissenschaftler bislang verschlossen geblieben.
    »Also lässt sich nicht alles mit deiner Wissenschaft erklären«, folgerte er, und ich sah, wie er sich darüber freute, dass ich eine Sache mal nicht genauer ausführen konnte.
    »Triumphiere nicht zu früh«, warnte ich ihn. »Keine Erklärung zu haben, bedeutet nicht, dass es keine Erklärung gibt.«
    »Aber du hast sie bislang noch nicht gefunden.«
    »Das stimmt«, räumte ich ein.
    »Und wie erklärst du dir das?«, grinste er mit der typischen Überheblichkeit des Unwissenden.
    Ich ignorierte das einfach. »Wir Wissenschaftler denken immer in Ursache und Wirkung. Aber manchmal sind die Ursachen so komplex, dass wir sie nicht mehr verstehen können. Dann entsteht wie aus dem Nichts eine Wirkung. Manchmal lässt sich zurückverfolgen, was dafür verantwortlich war, und manchmal nicht.«
    »Und die Magie ist so ein Fall«, konstatierte er.
    »Leider«, musste ich einräumen.
    »Moriarty kann also etwas, was du nicht kannst und auch nicht verstehst.«
    »Leider«, wiederholte ich.
    »Das freut mich«, strahlte er.
    Ich fragte mich mal wieder, ob ich mich in ihm nicht getäuscht hatte. Er war so völlig anders, als ich erwartet hatte, und ich war mir nicht mehr so sicher, ob ich meine Hoffnungen auf ihn setzen sollte. Vielleicht war das durch die aktuellen Entwicklungen auch gar nicht mehr nötig.
    Wenn Pompignac Erfolg hatte, dann würde ich auch ohne die Hilfe des Kleinen in meine Heimat zurückkehren können. Dazu musste ich nur ihn und seine Freunde daran hindern, dem Überzauber in die Quere zu kommen. Und dafür hatte ich bereits einen Plan.
    Der Kleine glaubte, mich mithilfe meines wahren Namens kontrollieren zu können. Natürlich hatte ich so getan, als sei das möglich, um ihn und den Alten in Sicherheit zu wiegen. Offenbar hatten beide nicht daran gedacht, woher die Informationen in dem Dämonenbuch stammten: von mir. Und ich mochte einen Moment der Schwäche gehabt haben, als ich damals so offenherzig geplaudert hatte, aber ich war nicht so dumm gewesen, alles zu verraten.
    Das mit dem wahren Namen stimmte zwar. Doch eine Kontrolle war nur dann möglich, wenn man ihn in einen entsprechenden Zauber einband. Und den beherrschten weder der Kleine noch der Alte. Sollten sie sich ruhig in Sicherheit wiegen! Der Kleine und seine Freunde hatten sich auf unserer Reise etwas zu oft über mich lustig gemacht.
    Eine kleine Lektion in Demut konnte ihnen nicht schaden.

Siebzehntes Kapitel
    in dem Humbert und seine Gefährten eine Luftreise mit Hindernissen machen
    A m Abend des folgenden Tages standen wir bei Einbruch der Dunkelheit auf einer Waldlichtung um den Ballon herum.
    Der Korb war eine eilig zusammengezimmerte Angelegenheit, und wir konnten froh sein, wenn er überhaupt bis in die Stadt hinein hielt. Rundum an der Reling hingen mit Erde gefüllte Leinensäckchen, die wir bei Bedarf abwerfen konnten, wenn wir schnell an Höhe gewinnen mussten. Moriarty hatte einen großen Kieselstein in eine Leuchte verzaubert, deren Intensität er mit einem einfachen Laut regeln konnte und

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