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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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die er in der Mitte des Korbes platziert hatte. Außer unseren Taschen hatten wir weiter kein Gepäck an Bord.
    Die Ballonhülle war ein bunter Flickenteppich aus verschiedensten Tüchern. Der Landwirt hatte seine ganze Familie zusammengetrommelt und sie hatten aus allen verfügbaren Stoffen die Hülle in der von Agnetha vorgegebenen Größe zusammengenäht. Weil es schnell gehen musste, hatten sie den Ballon nicht rund, sondern viereckig gemacht. Leichte Holzstäbe bildeten die vier Außenkanten, und ich hoffte nur, sie könnten den Kräften, die beim Aufsteigen auf sie einwirken würden, widerstehen.
    Aber meine Sorge war unbegründet. Prometheus inspizierte das Gebilde gründlich und blieb hier und da stehen, umein Pulver aufzustreuen und eine Beschwörung zu brummen. »So«, sagte er schließlich. »Die Nähte sind nun abgedichtet, die Streben sind stabilisiert und die Seile verstärkt. Jetzt dürfte er uns tragen.«
    Wir kletterten in den Korb. Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Magen bei der Vorstellung, gleich keinen festen Boden mehr unter den Füßen zu haben. Agnetha schien es nicht viel besser zu gehen, während Prometheus, Papillon und Moriarty nichts anzumerken war.
    Inzwischen war es fast ganz dunkel geworden. Prometheus und ich konzentrierten uns darauf, genügend Luft in den Ballon zu leiten. Langsam wölbte sich das Tuch über uns. Lothar, der neben mir stand, ergänzte unser zweistimmiges Summen durch einen weiteren Ton. Moriarty lehnte mit verschränkten Armen an der Reling und sah unseren Bemühungen mit einem spöttischen Lächeln zu.
    »Das reicht!«, rief Papillon schließlich. »Jetzt müssen wir die Luft erwärmen.«
    Wir wechselten unsere Beschwörungsmelodie. Inzwischen war ich darin geübt, Lothars Stimme wahrzunehmen. Sie schwebte vor meinem inneren Auge wie ein feiner farbiger Schleier über meinen Zaubersprüchen. Bislang hatte stets eine Harmonie zwischen seinen und meinen Lauten geherrscht, aber diesmal war etwas anders.
    Ich spürte förmlich, wie sein Schleier sich um meine Laute legte und diese langsam in eine andere Richtung zog. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, doch es war nichts Außergewöhnliches zu erkennen. Zur Sicherheit sprach ich seinen Namen aus: »Thrlx, du wirst uns jetzt helfen, mit dem Ballon aufzusteigen.«
    Er zuckte zurück, als er seinen Namen hörte. »Gewiss«, nickte er. »Dein Wort ist mir Befehl.«
    War das nun Ironie oder wirkliche Unterwerfung? Ich hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn Prometheus stieß mich an. »Weitermachen, Bursche«, zischte er. Ich nahm die Beschwörung wieder auf und Lothar schloss sich ebenfalls an. Der Ballon ruckelte, machte einen kleinen Satz, dann noch einen und setzte wieder auf der Wiese auf.
    »Es geht nicht!«, rief Agnetha. »Wir sind zu schwer!«
    »Das kann man ändern«, sagte Lothar leise und schwang sich mit einem Satz über die Korbwand. Erleichtert um sein Gewicht, stieg der Ballon wirklich in die Luft und gewann langsam an Höhe. Allerdings flogen wir nicht auf die Stadt zu, sondern von ihr weg.
    Ich warf einen Blick zurück, konnte Lothar aber in der Dunkelheit nicht sehen. Allerdings glaubte ich, ein hämisches »Gute Reise!« zu vernehmen.
    »Der verfluchte Dämon hat uns reingelegt!«, schimpfte Prometheus. »Ich wusste doch, dass man ihm nicht trauen kann! Wenn wir in diese Richtung weitertreiben, kommen wir nie nach Biarritz.«
    »Können wir die Richtung nicht ändern?«, fragte ich. »Wenn wir unsere Kräfte zusammenlegen, müsste das doch möglich sein.«
    Prometheus war schon dabei, einen Gegenzauber vor sich hin zu summen, und ich spürte, wie der Ballon langsam weiter an Höhe gewann. Prometheus brummte unbeirrt weiter. Aus der Dunkelheit vor uns schälte sich ein noch dunklerer Schatten heraus.
    »Das ist unsere Chance!«, rief Papillon. Er bückte sich, nahm das Seil und vertäute ein Ende an einer Ecke des Korbs.
    »Was hast du vor?«, fragte Agnetha.
    »Wir sind noch nicht so hoch und treiben auf einen bewaldeten Hügel zu. Ich lasse mich runter und stoppe den Ballon.«
    Er warf das Seil über die Bordwand und machte Anstalten hinüberzuklettern.
    »Pap! Halt! Das ist viel zu gefährlich!« Agnetha ergriff seinen Arm, aber er befreite sich mit einer geschickten Bewegung.
    »Keine Zeit, Aggy. Und keine Angst. Ich weiß, was ich tue.«
    Mit diesen Worten verschwand er in der Dunkelheit. Agnetha und ich beugten uns über die Brüstung, konnten seine Umrisse aber nur noch erahnen, so

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