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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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um den Ort vorbei. Während Prometheus und ich für den Antrieb sorgten, studierte Agnetha die Szenerie auf dem Boden, um uns rechtzeitig zu warnen, falls ein ungewöhnliches Hindernis auftauchte oder wir doch entdeckt werden sollten.
    Allmählich tauchten die ersten Lichter der Stadt unter uns auf. In der Ferne sah ich das Meer im Strahl des Leuchtturms glitzern. Obwohl Mitternacht schon vorbei war, herrschte in den Straßen von Biarritz ein emsiges Treiben, was man an den vielen sich bewegenden Lichtquellen sehen konnte. Einige Gebäude wurden von Scheinwerfern angestrahlt, während anderswo komplette Stadtviertel im Dunkel lagen.
    Wir steuerten eines der dunklen Gebiete an. Agnetha gab uns Anweisungen, in welche Richtung wir den Ballon zu dirigieren hatten und ob wir weiter sinken sollten. Ich merkte, wie die für den ständigen Wechsel der Zaubersprüche erforderliche Konzentration allmählich meine letzten Kräfte aufzehrte. Viel länger würde ich dem Alten keine Hilfe mehr sein können.
    Agnetha hing über den Rand des Korbes gebeugt und hielt nach einem geeigneten Landeplatz Ausschau. Es ging hin und her, und ich hatte nicht nur Angst, dass man uns entdecken würde, wenn wir noch weiter in der Luft blieben, sondern spürte auch die nachlassende Kraft meiner Beschwörungen. Bei einem erneuten Zuruf Agnethas schaffte ich es nicht mehr, schnell genug den Zauberspruch zu ändern. Prometheus blickte mich strafend an, aber es war zu spät.
    Ohne Vorwarnung stürzten wir ab.

S IEBTER M ONOLOG DES D ÄMONS T HRLX, DER UNTER DEM N AMEN L OTHAR BEKANNT IST
    Als meine Begleiter in den Ballon kletterten, war es höchste Zeit für mich zu verschwinden. Zum ersten Mal konnte ich etwas Positives in der erniedrigenden Verkleidung als Hund entdecken: Sie würde mir helfen, unerkannt in die Stadt zu kommen. Und das mit einem genügenden Vorsprung, denn der Ballon würde so weit entfernt von Biarritz landen, dass der Kleine und seine Freunde wieder ganz von vorn beginnen mussten.
    Ich blickte dem aufsteigenden Gefährt noch eine Weile nach und war selbst ein wenig erstaunt, wie einfach das alles gewesen war. Der Kleine hatte durchaus gemerkt, dass mein Intonieren nicht in die gewünschte Richtung ging, aber er hatte sich sicher gefühlt, weil er glaubte, mich mit meinem Namen kontrollieren zu können. Selbst wenn das möglich gewesen wäre, hätte er einen fatalen Fehler begangen. Er hatte gesagt: »Hilf uns beim Aufsteigen«, und genau das hatte ich getan. Er hatte nichts davon erwähnt, dass ich mit im Ballon bleiben sollte.
    Ich ließ ich mich auf alle viere nieder, setzte meine unschuldigste Hundemiene auf und lief auf die Straße zu. Wie ich erwartet hatte, achtete niemand auf einen herrenlosen Köter, der sich mit herabhängendem Schwanz an den Reihen derwartenden Fahrzeuge vorbeidrückte. Unbehelligt konnte ich die Wachtposten umgehen und eine Stunde später passierte ich die Vororte von Biarritz.
    Es war sechs Uhr morgens, als ich ins Zentrum der Stadt einlief. Meine Füße schmerzten, denn ich war es nicht gewohnt, so weite Strecken zurückzulegen. Andererseits war das Ziel den Preis wert, denn wenn alles gut lief, würde ich schon bald wieder in meiner Heimat sein.
    Trotz der frühen Stunde waren die Straßen belebt. Auf den Gehsteigen bewegten sich aber nicht die üblichen wohlhabenden Touristen, sondern Männer und Frauen in grauen Anzügen oder Kostümen, denen das Wort Beamter praktisch ins Gesicht geschrieben stand. An vielen Ecken sah ich Mitarbeiter der Sicherheitspolizei in ihren langen Mänteln, und wichtige Kreuzungen wurden von Panzern gesichert, um die Gruppen schwer bewaffneter Soldaten herumstanden. Nur in einigen Nebenstraßen erblickte ich normale Bürger, die aus kleinen Geschäften traten und es eilig hatten, mit ihren Einkäufen schnell wieder nach Hause zu kommen.
    Kurz, es war eine Stadt im Belagerungszustand. Ich fragte mich, wie es der Kleine und seine Freunde wohl schaffen wollten, sich hier frei zu bewegen. Schon bei der ersten Überquerung einer Straße würde man sie erkennen und hochnehmen. Es schien mir fast, als seien meine Sorgen unbegründet gewesen und als hätte ich mir die ganze Mühe mit dem Ballon sparen können. Andererseits konnte ich nicht vorsichtig genug sein. Auch wenn Humbert seine Fähigkeiten noch nicht erkannt hatte, so wusste ich nur zu gut, wozu er imstande war.
    Ich trabte eine Straße entlang, die parallel zum Meer verlief, als mir überraschend ein Duft in die Nase

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