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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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herabeilten, warfen mir einen kurzen Blick zu, denn die plötzliche Bewegung hatten sie unmöglich übersehen können. Aber der Zauber war noch stark genug, um sie nicht weiter darüber nachdenken zu lassen, warum ein Hotelpage so übernervös mit einem Wäschekorb herumlief, in dem eindeutig einer ihrer Mäntel lag.
    Ich musste mich mit aller Kraft dazu zwingen, nicht zu rennen, denn das hätte bestimmt weitere Aufmerksamkeit erregt, und erst als ich die Hotelhalle hinter mir gelassen hatte,wagte ich, größere Schritte zu machen. Den Hof schließlich überquerte ich im Laufschritt, und als ich den Fässerschuppen erreichte, trommelte mein Herz so laut, dass ich dachte, Moriarty und der Page müssten es auf jeden Fall hören.
    Der Magier schlüpfte in den Mantel und stülpte sich den Schlapphut über. Zugleich veränderte er seine Körperhaltung. »Papiere!«, blaffte er uns an. Er war eine nahezu perfekte Kopie des Polizisten von heute Nachmittag.
    »Sie dürfen nur nicht viel reden«, sagte ich. »Man hört Ihren Akzent.«
    »Keine Sorge, das habe ich nicht vor.« Er trat in den Hof und verschwand im Hotel.
    Der Page und ich tauschten unsere Kleidung. Er drückte mir die Hand und machte sich sofort davon. Ich wartete im Schuppen auf Moriarty und die anderen.
    Es dauerte nicht lange, und der Magier kehrte zurück. Er war leicht zu erkennen, denn seitdem wir uns im Hof aufhielten, hatten wir hier keinen Sicherheitspolizisten gesehen. Moriarty war der einzige Schlapphutträger, und er trieb Prometheus und Samira vor sich her, so als seien sie Gefangene, die er an einen anderen Ort überführen müsse.
    Ich verließ den Schuppen und lief ihnen ein paar Schritte entgegen. »Wo ist Agnetha?«, rief ich.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Moriarty.
    »Wir haben sie nicht gesehen«, ergänzte der Alte.
    »Wie hat man Sie denn erwischt?«, fragte ich.
    »Verrat«, zischte Prometheus. »Sie haben uns bereits erwartet. Wir waren kaum in der Innenstadt angekommen, als sie uns auch schon ergriffen, und zwar geplant. Es war eine kleine Straße, die von der Polizei auf beiden Seiten abgesperrt wurde, kaum dass wir in sie eingebogen waren.«
    »Wir müssen weiter«, drängte der Magier. »Reden können wir später auch noch.«
    Wir überquerten den Hof und traten in die Toreinfahrt, als auf der anderen Seite fünf Gestalten auftauchten. Alle trugen die Kluft der Sicherheitspolizei.
    »Dumm gelaufen«, murmelte Moriarty, der, wie wir, stehen geblieben war.
    Die Männer kamen auf uns zu. Einer von ihnen war Isidor Pathé. Ich warf einen Blick über die Schulter. Hinter uns war ebenfalls ein halbes Dutzend Beamter erschienen.
    »So sieht man sich wieder«, sagte Pathé und fasste sich zu einem spöttischen Gruß an die Hutkrempe. »Leider kann ich nicht dulden, dass Sie unsere Gastfreundschaft ausschlagen. Wenn ich also bitten dürfte.«
    Er machte eine Handbewegung in Richtung Hotel. Umringt von zehn Polizisten, gingen wir zurück in das Gebäude. Hatten sie uns schon die ganze Zeit beobachtet und nur ein kleines Katz-und-Maus-Spiel mit uns getrieben? Oder hatte der Page uns verraten, um noch einmal zusätzlich zu kassieren? Wie auch immer, unsere Chancen waren in diesem Moment auf den Nullpunkt gesunken. Ich bezweifelte, dass Moriarty uns aus dieser Lage befreien konnte.
    Wir wurden die Treppe in den ersten Stock hoch und dort in den kleinen Ballsaal geführt. Alle Beamten bis auf Pathé blieben draußen vor der Tür. Er warf seinen Hut auf einen Stuhl.
    »Platz nehmen!«, kommandierte er.
    Wir setzten uns an einen der Tische, die überall herumstanden. Pathé selbst blieb stehen und betrachtete uns scheinbar nachdenklich. »Ein alter Zauberer, seine stumme Assistentin, ein abgebrochener Zauberlehrling und ein ausländischer Magier«, sagte er. »Und ihr habt wirklich gedacht, ihr könntet der Staatsmacht Paroli bieten?«
    »Einen Versuch war es tatsächlich wert«, erwiderte Moriarty trocken.
    »Ein Versuch, der euch teuer zu stehen kommen wird. Inzwischen sind nämlich nicht nur wir an euch interessiert, sondern auch unsere Gäste. Und die kennen weitaus weniger Skrupel als wir, das kann ich euch versichern.«
    Er trat zu mir heran. Seine kalten Augen musterten mich. »Von dir bin ich besonders enttäuscht, Junge. Du hattest die Möglichkeit, dich von deinem Meister loszusagen, und hast es nicht getan. Du hast dich entschieden, mein Feind zu sein. Glaub also nicht, dass ich noch einmal so großzügig bin wie bei unserer ersten

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