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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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mussten noch einmal hoch, um die Leitern und Bretter zu holen. Dann sprangen sie hinten auf, ich kletterte neben Pierre in die Fahrerkabine und wir verließen Pompignacs Anwesen.
    »Warst du erfolgreich?« Pierre warf mir einen fragenden Blick zu.
    Ich nickte. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    »Keine Ursache. Dein Freund Papillon bezahlt gut.«
    »Das werden Sie auch brauchen, wenn Pompignac Ihnen die Rechnung kürzt.«
    Pierre lachte. Er griff in seine Jackentasche und zog eine kleine silberne Statue hervor. »Das dürfte mehr als genug bringen, um die Differenz zu überbrücken.«
    »Sie haben ...« Ich brach den begonnenen Satz ganz schnell ab, denn schließlich hatte ich auch etwas unrechtmäßig aus Pompignacs Haus mitgehen lassen.
    Pierre steckte die Statue wieder ein. »Weißt du, ich habe so meine Erfahrungen mit reichen Leuten. Es gibt kaum einen Auftrag, bei dem sie nicht versuchen, einem unter irgendeinem Vorwand den Arbeitslohn zu kürzen. Deshalb stecke ich vorsichtshalber immer etwas ein. Wird meine Rechnung ordentlich bezahlt, dann schicke ich das Pfand ohne Absender zurück. Und wenn nicht ...« Er schwieg vielsagend.
    Wenig später erreichten wir seine Werkstatt. Papillon wartete bereits auf uns. Ich verschwand mit meiner Tasche in einer Ecke, nahm das geschrumpfte Gemälde heraus und verwandelte es wieder in Originalgröße. Dabei merkte ich, wie meine Hände zitterten. Erst jetzt wurde mir bewusst, was ichgetan und welches Risiko ich auf mich genommen hatte. Ich hatte Pompignac in seinem eigenen Haus bestohlen! Wenn man mich erwischt hätte, dann wäre es aus gewesen mit meiner Zukunft als Zauberer. Wahrscheinlich säße ich jetzt schon in einem Verhörzimmer der Sicherheitspolizei!
    Meine Knie gaben nach, und ich musste mich an Pierres Lieferwagen abstützen, während Papillon die zusammengerollte Leinwand in einen ledernen Köcher steckte, den er mit einem Deckel verschloss.
    »Siehst du, war doch ganz einfach«, sagte er.
    »Du hast gut reden!« Ich atmete tief durch. »Wenn ich gewusst hätte, dass es sich bei deinem Kunden um Pompignac handelt, hätte ich nie und nimmer eingewilligt.«
    »Ich weiß.« Er schlang sich den Köcher über die Schulter. »Deshalb hab ich es dir auch nicht gesagt. Und weil es nicht wichtig war für die Aufgabe. Ob Pompignac oder ein anderer, das spielt doch keine Rolle.«
    »Für mich schon. Als mein Freund solltest du mir so etwas nicht verheimlichen.«
    »Tut mir leid.« Er legte eine Hand auf meine Schulter. »Ich hielt es für das Beste, nichts zu sagen. Aber du hast recht, Freunde sollten so etwas nicht machen. Es wird nicht wieder vorkommen, ich verspreche es.«
    »Jetzt sind wir ja auch quitt«, murmelte ich.
    »Was willst du damit sagen?« Seine Miene verfinsterte sich.«Denkst du, ich habe dir damals am Bahnhof bloß geholfen, um dich in meine Schuld zu bringen?«
    »Ich weiß es nicht.« Ich sah ihm herausfordernd in die Augen.
    »Hmm.« Er wich meinem Blick nicht aus. »Ich verstehe, wie du zu deiner Meinung kommst. Und ich gebe zu, vielleicht etwas viel von dir verlangt zu haben. Deshalb ist es dein gutes Recht, sauer auf mich zu sein. Aber das hat nichts mit der Sache am Bahnhof zu tun.«
    Ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte. Vielleicht sagte er die Wahrheit, vielleicht auch nicht. Irgendwie war alles in den letzten Tagen nicht so gelaufen, wie ich mir das gewünscht hätte. Zuerst die Meinungsverschiedenheit zwischen Agnetha und mir, nun der Streit mit Papillon. Mir brummte der Kopf, und ich wollte nur eins: mich in meine kleine Kammer zurückziehen und niemanden mehr sehen.
    »Ich gehe jetzt«, sagte ich. Nachdem ich mich von Pierre und seinen Helfern verabschiedet und meine Tasche genommen hatte, blieb ich noch einmal vor Papillon stehen. »Ich glaube dir. Aber mach so was nie wieder.«
    Ohne seine Antwort abzuwarten, drehte ich mich um und ging fort.

Elftes Kapitel
    in dem es um ein seltenes Buch und ein unerfreuliches Schreiben geht
    D ie Wochen flogen dahin und sie verliefen in immer der gleichen Routine. Jeden Morgen nach dem Frühstück prüfte Prometheus die Fortschritte, die ich gemacht hatte, und stellte mir bei Erfolg eine neue Aufgabe. Dann zog er sich zurück, um gegen Mittag mit Samira das Haus zu verlassen. Meistens kehrten sie erst am späten Nachmittag zurück und Prometheus befand sich um diese Zeit bereits im fortgeschrittenen Stadium der Trunkenheit. Nach dem Abendessen holte er eine Flasche Schnaps oder Wein hervor, und

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