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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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echte Edelsteine? Bei der Pracht des Hauses konnte ich mir das gut vorstellen. Der Raum war leer – bis auf die Wände, die voller Gemälde hingen. Die meisten davon waren große Ölschinken, einige von ihnen mehrere Meter hoch und breit. Das Bild, das Papillon mir beschrieben hatte, war nicht darunter.
    Der Uniformierte deutete auf die Decke in einer Ecke des Raums. Die Stuckverzierungen, die sich rund um die Decke zogen, waren an einer Stelle herausgebrochen. Eine dunkle Fläche zog sich fast einen Meter in den Raum.
    »Wasserschaden?«, fragte Pierre.
    Unser Führer nickte.
    Pierre legte eine Hand ans Kinn und überlegte kurz. »Wir werden ein Gerüst bauen müssen, um da dranzukommen. Dazu sollten Sie die Gemälde hier in der Ecke besser entfernen lassen.«
    »Ich werde dafür Sorge tragen«, erwiderte der Livrierte.
    »Und wir müssen die Sachen fürs Gerüst und was wir sonst noch brauchen hier hochtragen. Das wird nicht so sauber ablaufen, wie Sie sich das vielleicht wünschen.«
    »Da muss ich erst den Professor fragen.« Der Uniformierte verschwand aus dem Raum.
    »Es ist immer dasselbe mit den feinen Leuten«, seufzte Pierre. »Niemand darf etwas entscheiden außer dem Chef.«
    Ich nutzte die Gelegenheit, um die Frage loszuwerden, die mir auf der Zunge brannte. »Sind wir hier bei dem Zaubereiunternehmer Pompignac?«
    » Professor Pompignac, Kleiner«, grinste er. »Die Reichen legen Wert auf ihre Titel, merk dir das. Wahrscheinlich, weil sie viel Geld dafür bezahlt haben.«
    »Aber er ist es, oder?«
    Pierre nickte. »Der große Meister höchstpersönlich. Und doch bröckelt auch ihm der Putz von der Decke, wie du siehst.«
    Wir mussten etwa fünf Minuten warten, bis der Uniformierte zurückkehrte. In seinem Schlepptau befanden sich zwei Hausdiener in schwarzen Gehröcken und mit weißen Handschuhen. Sie zogen einen Rollwagen hinter sich her, auf dem Decken gestapelt waren, und machten sich sofort daran, eines der Gemälde von der Wand zu heben.
    »Der Professor ist einverstanden. Zuvor müssen jedoch die Bilder entfernt werden.«
    »Dann ziehen wir schon mal los und holen unsere Sachen.« Pierre sah mich an. »Du kannst ja hierbleiben und den Herrschaften bei ihrer Arbeit zur Hand gehen.«
    Ich nickte. Auf diese Weise war es mir vielleicht möglich, das Gemälde ausfindig zu machen, das Papillon mir beschrieben hatte. Ich trat zu den beiden Hausdienern, die das Bild gegen die Wand gelehnt hatten, und half ihnen dabei, es in die Decken einzuschlagen und auf den Rollwagen zu stellen. Nachdem wir vier Bilder so verpackt hatten, schoben sie den Wagen zur Tür hinaus. Ich folgte ihnen bis zu einem Raum am Ende des Flurs, der offenbar lediglich der Aufbewahrung von Gemälden diente, für die im Haus kein Platz war. Und das waren ziemlich viele, die an beiden Seiten an die Wände gelehnt standen.
    Wir luden unsere Fracht ab, fügten sie einem der Stapel hinzu und kehrten in den großen Salon zurück, wo wir die Prozedur wiederholten. Inzwischen hatten auch Pierre und seine Helfer die ersten Utensilien nach oben geschafft, darunter auch meine Werkzeugtasche und die zusammengerollte leere Leinwand, auf die ich das Duplikat zaubern sollte und die in einer Metallröhre versteckt war.
    Zweimal mussten die Diener und ich noch fahren, dann waren die Wände leer. Die Handwerker bauten ein Gerüst in der Ecke auf. Dabei konnte ich ihnen nicht helfen, also schickte mich Pierre noch mal zum Wagen runter, um weiteres Werkzeug hochzutragen. Der uniformierte Hausmeister steckte immer wieder seine Nase in den Raum, um uns zu kontrollieren, und solange er das tat, konnte ich unmöglich auf die Suche nach Papillons Bild gehen. Irgendwann verkündete er zum Glück: »Ich muss mich jetzt um die Gäste des Professors kümmern. Wenn Sie mich brauchen, benutzen Sie bitte die Glocke.« Er deutete auf eine dicke Kordel, die neben der Tür herabhing.
    Ich wartete einige Minuten, bevor ich zur Tür ging und sie öffnete. Dann spähte ich den Flur auf und ab, und als ich niemanden sah, machte ich mich mit meiner Tasche und der Röhre auf in das Gemäldelager. Unten im Haus hörte ich Stimmen und das Herz schlug mir bis zum Hals. Zu spät fiel mir ein, dass ich mir eine überzeugende Ausrede hätte zurechtlegen sollen, falls mich jemand hier entdeckte. Als ich die Tür des Lagers hinter mir schloss, musste ich erst einmal stehen bleiben und warten, bis sich mein Herzklopfen wieder einigermaßen normalisiert hatte.
    Ich legte die

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