Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
Vom Netzwerk:
Schulter sah (sie schienen sehrvertraut miteinander zu sein), verschwand sie in Prometheus’ Kammer. Wenige Minuten später tauchte sie wieder auf, den Alten im Schlepptau. Er hielt eine halb geleerte Flasche Rotwein in der Hand.
    Sie versammelten sich um den Tisch. Samira erschien ebenfalls und stellte Gläser und eine Karaffe mit Wasser vor sie hin.
    Dann wiederholte sich im Prinzip dieselbe Diskussion, die der Kleine vorhin bereits mit Prometheus geführt hatte. Nur, dass er diesmal nicht den Alten, sondern seine Freunde beschwor, seinen Meister vom Untertauchen abzuhalten.
    Ich folgte dem Wortwechsel gelangweilt und überlegte vielmehr, was diese Entwicklungen für mich bedeuteten. Es war zwar unwahrscheinlich, dass Agnetha und ihre Handvoll Mitverschwörer dem Vorhaben Pompignacs irgendwie gefährlich werden konnten, aber ich wollte jedes Risiko ausschließen. Trotz seiner Trunksucht war Prometheus nach wie vor ein außergewöhnlich guter Zauberer. Kleinere Zaubersprüche, an denen andere jahrelang arbeiteten, gingen ihm selbst im Vollrausch noch locker von der Hand, und ich wagte nicht, mir auszumalen, was er anrichten konnte, wenn er nüchtern und konzentriert war. Ein weiteres Problem stellte der Kleine dar.
    Er wusste es zwar selbst nicht, aber ich hatte schnell festgestellt, dass er über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügte. Damit meine ich nicht nur seine Empfänglichkeit für meine Komplementärzauber, obwohl allein sie ihn schon aus der Menge der Zauberer heraushoben. Nein, ich spürte, dass es sich bei ihm um ein Naturtalent handelte. Unter der richtigen Anleitung würde er sowohl Mirren als auch Nublus übertreffen können.
    Und das war kein Wunder. Denn er trug immerhin das Mal.
    Je nachdem, für welche Seite der Kleine sich entschied, konnte er meine Pläne gefährden oder fördern. Für mich war nur wichtig, dass Pompignacs Vorhaben erfolgreich war. Wenn es ihm tatsächlich gelang, die Dimensionssperre zu überwinden, dann würde ich endlich in meine Heimat zurückkehren können.
    Mit dem Kleinen an meiner Seite hatte ich eine mächtige Waffe in der Hand, um den Beschwörungen von Prometheus etwas entgegenzusetzen. Und das war Problem Nummer eins. Denn wenn er weiterhin bei Prometheus blieb, wusste ich nicht, was er wie schnell von dem Alten lernen würde. Denn eins war sicher: Hatte er erst einmal selbst erkannt, über welche Kräfte er verfügte, dann würde er sich nicht mehr so leicht von mir manipulieren lassen. Andererseits konnte ich seine Kräfte, falls er Prometheus verließ und wieder aufs Land zurückging, nicht für meine Zwecke nutzen. Das war Problem Nummer zwei, denn ohne den Kleinen hatte ich dem Alten nichts entgegenzusetzen.
    Und dann gab es noch Problem Nummer drei, den schlimmsten Fall: Der Kleine könnte sich dem Alten und dem Mädchen anschließen und mit ihnen gemeinsame Sache gegen Pompignac machen. Das musste ich verhindern.
    Ich musste mich also entscheiden, welcher Weg der beste zur Erreichung meiner Ziele war. Sollte ich den Kleinen in seiner Skepsis unterstützen und ihn so als möglichen Helfer verlieren? Oder sollte ich seinen Zweifeln entgegentreten und damit das Risiko eingehen, ihn unter Umständen als Gegner zu haben? Auf jeden Fall musste ich ihn mir schnappen, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab.
    Die Runde am Tisch debattierte noch ein wenig hin und her, bevor man mehrheitlich der Meinung war, Untertauchen sei für Prometheus auf lange Sicht die sicherste Lösung. Papillon erklärte sich bereit, alles dafür vorzubereiten. »Ich habe eine Idee für einen sicheren Unterschlupf. Es dauert ein paar Tage, alles zu organisieren, aber wir haben ja auch noch Zeit«, sagte er. »Eine Woche bis zur Rücksendung der Erklärung bleibt uns auf jeden Fall. Die Zeit sollten wir nutzen, um weitere Informationen über Pompignacs Pläne einzuziehen und nach Bündnispartnern Ausschau zu halten.«
    Der Kleine erhob sich von seinem Stuhl. »Wenn ihr mit dieser Widerstandsgeschichte weitermacht und jetzt auch noch in den Untergrund geht, dann werde ich abreisen«, sagte er mit bebender Stimme. »Ich kann von einem Meister, der sich vor den Behörden verstecken muss und der Sabotagepläne verfolgt, nichts mehr lernen.«
    »Das kannst du nicht tun, Humbert«, bedrängte ihn Agnetha. »Du bist doch ebenso betroffen wie wir.«
    »Bin ich das? Im Augenblick bin ich nur davon betroffen, dass mein Meister in den Widerstand geht. Einen Widerstand, von dem niemand weiß, ob er zu

Weitere Kostenlose Bücher