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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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ich musste würgen. Wie konnte jemand das nur aushalten?
    Papillon hatte auf mich gewartet. Ihm schien der Gestank nichts auszumachen. »Man will schon Krokodile hier unten gesichtet haben«, berichtete er im Plauderton. »Aber das glaube ich nicht. Selbst die könnten hier keine Woche überleben. Dafür würden schon unsere pelzigen Freunde sorgen.« Er deutete mit der Lampe nach vorn, wo ein paar große Ratten sich beeilten, dem Lichtstrahl zu entwischen. Auch hinter uns meinte ich ein Quieken zu vernehmen. Es war der reineAlbtraum. Vor und hinter uns fette Ratten, neben uns eine Kloake, in der sich wer weiß welche Lebewesen tummelten, und außer Papillon kein Mensch in der Nähe. Ich wollte ihn fragen, wo er mich hinführte, brachte aber kein Wort heraus.
    Irgendwann blieb er neben einer weiteren Stahltür stehen. Wir konnten höchstens ein paar Minuten gelaufen sein, aber es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Papillon stieß die Tür auf und winkte mich durch. Ich lief ein paar Meter in den dahinterliegenden Gang und schnappte nach Luft.
    »Ein ganz schönes Aroma, was?«, lachte er und schob die Tür hinter sich zu. »Aber keine Angst, du gewöhnst dich dran, wenn du ein paar Mal hier unten gewesen bist.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, japste ich. Ich hatte das Gefühl, den Gestank nie mehr loszuwerden. Er saß in meinen Kleidern, meinen Haaren, einfach überall. Papillon führte mich den schmalen Tunnel entlang bis zu einer weiteren Tür, die allerdings aus Holz und nicht aus Stahl war. Er klopfte dreimal kurz und dreimal lang und stieß sie dann auf.
    Wir standen in einem großen, quadratischen Raum, dessen Wände mit Brettern verschalt waren. Holzpfeiler stützten die Decke ab. Der Boden bestand aus festgetretenem Lehm. In einer Ecke hing eine Laterne an der Wand. Darunter lagen ein paar Matratzen um zwei Gemüsekisten herum. Die Kisten dienten als behelfsmäßiger Tisch. Auf den Polstern saßen Agnetha und Samira, die aufsprangen, als wir eintraten.
    In der gegenüberliegenden Ecke lag eine Gestalt im Halbdunkel auf einem primitiven Lager. Es war Prometheus. Lothar entdeckte ich erst bei genauerem Hinsehen. Er hockte hinter dem Alten an der Wand, fast ganz im Schatten verborgen.
    Agnetha stürzte auf mich zu und nahm mich in den Arm. »Humbert!«, rief sie. »Ich wusste, du würdest uns nicht im Stich lassen.«
    Ich brummelte eine verlegene Antwort und begrüßte dann Samira, die mich mit ernstem Blick betrachtete. Wir packten die mitgebrachten Lebensmittel aus und stellten sie auf die Holzkisten. Samira verschwand im Halbdunkel und kehrte mit ein paar abgesplitterten Porzellantellern und angelaufenen Messern zurück. Agnetha holte irgendwoher vier Gläser.
    Dann aß ich seit langer Zeit wieder gemeinsam mit meinen Freunden zu Abend.

F ÜNFTER M ONOLOG DES D ÄMONS T HRLX, DER UNTER DEM N AMEN L OTHAR BEKANNT IST
    Ich war froh, als der Kleine wieder auftauchte.
    Ich weiß, das klingt merkwürdig für ein Wesen, das keine Emotionen kennt, aber vielleicht hatte der lange Aufenthalt auf der Erde auf mich abgefärbt. Vielleicht war es auch ganz einfach die Tatsache, dass ich mich irgendwie an seine Gesellschaft gewöhnt hatte. Immerhin war er seit mehr als vierzig Jahren der Erste, mit dem ich mich völlig normal unterhalten konnte, einmal ganz abgesehen von seinem Talent, meine Kenntnisse in die Tat umzusetzen.
    Prometheus war so weit in Ordnung, aber er war nicht besonders redselig, und ich hatte mich immer gehütet, ihm meine wahren Fähigkeiten zu enthüllen. Er war ein Zauberer Erster Klasse und meiner Ansicht nach der größte Zauberer seit Nublus dem Dunklen, zumindest wenn er nüchtern war. Und er mochte keine Dämonen. Das war eine für mich unheilvolle Kombination. Also spielte ich ihm gegenüber das tumbe Werhörnchen, das zwar wie durch ein Wunder sprechen, aber einen Zauberstab nicht von einem Handfeger unterscheiden konnte. Auch das ist eine Erfahrung, die ich im Laufe der Jahrtausende auf der Erde gesammelt habe: Die klügsten Leute lassen sich am leichtesten täuschen.
    Der Kleine war eine andere Nummer. Als besonders klugwürde ich ihn nicht bezeichnen. Er war ein Tölpel vom Land, der sich anstrengen musste, um eine etwas komplexere Situation zu begreifen. Viel Bildung hatte er nicht genossen, und gerade das machte ihn mir gefährlich. Denn er hatte Instinkt. Während die klugen Leute sich auf ihren Verstand verlassen und irgendwann nicht einmal mehr das wahrnehmen können, was sich vor

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