ePub: Drachenhaut (German Edition)
seine Finger in eine Schüssel, in deren Wasser Rosenblätter schwammen, und ließ sich von der Dienerin die Hände mit einem Tuch abtrocknen. Sein Lächeln galt der Fürstin der Feen und es wurde mit einem Senken ihrer Lider beantwortet.
Die Peri Banu lehnte sich wohlig seufzend zurück und drehte ihr Glas in der Hand. Sonnenstrahlen filterten durch das aufgespannte Seidensegel über ihren Köpfen und lockten schimmernde Reflexe aus dem goldgrünen Wein, die wie zarte Elfenüber ihre helle Haut tanzten. Der Naga betrachtete die Fürstin nicht ohne Wohlgefallen. Er reckte die langen Glieder und gestattete sich ein Gähnen. »Wohlan, meine Königin«, sagte er und knabberte träge an einer zuckrigen Süßigkeit herum, »dann erzähle mir von deinem Patensohn. Du hast ihn doch bestimmt im Auge behalten?«
Die Peri Banu trank einen Schluck und betrachtete Den Naga nachdenklich über den Rand ihres Glases hinweg. »Du bist hartnäckig«, sagte sie mit leisem Vorwurf.
Der Naga stützte das Kinn in die Hand. »Das bin ich«, bestätigte er. »Ich pflege meine Wetten zu gewinnen, Liebste. Also, was sagst du?«
Die Fürstin ließ sich in die Polster zurücksinken und fächelte sich Kühlung zu. »Du weißt es doch. Ich habe noch keine Zeit gefunden, mich darum zu kümmern. Aber wollten wir nicht ohnehin abwarten, bis das Kind ein wenig älter geworden ist?«
Der Naga sah sie an. Seine Augen verschleierten sich. »Ja?«, sagte er ausdruckslos.
»Was ‒ ja?«, fragte sie ungeduldig.
»Das Kind ist ein wenig älter geworden.« Der Naga konnte seine Erheiterung nicht mehr verbergen. »Er wäre, wenn ihm nicht dieses kleine Missgeschick zugestoßen wäre ‒ du erinnerst dich vielleicht ‒, in diesem Jahr offiziell zum Thronfolger seines Vaters ernannt worden. Der Shâya ziert sich allerdings ein bisschen, was das angeht. Verstehe das, wer will. Ich finde den jungen Mann ganz entzückend.«
Die Augen der Peri Banu wurden groß wie Murmeln. »Aber«, sagte sie. »Aber ‒ was willst du damit andeuten?«
Der Naga beugte sich vor und schenkte ihr und sich nach. Erhielt ihr das Glas entgegen. »Du hast dich etwas vertrödelt, meine Liebe. Um ein paar unbedeutende Menschenjahre ‒ zehn? Zwölf?« Er amüsierte sich unverhohlen.
Die Fürstin sah ihn ungläubig an. »Du willst mich auf den Arm nehmen.«
Der Naga kicherte und trank. Er erwiderte nichts darauf.
»Du willst mich ganz und gar ärgerlich machen!«, rief die Peri Banu aus und sprang auf. Sie stampfte mit dem Fuß auf, dass die silbernen Glöckchen aufgebracht klingelten, die sie um den Knöchel trug. »Warte, du Ungetüm!« Sie hob die Hand und befahl mit einem wütenden Zischen ihren Leibdjinn zu sich. Er wuchs vor ihr aus dem Boden, blauhäutig und flammenäugig, und verneigte sich tief. »Geh, Hanghaurvaungh«, befahl sie. »Sieh im Serail nach meinem Patensohn und bringe mir Nachricht, wie es ihm geht.«
Der Djinn verneigte sich erneut und verschwand in einer blauen Rauchwolke.
Der Naga hüstelte und wedelte die Schwaden beiseite. »Du wirst nicht zufrieden sein«, sagte er. »Was hältst du davon, wenn wir die Wette als erledigt betrachten?«
Sie zog die Brauen zusammen und musterte ihn voller Misstrauen. »Erledigt? Wie meinst du das?«
»Nun, du erkennst an, dass ich sie gewonnen habe ...«
Die Peri Banu ließ ihn nicht ausreden. Hohnlachend hob sie die Hände. »Das hättest du wohl gerne. Siehst du deine Felle davonschwimmen, Naga?«
Er lachte nicht mit ihr. Sein Blick war nachdenklich. »Nein«, erwiderte er nach einer Weile. »Nein, aber ich muss zugeben, dass dein junger Schützling sogar mir gelegentlich ein wenigleidtun könnte, wenn ich ein Herz besäße. Was nicht der Fall ist, wie du weißt.« Er hob den Kopf und warf ihr einen warnenden Blick zu. »Verstehe mich nicht falsch, Fürstin. Er hat jede Qual verdient, weil er in jeder Hinsicht der Sohn seines Vaters, des großen Drachenjägers Faridun, ist.«
Sie griff nach ihrem Weinglas und trank einen großen Schluck, um zu verbergen, wie aufgewühlt sie war. Ihr Atem ging schnell. »Wechseln wir das Thema«, sagte sie, um Fassung bemüht. »Wie ergeht es deinem Schützling, dem Drachenmädchen? Wie trägt sie ihr nicht minder böses Schicksal ‒ zu dem du sie in gewisser Weise ja verdammt hast, du herzloser Geselle?«
Er senkte das Kinn auf die Brust und spielte nachdenklich mit den Fransen der zarten Decke, die über den Tisch gebreitet lag. »Sie ist noch nicht vollkommen erwacht«,
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