ePub: Drachenhaut (German Edition)
verhassten Namens die Ohren zurück. Er riss das Maul zu einem Fauchen auf, das sein mörderisches Gebiss zeigte. Aspantaman zuckte, aber er blieb unerschütterlich stehen. »Du solltest nicht aufgeben, Amayyas. Das sieht dir nicht ähnlich.«
Der Pantherprinz schlug mit dem Schwanz. »Du weißt nicht, wovon du redest«, erwiderte er. »Dies hier ist nicht die Existenzform, die mich quält, auch wenn ich jedes Mal voller Angst bin, dass ich dich verletzen oder gar töten könnte, wenn ich nicht mehr ich selbst bin. Nein, dies hier ist erträglich gegen das, was mich erwartet, wenn der Mond erneut wechselt.«
Aspantaman konnte seinem Blick nicht mehr standhalten. Er senkte den Kopf.
»Siehst du, auch dir geht es wie mir«, fuhr Amayyas fort. »Mein Freund, mein Lehrer ‒ lieber sterbe ich als Panther, als noch einen Tag länger erleben zu müssen, wie alle mich mitleidigansehen. Lieber lasse ich mein Blut, meinen Atem, mein Leben auf den Spießen der Wache, als noch einmal mitzuerleben, wie mein Geist und mein Verstand zu etwas werden, das einer Schüssel Hirsebrei gleicht!« Er schrie die letzten Worte, und sein menschlicher Schrei endete in einem wütenden Knurren.
Aspantaman ließ alles fallen, was er in den Händen hielt, und eilte zu ihm. Er kniete neben dem Panther nieder und legte furchtlos seine Arme um dessen Nacken. »Wenn ich den Fluch an deiner Stelle tragen dürfte, ich würde es tun«, sagte er.
Der Panther schloss die Augen und ließ die Umarmung geschehen. »Du bist der einzige Mensch, der mir lieb und wichtig ist«, sagte er leise. »Mehr sogar als mein eigener Vater. An Tagen wie diesem wünschte ich mir, du wärst es und nicht Faridun.«
Der Obersteunuch klopfte ihm verlegen auf den Rücken. »Du weißt, dass ich als dein Vater nicht nur aus genealogischen Gründen schwerlich zur Verfügung gestanden hätte«, versuchte er zu scherzen.
Der Panther warf ihm einen traurigen Blick zu. »Ich kann nicht darüber lachen, Aspantaman. Aber ich danke dir.« Er pausierte kurz, gab ein leises Grollen von sich und setzte hinzu: »Du meinst, der Altersunterschied zwischen uns wäre nicht groß genug, oder?«
Der Erzieher neigte lachend den Kopf und wollte etwas erwidern, aber seine Worte blieben unausgesprochen. Er sah den Pantherprinzen starr und ausdruckslos an.
»Was ist, Aspantaman?«, fragte Amayyas beunruhigt. Der Erzieher antwortete nicht, regte sich nicht, hockte nur da, auf eine Hand gestützt, und starrte.
»Er wollte und wollte nicht gehen, der lästige Mensch«, sagteeine melodische Stimme. »Aber ich möchte ungestört mit dir sprechen, mein Kind.«
Schlank und anmutig, das schwarze Haar mit Perlen durchwirkt, stand die Peri Banu vor Amayyas, und ihre Schönheit überstrahlte sogar den Glanz der Juwelen, die ihr seidenes Gewand schmückten.
Der Pantherprinz senkte langsam die Lider und hob sie zu einem verwirrten Blick. »Wer bist du?«, fragte er.
Die Peri Banu spitzte entrüstet den rosenlippigen Mund. »Du erkennst wahrhaftig deine liebe Patin nicht?«, fragte sie.
»Oh«, sagte Amayyas. »Du bist es. Ich habe dich so lange nicht mehr zu Gesicht bekommen, dass ich schon dachte, du wärest das Traumgespinst eines Kindes.«
»Traumgespinst!«, fauchte die Fee, und ihr Fauchen klang nicht minder gefährlich als das des Panthers.
Der Prinz zuckte gleichmütig die Schultern, was bei einem Panther durchaus drollig anmutete. »Ich dachte, du hättest es vorgezogen, mich in meinem Elend zu vergessen.«
Die Peri Banu zuckte mit den Lidern, aber sie verlor für keinen Moment den hochfahrenden Ausdruck ihres mondschimmernden Antlitzes. »Ich vergesse niemals etwas«, erwiderte sie schneidend. »Schon gar nicht den Sohn meiner liebsten Freundin, den ich schon als Säugling auf meinem Schoß gewiegt habe und der mir teuer ist wie das eigene Leben.«
»Hm«, machte der Pantherprinz. »Was also willst du von mir, geschätzte Tante?«
»Du bist nicht sonderlich höflich, junger Mann«, erwiderte die Feenfürstin pikiert. »Ich sollte wieder gehen, wenn ich dir so wenig willkommen bin.«
Der Pantherprinz legte die Ohren an, und seine Augen verengten sich. »Du kannst gehen oder bleiben, ganz wie es dir beliebt«, erwiderte er. »Ich halte dich nicht.«
Die Peri Banu schnappte nach Luft. »Du unverschämter, vorlauter, grober Bengel!«, rief sie. Dann begann sie zu lachen. »Du bist unmöglich«, sagte sie. »Komm, sei mir nicht so böse. Eure Menschenzeit vergeht so schnell. Ich habe einen
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