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ePub: Juniper Berry

ePub: Juniper Berry

Titel: ePub: Juniper Berry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.P. Kozlowsky
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Jahren?
    Nach einer halben Ewigkeit kroch ein Lichtstreifen die Stufen hinauf. Die Wände schienen sich in seinem schwachen Schein zu bewegen und nach wenigen weiteren Schritten hatte Juniper das Ende der Treppe erreicht.
    Sie konnten nur in eine Richtung gehen, und zwar durch eine große Halle, die sich in der Dunkelheit verlor. Das einzige Licht kam von vier Fackeln, zwei an jeder Seite der Halle. Die Stille war unheimlich, nur das Knistern der Flammen war zu hören.
    Der Rabe tauchte aus der fernen Dunkelheit auf, schwebte einen Moment krächzend vor ihnen und flog dann wieder dorthin zurück, woher er gekommen war.
    »Bist du bereit?«, fragte Juniper.
    Giles zitterte, doch er nickte und sie wagten sich weiter in die Halle vor, immer dem Vogel hinterher.
    Es gab insgesamt sechs Türen, drei auf jeder Seite der Halle, alle im gleichen Abstand. Es waren schwere Holztüren mit kunstvollen Schnitzereien. Juniper und Giles blieben vor einer der Türen stehen und betrachteten sie genauer. Das Bild einer Eule füllte einen großen Teil der Holzvertäfelung aus. Die Flügel des Raubtieres waren ausgebreitet, seine Krallen zum Angriff geöffnet. Knapp unter der Eulebefand sich das Bild von zwei gekreuzten Schlüsseln, und darunter standen zwischen Symbolen, die wie Hieroglyphen aussahen, zwei Reihen von römischen Zahlen:

    In Junipers Kopf schrillten die Alarmglocken. Sie hatte diese Symbole und Ziffern schon einmal gesehen. Sie griff in ihre Tasche und zog den verkohlten Tagebucheintrag ihres Vaters hervor. Sie drehte das Blatt mit den sinnlosen Worten um und entdeckte auf der Rückseite dieselben hingekritzelten Symbole und Zahlen.
    Juniper beschloss, die gegenüberliegende Tür ebenfalls zu untersuchen.
    Die Schnitzereien auf dieser Tür waren noch verwirrender. Sie zeigten ein von vielen Säulen getragenes Gebäude, in das die Sonne schien und acht kleine Schweine in die Flucht schlug. Darunter befand sich ein Tier, das offenbar ein Löwe sein sollte, doch er hatte eine Schlange als Schwanz und aus seinem Rücken ragte der Kopf einer Ziege. Unter dem Tier lag ein Mann. Er schien tot zu sein.
    »Eine Chimäre«, flüsterte Juniper. »Ich glaube, das ist griechische Mythologie.«
    »Und was ist das ?« Giles zeigte auf eine andere Tür, auf der ein Schaf an sechs Ballons gebunden über den Himmel schwebte. Etwas tropfte aus seinem Körper und fiel wie Regen zur Erde, wo es einen See bildete, über den ein vermummter Mann in einem kleinen Boot ruderte. In dem See standen dieselben römischen Ziffern und Symbole wie auf der ersten Tür und wie auf dem Blatt von Junipers Vater.
    »Ich weiß es nicht. Lass uns nachsehen, was da drin ist. Mach die Tür auf.«
    Giles stemmte sich so kräftig gegen die Tür, dass seine Füße wegrutschten, doch die Tür öffnete sich nur einen winzigen Spalt. »Ich schaff’s nicht«, sagte er. »Sie ist zu schwer.«
    Juniper nahm Giles’ Platz ein und drückte mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür. Nach einiger Anstrengung gab sie allmählich nach. Giles sah verlegen zur Seite. Die Unterseite der Tür schrammte über den Boden, was es noch schwerer machte, sie zu öffnen. Juniper musste eine Pause einlegen, um neue Kraft zu sammeln. Sie starrte auf die schmale Öffnung und fragte sich, wann diese Tür wohl zuletzt geöffnet worden war.
    Von innen begann sich etwas zu nähern, etwas, das quälend langsam über den Boden schlurfte. Juniper und Giles waren wie gelähmt vor Angst. Das kratzende Geräusch wurde lauter und ließ ihnen die Haare zu Berge stehen. Dann wurde eine Schale durch den Türspalt geschoben. Bis auf eine Pfütze braunen Wassers war sie leer. Ein langer Holzstock schob sie noch etwas weiter, und Juniper sah, dass etwas von der Mitte des Stockes herabhing. Es war mit einer Schnur festgebunden und nur wenige Zentimeter groß, aber es schien sich zu bewegen und hin und her zu schaukeln. Es schien die Form eines Menschen zu haben.War das möglich? Sie streckte den Arm aus, aber der Stock wurde zurückgezogen und nur die Schale blieb in der Türöffnung zurück.
    Juniper und Giles tauschten einen neugierigen und zugleich ängstlichen Blick. Dann hörten sie weitere Geräusche hinter der Tür.
    Ein glucksender Laut ertönte, gefolgt von einem feuchten Klatschen, als würde jemand einen Eimer voller Schleim gegen die Wand schütten. Das Klatschen wiederholte sich regelmäßig, aber daneben war noch ein anderes, schlimmeres Geräusch zu hören. Es klang wie die Stimme eines sehr

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