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ePub: Juniper Berry

ePub: Juniper Berry

Titel: ePub: Juniper Berry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.P. Kozlowsky
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Nachmittag, als Mrs. Maybelline gerade gegangen war, klopfte es leise an der Hintertür. Die Schule müsste seit ungefähr einer Stunde zu Ende sein, dachte Juniper, nachdem sie einen Blick auf die Uhr geworfen hatte. Das ist bestimmt Giles. Sie lief die Treppe hinunter, um ihn zu begrüßen und ihm von ihrer Entdeckung zu erzählen. Doch jemand anderes war vor ihr an der Tür.
    »Wer bist du? Was hast du hier zu suchen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, packte Mrs. Berry Giles am Arm und zerrte ihn hinaus auf den Hof, wo sie so laut zu schimpfen begann, dass es alle Angestellten hören konnten. »Wer hat diesen Jungen auf mein Grundstück gelassen? Kümmert sich vielleicht noch irgendjemand um meine Sicherheit? Wofür bezahle ich euch eigentlich?«
    Dimitri unterbrach seine Arbeit, als die anderen Angestellten die Flucht ergriffen, und ging mit ausgestrecktenArmen und nach oben gerichteten Handflächen auf Mrs. Berry zu. »Nein, Mrs. Berry«, sagte er beruhigend, »Sie haben da was falsch verstanden, er ist …«
    »Ich habe etwas falsch verstanden? Ich habe etwas falsch verstanden?! Wie können Sie es wagen? Ich kann Sie jederzeit wieder auf der Straße setzen!« Sie schüttelte Giles, und ihre Fingernägel bohrten sich in seinen Arm. »Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie viele Leute durch mich und meine Familie ins Rampenlicht gelangen wollen? Sie machen Fotos und verbreiten Lügen über uns! Wir sind ständig in Gefahr!«
    Mit vor Schmerzen weichen Knien flehte Giles: »Loslassen, Mrs. Berry, bitte …« Aber Junipers Mutter achtete nicht auf ihn.
    »Mom, warte!« Juniper rannte aus dem Haus. Ihr Fernglas, das wie immer um ihren Hals hing, schlug bei jedem Schritt gegen ihre Brust. Sie sah, wie ihrem Freund die Tränen in die Augen stiegen. »Du tust ihm weh!«
    »Zurück, Juniper! Das ist gefährlich!« Die gute Laune von heute Morgen war lange verflogen, ein Trugbild, das sich hell gegen die beginnende Abenddämmerung abzeichnete.
    »Mom, das ist Giles. Er ist mein Freund.«
    »Ein Freund? Gerade du solltest es besser wissen.« Ihr Kopf schoss ärgerlich hin und her. »Er ist neidisch auf uns.«
    »Nein, Giles ist nicht so. Ich schwör’s dir!«
    Mrs. Berry starrte Giles an, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und knirschte mit ihren makellosen Zähnen.»Vielleicht jetzt noch nicht. Aber irgendwann bestimmt.« Sie tastete Giles nach einer Kamera ab und schob ihn zu Juniper hinüber, als sie keine fand. »Und du …«, sie zeigte auf Dimitri. »Mach mit deiner Arbeit weiter. Ich bezahle dich schließlich nicht fürs Herumstehen.«
    »Nein, Mrs. Berry«, murmelte Dimitri betreten. Er zog seine Axt aus dem Baumstumpf und hackte weiter Holz, ohne noch einmal aufzusehen.
    Mrs. Berry wandte sich an Juniper. »Du behältst ihn im Auge, klar?«, befahl sie mit einem Seitenblick auf Giles. »Er ist verzweifelt. Das sehe ich.« Dann ging sie eilig zurück ins Haus und hielt sich den Kopf, als wäre er kurz vorm Platzen.
    »Es tut mir leid«, sagte Juniper, während sich Giles mit Tränen in den Augen den Arm massierte.
    »Mach dir deswegen keine Sorgen, June.«
    Ein Spitzname! Juniper war überwältigt. Sie ging zu Giles und fuhr mit dem Daumen unter seinem Auge entlang. Das hatte ihr Vater früher immer bei ihr gemacht. »Nicht weinen«, sagte sie.
    Als sie das kummervolle Gesicht ihres Freundes genauer betrachtete, sog sie scharf die Luft ein. Die Tränen quollen aus einem unnatürlich schwarzen Auge. »Verflixt! Ist das meine Mom gewesen?«
    Giles schüttelte den Kopf und schniefte. »Schule.«
    Es gab keine weiteren Erklärungen, und die waren auch nicht nötig. Juniper konnte sich denken, was passiert war.
    Sie zeigte zum Haus. »Früher war meine Mutter nie so«,sagte sie. »Alle mochten sie. Sie hat jeden freundlich und nett behandelt.«
    »Es ist der Baum, nicht wahr?« Giles’ Stimme klang heiser. »Genau wie bei meinen Eltern. Der Baum ist an allem schuld.«
    »Wir werden es herausfinden.« Dann erzählte sie ihm vom Ausflug ihrer Eltern in die nasse, dunkle Nacht, von den Ballons und ihrer überraschend guten Laune am nächsten Morgen und von ihrer Theorie über den Raben.
    »Glaubst du wirklich, ein Vogel kann uns helfen?«, fragte Giles.
    »Ich glaube, er ist der einzige Hinweis, den wir haben.«
    Die untergehende Sonne ließ einen zerkratzten Himmel zurück und die leichte Brise wurde zu einem schneidenden Wind. Juniper und Giles kehrten zu dem altersschwachen Baum zurück und wurden von den

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