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Equilibrium

Equilibrium

Titel: Equilibrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Rose
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würde. Er kam eigentlich nur zu meinen Eishockeyspielen, aber wahrscheinlich auch nur, weil er irgendeine Wette laufen hatte. Wir hatten uns beide angewöhnt, unser eigenes Ding zu machen, und ich schätzte mein Alleinsein. Aber jetzt machte es mich plötzlich einsam.
    Ich nahm wieder Papier und Stift und ordnete meine Gedanken. Also, ich war in Kalifornien aufgewacht, genauer gesagt in Mountain View. Ich war im Auto meiner Mutter aufgewacht. Ella und Gertrude waren mit mir im Auto. Wir fuhren zu einem Haus, in dem ich anscheinend schon lange wohnte, nämlich acht Jahre. Dort hatte ich mein eigenes Zimmer. Ich hatte einen Bruder! Nicht nur irgendeinen Bruder, sondern einen, den ich sofort in mein Herz geschlossen hatte. Harry war der Beste. Ich vermisste ihn gerade wirklich, aber nicht so sehr, wie ich Kellan vermisste. Beim Gedanken an Kellen kamen mir wieder die Tränen, aber ich wischte mein Gesicht schnell trocken und schrieb weiter.
    Die meiste Zeit meiner wenigen Wochen in Mountain View war positiv. Die Highlights waren der Kampf um einen Platz in der Eishockeymannschaft und mich in Kellan zu verlieben. Das größte Minus dabei war die ständige Unsicherheit; nicht zu wissen, was los war. Außerdem hatte ich meinen Dad vermisst. Ich erkannte, dass ich ihn immer noch vermisste. Er war ja nie da.
    Es gab so viel unerklärte Faktoren, Simla und Justin zum Beispiel. Sie waren beide an meiner Schule in Princeton. Aber als ich in Mountain View aufwachte, waren sie da auch an meiner Schule! Und sie erkannten mich nicht aus Princeton wieder. Was machten sie in Mountain View? Ich fragte mich, ob sie wieder nach Princeton zurückgekehrt waren. Wie funktionierte diese ganze Dimensions-Sache eigentlich? War alles, wie vor zwei Tagen? Ich wusste, dass konnte nicht sein, denn Gertrude war nicht hier. Obwohl sie auch über Nacht bei anderen Hunden sein konnte, überlegte ich. Aber ich hatte meine Zweifel. Und was war mit Ariele? Wenigstens gab es für ihre Anwesenheit in Mountain View eine vernünftige Erklärung: Ihrer Mutter war dort ein tolles Jobangebot gemacht worden. Trotzdem erklärte es nicht, warum sie acht Monate zurück in der Zeit und in eine andere Dimension gereist war.
    Was machte ich überhaupt wieder hier? Ich wusste, dass meine Mom mich nicht wieder zurücktransportiert hatte, schließlich hatte sie gewollt, dass ich bleibe. Aber wer dann? Wer hatte Kellan und mich gefangen, an diesem dunklen Ort eingesperrt und mich dann nach Princeton transportiert? Und warum? Und wo war Kellan?
    Die Tränen stiegen wieder auf. Ich wollte die Wärme von meiner Familie und von Kellan spüren. Ohne darüber nachzudenken, hob ich Klamotten vom Boden auf, faltete sie und legte sie zu ordentlichen Stapeln auf mein Bett. Dann nahm ich einen Stapel T-Shirts, um sie in meine Kommode zu legen. Ich zog eine Schublade auf und entdeckte, dass sie mit Schokoladenpapierchen, Cola-Dosen und Kaugummi vollgestopft war. Einige Kaugummireste klebten sogar am Boden der Schublade. Ich öffnete die restlichen Schubladen. Sie sahen alle gleich aus. Ich ließ meinen frisch gefalteten Stapel T-Shirts auf den Boden fallen und klappte daneben zusammen. Tränen strömten über mein Gesicht. Ich fühlte mich total verlassen.
    Ich saß ungefähr eine Stunde lang so und tat mir selbst furchtbar leid. Ich musste eingenickt sein, weil mich die Türklingel aufschreckte. Eigentlich hatte ich vor, sie zu ignorieren, aber der Besucher war hartnäckig und klingelte immer wieder.
    Ich machte Monica die Tür auf, die stinksauer aussah, aber ihr Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig, als sie mich von oben bis unten ansah. Ein interessantes Schauspiel: Überraschung, Ekel, Mitleid, noch mehr Wut. Sie packte mich grob am Arm und schob mich bis in mein Zimmer zurück.
    »Arizona Stevens, was zur Hölle?!«
    Weil ich nicht wusste, wo ich anfangen sollte, schüttelte ich nur den Kopf. Tränen liefen über mein Gesicht. Monica sah mich geschockt an. Sie hatte mich noch nie vorher weinen sehen. Obwohl sie so wirkte, als ob es ihr unangenehm wäre, tätschelte sie verlegen meine Schulter. Ich brauchte eher eine Umarmung, das kam aber wohl nicht in Frage. Jede ihrer kurzen Berührungen war besser als nichts. Ich sah sie dankbar an und versuchte, meine Gefühle in den Griff zu bekommen, damit die Tränen aufhörten.
    »Hier«, sagte sie und gab mir eine Schachtel Kosmetiktücher.
    Ich nahm sie und beruhigte mich, während ich mein Gesicht abwischte. Ich musste

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