Equilibrium
einfach. Es ist wahnsinnig kompliziert. Ich erzähl es dir, versprochen, aber nicht jetzt.«
»Mann, A . Jetzt machst du mir wirklich Sorgen. Und du machst mich superneugierig. Ich muss nicht unbedingt zum Training. Wenn du mich zum Reden brauchst, bleibe ich. Ehrlich, ich glaube, das sollte ich.«
»Nein, M . Fahr. Ich brauche wirklich Zeit zum Nachdenken«, sagte ich bestimmt. Brauchte ich ehrlich. Auf dem Weg zu mir nach Hause sprachen wir nicht, aber die Stille war nicht sehr unangenehm. Sie hielt in unserer Auffahrt, um mich aussteigen zu lassen.
»Kommst du morgen zur Schule?«
»Ja, muss ich wohl. Kannst du mich abholen?« Ich vermisste wirklich meinen Jeep, den ich in Darley-Land zurückgelassen hatte.
»Klar, bis morgen«, sagte sie und fuhr los.
Ich drehte mich um und starrte das Haus an. Wie ich es vermisst hatte! Ich erinnerte mich an meinen Trip mit Kellan und Ariele hierher, als ich die Kombination für das Garagenschloss nicht kannte. Heute wusste ich, dass es daran gelegen hatte, dass wir in der falschen Dimension hergekommen waren, aber damals wusste ich das noch nicht. Ich war total verwirrt gewesen. Das Haus hatte es noch gegeben, aber wir lebten nicht darin. Deshalb ging ich diesmal, obwohl ich einen Haustürschlüssel hatte, zum Tastenfeld an der Garage und gab die Nummern ein.
»Hey, Arizona?«
Ich drehte mich um und sah Raymond, unseren Nachbarn von nebenan. Ich war so froh ihn zu sehen, dass ich ihn fast umarmt hätte, hielt mich aber zurück. Das wäre so gar nicht ich, Arizona Stevens .
»Gefällt mir, was du mit deinen Haaren gemacht hast, sehr hübsch. Ist dein Dad da?«
»Nein, Mr. Golden. Er ist für ein paar Tage nach Atlantic City gefahren.«
Raymond umarmte mich mitfühlend. Er war ein netter Kerl. Er und seine Frau Beth waren schon immer für mich da gewesen. Sie waren beide in ihren Sechzigern. Ihre Kinder waren schon lange ausgezogen, also hatten sie mich irgendwie adoptiert. An ihre Tür konnte ich klopfen, wenn ich etwas brauchte, und das war ziemlich oft, weil Dad ständig weg war.
»Nun, sag Bescheid, wenn du etwas brauchst. Beth sieht nachher noch einmal nach dir.«
Ich nickte dankbar, wobei ich gegen alle Instinkte – Darley Instinkte – ankämpfte, ihn zu umarmen und betrat das stille, einsame Haus. Kein Geräusch von Ellas Spielen oder Kellans und Harrys Lachen. Ich setzte mich auf mein Bett und ließ meinen Tränen freien Lauf. Schließlich war ich alleine und musste sie vor niemandem verstecken. Die Tränen wurden zu einem richtigen Bach und ich hörte mein eigenes Schluchzen, laute herzzerreißende Schluchzer. Ich legte mich auf mein Bett und drehte mich zur Seite, damit die Tränen von meinem Gesicht auf das Kissen tropfen konnten. Waren es Freudentränen, weil ich wieder zu Hause war, oder verzweifelte Tränen der Einsamkeit? Sie fühlten sich jedenfalls nicht wie Freudentränen an. Aber warum? Ich sollte überglücklich sein, weil ich wieder zu Hause war, in meinem echten Leben. War das nicht, was ich die ganze Zeit so verzweifelt gewollt hatte, als ich weg war?
I ch musste eingeschlafen sein, denn plötzlich war wieder Morgen und Zeit zur Schule zu gehen. Dem konnte ich nicht noch einen Tag ausweichen, nicht dass ich es gewollt hätte. Das Haus war ohne Gertrude oder meinen Dad zu still. Ich nahm an, Dad war noch in Atlantic City und Gertrude… Tja, sie musste noch in meinem alternativen Leben sein. Alles war viel zu verdreht. Während ich auf meinem Bett saß, fragte ich mich, wie ich mit allem umgehen sollte. Ich musste mich dazu zwingen, alles ganz mechanisch zu machen, bis ich einen Weg fand, Kellan zu erreichen. Das würde unheimlich beängstigend sein, aber ich musste mich zusammennehmen, damit ich Kellan hoffentlich helfen konnte. Trotzdem musste ich ihn erst einmal finden. Ich checkte mein Handy, weil ich immer noch verzweifelt hoffte, dass Kellan es irgendwie geschafft hatte, mir eine SMS zu schicken.
Ich hatte einige entgangene Anrufe, hauptsächlich von Beth. Mir fiel wieder ein, dass Raymond gesagt hatte, sie würde nach mir sehen. Bevor ich zur Schule ging, sollte ich besser nebenan reinschauen und ihr sagen, dass ich okay war. Ich hatte auch einen Haufen SMS, aber keine von Kellan oder irgendjemand anderem aus meinem Darley-Leben. Ich beschloss, mich später darum zu kümmern. Schnell duschte ich und zog mich an. Mein blondes Haar war nicht zu verstecken, also föhnte ich es und gab mir Mühe es extra gut aussehen zu lassen. Um den
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