Equilibrium
versuchte, sich Zugang zum Portal zu verschaffen. Aber wer? Das Oktober-Projekt war vor der Öffentlichkeit komplett geheim gehalten worden. Es musste jemand innerhalb von Ames sein. Hatte jemand die Kinder als Druckmittel genommen? Warum hatten sie noch nicht Kontakt zu ihr aufgenommen? Oder hatte sie entführt? Sie checkte wieder ihr Handy. Keine Nachrichten, weder SMS noch Voicemail. »Larry, kannst du dein Handy checken?«
»Hast du es piepsen gehört?«, fragte er überrascht.
»Nein, aber könntest du es trotzdem checken?«
Das tat er; es gab keine Nachrichten. »Ollie, was denkst du?«
»Ich muss einfach immer daran denken, dass es vielleicht im Zusammenhang zum Oktober-Projekt steht. Das Portal ist manipuliert worden und jetzt sind die Kinder verschwunden. Das ist zu viel, um Zufall zu sein.«
»Du hast recht. Das gleiche habe ich auch gedacht. Aber wer? Es muss ein Insider-Job sein, jemand bei Ames. Irgendwelche möglichen Kandidaten?«
»Glaubt ihr zwei das wirklich?«, fragte Rupert. »Ich dachte, wir würden eine Lösegeldforderung erhalten.«
»Vielleicht hast du recht, Rupe. Ich glaube nur, dass es ein zu großer Zufall ist. Arizona verändert sich, das Portal wird manipuliert und jetzt das hier.«
»Wer?«, murmelte Rupert und sah Larry an.
»So wenige von uns sind direkt am Projekt beteiligt. Olivia und ich, natürlich. Dann ist da Kevin auf der gegenüberliegenden Seite. Ich arbeite schon seit Jahren mit ihm zusammen und vertraue ihm bedingungslos. Ich muss mich mit ihm in Verbindung setzen und herausfinden, was auf seiner Seite läuft, aber im Moment ist das aussichtslos, weil das Portal geschlossen ist.«
»Es gibt Leute, die nicht direkt beteiligt sind, die aber auch von dem Projekt wissen oder davon gehört haben können«, fügte Olivia hinzu.
»Gehen wir sie durch«, schlugen Larry und Rupert gleichzeitig vor.
»Mal sehen, da sind die Ehepartner der Beteiligten. Du, Rupert und Kevins Ex« begann Olivia.
Larry ergänzte: »Kevin und Inez haben zwei Kinder, Lena und David. Für sie kann ich bürgen, wirklich nette Leute, bei Inez besteht keinerlei Verbindung zu Ames. Inez und die Kinder leben in Mountain View. Ich nehme an, dass Kevin sie aus irgendeinem Grund hier herübergeschickt hat, um hier zu leben. Er hat mich gebeten, auf sie Acht zu geben, falls sie irgendetwas bräuchten. Lena geht jetzt zur Brown-Universität und David ist auf der Mountain View High. Inez arbeitet Teilzeit in der Bibliothek. Nette Frau.«
»Was ist mit Mitarbeitern im Außendienst? Könnte einer von ihnen von dem Projekt gewusst haben?«, fragte Rupert.
»Die beiden, die am längsten in der Datenverarbeitung beschäftigt sind, heißen Erica Sen und Grayson Weeks«, antwortete Olivia nachdenklich. »Und Glenda hat vor kurzem bei uns angefangen. Ich kenne sie alle seit Jahren. Man hat ihnen nie vom Oktober Projekt erzählt, aber sie haben es wahrscheinlich herausgefunden.«
»Warum hast du ihnen nichts erzählt, wenn du ihnen vertraut hast?«, fragte Rupert.
»Ich glaube, weil wir unabsichtliche Patzer vermeiden wollten. Wie auch immer, sie sind wahrscheinlich ohnehin dahintergekommen, wie ich schon sagte. Ich weiß, dass Glenda es schon in der kurzen Zeit geschafft hat, die sie hier ist.« überlegte Olivia.
»Okay, gehen wir sie einzeln durch«, schlug Larry vor. »Fangen wir bei Grayson an. Er bleibt für sich. Ich glaube, er hat vor Jahren seine Frau verloren und erzieht seitdem alleine seinen Sohn.«
»Stimmt«, sagte Olivia. »Sein Sohn heißt Justin, ein Problem-Teenager, soweit ich gehört habe. Er war in den Angriff Simlas auf Arizona verwickelt, da bin ich sicher«, sagte Olivia.
»Simla, das ist doch Ericas Tochter, oder?«, fragte Rupert.
Olivia nickte. »Erica Sen arbeitet eng mit Grayson zusammen. Sie teilen sich bei Ames ein Labor und ein Büro. Sie arbeiten gut zusammen und sind ein ausgesprochen produktives Team. Ich hatte noch nie irgendwelche Probleme mit ihnen. Ericas Tochter Simla, scheint eine Abneigung gegen Arizona entwickelt zu haben, aber ich habe keine Ahnung warum. Ich erinnere mich zufällig, dass Arizona erwähnt hat, in Princeton hätte sie eine gute Freundin, die auch Simla hieß. Ich schweife ab. Das hat bestimmt nichts mit dem hier zu tun. Also, zurück zu Erica. Sie ist mit einem Psychiater verheiratet, Raj. Er ist absolut unmöglich.«
»Inwiefern unmöglich?«, fragte Rupert.
»Tja, er hat eindeutig Komplexe und er hat gezeigt, dass ihm seine ärztliche
Weitere Kostenlose Bücher